So funktioniert die Pflegeberatung: Individuelle Unterstützung für Pflegebedürftige und Angehörige
Zusammenfassung
Die Pflegeberatung ist ein kostenloses Angebot für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen, das individuelle Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigt und bei der Organisation der Pflege hilft. Sie wird von qualifizierten Fachkräften durchgeführt und umfasst Themen wie finanzielle Leistungen, Wohnraumanpassung und Entlastungsangebote. Ziel ist es, ein selbstbestimmtes Leben trotz Pflegebedürftigkeit zu ermöglichen.
Die Pflege eines Angehörigen oder die eigene Pflegebedürftigkeit stellt Betroffene und ihre Familien vor vielfältige Herausforderungen. Seit 2009 haben alle pflegebedürftigen Menschen in Deutschland einen gesetzlichen Anspruch auf eine individuelle Pflegeberatung. Doch was genau bietet eine solche Beratung und wie können Sie diese für sich oder Ihre Angehörigen nutzen?

Was ist eine Pflegeberatung?
Bei einer Pflegeberatung erhalten Sie als pflegebedürftige Person oder als pflegender Angehöriger umfassende Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten, die Ihnen zustehen. Ein zertifizierter Pflegeberater oder eine zertifizierte Pflegeberaterin schätzt Ihre individuelle Situation ein, stellt Ihnen entsprechende Leistungen vor und erstellt für Sie einen maßgeschneiderten Versorgungsplan[11].
Das Hauptziel der Pflegeberatung ist es, dass pflegebedürftige Menschen möglichst lange selbstbestimmt und selbstständig leben können. Dafür werden individuelle Lösungen entwickelt, die auf die jeweiligen Bedürfnisse und Wünsche abgestimmt sind und eine hohe Lebensqualität ermöglichen[2].
Wer hat Anspruch auf eine Pflegeberatung?
Einen rechtlichen Anspruch auf eine individuelle Pflegeberatung nach § 7a SGB XI haben:
- Personen mit einem anerkannten Pflegegrad
- Personen, die einen Antrag auf Pflegegrad gestellt haben und einen erkennbaren Hilfe- und Beratungsbedarf haben[11][5]
Die Pflegekasse muss Ihnen spätestens zwei Wochen nach Antragstellung oder nach Feststellung Ihrer Pflegebedürftigkeit Beratungstermine nennen. Auf Ihren Wunsch können auch Angehörige, Nachbarn oder ehrenamtliche Helfer:innen in die Pflegeberatung einbezogen werden[5].
Wo finden Sie eine Pflegeberatung?
Es gibt verschiedene Anlaufstellen für eine Pflegeberatung:
Pflegestützpunkte
In fast allen Bundesländern gibt es Pflegestützpunkte, in denen zertifizierte Pflegeberater:innen arbeiten. Diese Stützpunkte bieten eine neutrale und kostenlose Beratung[11].
Weitere Beratungsmöglichkeiten
Neben den Pflegestützpunkten können Sie sich für eine Pflegeberatung auch an ambulante Pflegedienste, kommunale Stellen oder Einrichtungen der Wohlfahrtspflege wie die Caritas wenden[11].
Beratung für privat Versicherte
Wenn Sie privat pflegeversichert sind, ist die compass private pflegeberatung die richtige Anlaufstelle. Während sich gesetzlich Versicherte in der Regel zunächst bei ihrer Kranken- oder Pflegekasse melden, vermittelt die private Versicherung ihre Versicherten an compass[11].
Wie läuft eine Pflegeberatung ab?
Eine Pflegeberatung kann auf verschiedene Weise stattfinden:
Persönliche Beratung vor Ort
Die persönliche Beratung kann in einer Beratungsstelle oder auf Wunsch auch bei Ihnen zu Hause stattfinden. Der direkte Kontakt ermöglicht den Pflegeberater:innen, Ihre häusliche Situation besser einzuschätzen[2].
Telefonische Beratung und Online-Beratung
Wenn Sie die Pflegeberatungsstelle nicht persönlich aufsuchen können, haben Sie die Möglichkeit, die Beratung telefonisch oder als Videoanruf in Anspruch zu nehmen[11][3].
Ablauf der Beratung
In der Beratung werden zunächst Ihre Bedürfnisse und Wünsche besprochen. Anschließend informiert Sie der/die Pflegeberater:in über:
- Pflege- und Betreuungsangebote in Ihrer Region
- Möglichkeiten zur Entlastung pflegender Angehöriger
- Finanzielle Unterstützungsleistungen
- Wohnraumanpassungsmaßnahmen
- Hilfsmittel für die Pflege
Auf Basis dieser Informationen erstellt der/die Pflegeberater:in einen individuellen Versorgungsplan, der elektronisch dokumentiert wird. Mit Ihrer Zustimmung kann dieses Dokument einfacher mittels einer sicheren Verbindung mit anderen Beteiligten geteilt werden[11].
Besonderheit: Beratung bei Pflegegeldbezug
Wenn Sie pflegebedürftig sind, Pflegegeld erhalten und von Ihren Angehörigen zu Hause versorgt werden, sind Sie je nach Pflegegrad zu regelmäßigen Beratungseinsätzen verpflichtet:
- Bei Pflegegrad 2 und 3: halbjährlich
- Bei Pflegegrad 4 und 5: vierteljährlich[12]
Bei diesem Beratungseinsatz kommen die Pflegeberater:innen zu Ihnen nach Hause und prüfen, ob die Pflege gut läuft. Gleichzeitig geben sie wertvolle Pflege- und Entlastungstipps[12].
Qualitätsmerkmale einer guten Pflegeberatung
Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat eine Checkliste mit den zehn wichtigsten Merkmalen guter Beratung zur Pflege veröffentlicht. Demnach sollte eine gute Pflegeberatung:
Qualifikation der Pflegeberater:innen
Pflegeberatungen werden durch speziell qualifizierte Fachkräfte durchgeführt. Dazu gehören:
- Pflegefachpersonen
- Sozialversicherungsfachangestellte
- Sozialarbeiter:innen
Diese Fachkräfte haben eine entsprechende Weiterbildung absolviert[5].
Praktisches Beispiel: Frau Schmidts Erfahrung mit der Pflegeberatung
Frau Schmidt (78) lebt allein und bemerkt zunehmende Schwierigkeiten im Alltag. Ihre Tochter, die in einer anderen Stadt wohnt, macht sich Sorgen. Gemeinsam suchen sie einen Pflegestützpunkt auf.
Die Pflegeberaterin erklärt ihnen zunächst, wie sie einen Pflegegrad beantragen können. Sie erläutert, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt - von der Haushaltshilfe bis zum Notrufsystem. Anschließend erstellt sie einen Versorgungsplan, der genau auf Frau Schmidts Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Drei Monate später hat Frau Schmidt Pflegegrad 2 und kann verschiedene Leistungen in Anspruch nehmen. Die Pflegeberaterin bleibt als Ansprechpartnerin erreichbar und hilft bei weiteren Fragen.
Fazit
Eine Pflegeberatung bietet wertvolle Unterstützung in der oft unübersichtlichen Pflegelandschaft. Sie hilft Ihnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und alle Ihnen zustehenden Leistungen zu erhalten. Die Beratung ist kostenlos und steht allen Pflegebedürftigen sowie deren Angehörigen zu.
Nehmen Sie dieses Angebot wahr - sei es persönlich vor Ort, telefonisch oder per Videogespräch. Die fachkundige Beratung kann entscheidend dazu beitragen, die Pflegesituation für alle Beteiligten zu verbessern und ein selbstbestimmtes Leben trotz Pflegebedürftigkeit zu ermöglichen.