Seebestattung in Deutschland: Die letzte Reise auf dem Meer

Zusammenfassung

Die Seebestattung ist eine naturnahe und würdevolle Alternative zur traditionellen Bestattung, bei der die Asche einer verstorbenen Person in einer wasserlöslichen Urne auf See beigesetzt wird. Sie erfordert eine Einäscherung, eine Ausnahmegenehmigung vom Friedhofszwang und kann begleitet oder anonym durchgeführt werden. Diese Bestattungsform bietet Angehörigen Trost, entlastet von langfristiger Grabpflege und symbolisiert für viele Freiheit und Unendlichkeit.

Die Seebestattung bietet eine besondere Form des Abschieds für Menschen, die sich mit dem Meer verbunden fühlen. Während früher vorwiegend Seeleute auf diese Weise bestattet wurden, steht diese Möglichkeit heute in Deutschland allen Menschen offen. Etwa sechs Prozent der Deutschen wünschen sich diese Form der letzten Ruhe[15]. Bei einer Seebestattung wird die Asche der verstorbenen Person in einer wasser­löslichen Urne dem Meer übergeben - ein würdevoller und naturnaher Abschied.

Person hält eine goldene Urne im Meer bei Sonnenuntergang, mit einem Segelboot im Hintergrund. Symbolische Seebestattung.

Die Grund­lagen der Seebestattung

Eine Seebestattung ist die Beisetzung der Asche eines verstorbenen Menschen in einer speziellen, biologisch abbaubaren Urne auf See[10][12]. Diese Urnen bestehen aus umwelt­freundlichen Materialien wie Zellulose oder Sandstein, die sich im Wasser auflösen[12]. Bei der Zeremonie wird die Urne von einem Schiff aus dem Meer übergeben[15].

Historisch gesehen war die Seebestattung ursprünglich eine Not­bestattung für Seeleute, die während einer Schiffsreise verstorben waren[8]. In Deutschland sind Seebestattungen offiziell seit 1934 erlaubt[15]. Früher war diese Bestattungs­form nur Menschen mit besonderem Bezug zur Seefahrt vorbehalten, heute steht sie jedoch allen offen[12].

Rechtliche Voraus­setzungen

In Deutschland unterliegt die Seebestattung bestimmten gesetzlichen Regelungen:

  • Eine Einäscherung ist verpflichtend. In Deutschland muss eine Feuer­bestattung vor der Seebestattung erfolgen - eine direkte Bestattung des Leichnams im Meer ist nicht erlaubt[11].
  • Die Asche muss in einer speziellen wasser­löslichen See­urne beigesetzt werden[11].
  • Es wird eine Ausnahme­genehmigung benötigt, die vom Friedhofszwang befreit[12].
  • Die rechtlichen Bestimmungen können je nach Bundes­land unterschiedlich sein, da das Bestattungs­recht in Deutschland Ländersache ist[11].

Idealerweise hat die verstorbene Person zu Lebzeiten schriftlich festgehalten, dass sie eine Seebestattung wünscht, beispielsweise in einer Bestattungs­verfügung[11]. Liegt keine schriftliche Verfügung vor, entscheiden die nächsten Angehörigen über die Bestattungs­art[10].

Der Ablauf einer Seebestattung

Der Prozess einer Seebestattung umfasst mehrere Schritte:

  1. Beauftragung eines Bestattungs­instituts: Zunächst muss ein Bestattungs­institut beauftragt werden, das alle notwendigen Schritte koordiniert[12].
  2. Versorgung der verstorbenen Person: Das Bestattungs­institut übernimmt die hygienische Versorgung (Waschen, Ankleiden)[12].
  3. Einäscherung: Der Bestatter veranlasst die Kremation im Krematorium[12].
  4. Vorbereitung der Urne: Die Asche wird in eine spezielle wasser­lösliche Urne umgebettet[7].
  5. Transport zum Schiff: Die Urne wird an eine Reederei übergeben und auf ein Schiff gebracht[7][15].
  6. Fahrt zur Beisetzungs­stelle: Bestatter arbeiten mit speziellen Seebestattungs­reedereien zusammen, die über geeignete Schiffe verfügen[15].
  7. Abschieds­zeremonie: Auf der Fahrt kann eine Zeremonie mit einem Priester, einer Geistlichen oder einer Trauerredner:in stattfinden[9].
  8. Beisetzung: Am festgelegten Ort wird die Urne zu Wasser gelassen. Sie schwimmt zunächst kurz an der Oberfläche, bevor sie langsam untergeht[9].
  9. Abschiedsritual: Angehörige können Blumen oder Blüten­blätter ins Wasser werfen[9].
  10. Rückkehr: Das Schiffshorn ertönt mindestens einmal als letzter Gruß, bevor das Schiff zur Anlege­stelle zurückkehrt[9].

Verschiedene Formen der Seebestattung

Bei einer Seebestattung gibt es zwei Hauptformen:

Begleitete Seebestattung: Die Angehörigen nehmen an der Zeremonie auf dem Schiff teil und können aktiv Abschied nehmen[15]. Diese persönliche Form bietet Raum für individuelle Rituale und gemeinsames Trauern.

Stille oder anonyme Seebestattung: Sie findet ohne Begleitung durch Angehörige statt. Der Kapitän übergibt die Urne dem Meer[7][15]. Diese Variante wird oft gewählt, wenn keine nahen Angehörigen vorhanden sind oder wenn die verstorbene Person sich ausdrücklich eine stille Beisetzung gewünscht hat. Sie ist in der Regel kostengünstiger.

Orte für eine Seebestattung

In Deutschland sind Seebestattungen an bestimmten Orten möglich:

  • Nord- und Ostsee: In Deutschland befinden sich die offiziell freigegebenen Seegebiete für Bestattungen in der Nord- und Ostsee[10].
  • Mindestabstand zur Küste: Die Beisetzung erfolgt stets in einem Abstand von mindestens 3 Seemeilen (etwa 5,5 Kilometer) zur Küste[12].
  • “Rauer Grund”: Die Urnen werden auf sogenanntem “rauem Grund” beigesetzt - Seegebiete, die außerhalb der Reichweite von Fischern und Wasser­sportlern liegen[12].
  • Ausfahrts­häfen: Bestattungs­schiffe starten von verschiedenen Küstenorten wie Sylt, Cuxhaven oder Lübeck[12].
  • Internationale Gewässer: Auch im Pazifik, Atlantik und im Mittelmeer können Seebestattungen durchgeführt werden[10].

Wichtig zu wissen: Beisetzungen in Binnen­gewässern wie Seen oder Flüssen sind in Deutschland nicht gestattet[10][15].

Kosten einer Seebestattung

Die finanziellen Aufwendungen für eine Seebestattung sind von verschiedenen Faktoren abhängig:

  • Die Gesamt­kosten liegen in der Regel zwischen 1.000 und knapp 6.000 Euro[15].
  • Eine stille oder anonyme Seebestattung ist günstiger als eine begleitete Variante[15].
  • Für eine anonyme Seebestattung können Kosten von etwa 1.950 Euro anfallen[16].
  • Grundlegende Seebestattungen werden teilweise ab etwa 1.100 Euro zzgl. der Seegebühren der jeweiligen Reederei angeboten[17].

Zu beachten ist, dass die Kosten je nach Wohn- und Beisetzungs­ort unterschiedlich ausfallen können[15]. Die Preise enthalten in der Regel die Abholung der verstorbenen Person, die Einäscherung, den Sarg für die Kremation, die spezielle Seeurne sowie die Beisetzung auf See.

Bestattungs­vorsorge für eine Seebestattung

Wer bereits zu Lebzeiten eine Seebestattung für sich selbst planen möchte, kann eine spezielle Vorsorge treffen:

  • Mit einem Vorsorge­vertrag wird sichergestellt, dass die eigenen Wünsche nach dem Tod umgesetzt werden[14].
  • Im Vertrag kann dokumentiert werden, wo und wie die Beisetzung stattfinden soll[14].
  • Der Betrag für die Leistungen wird meist treuhänderisch hinterlegt[14][16].
  • Viele Anbieter garantieren eine Preis­stabilität unabhängig von künftigen Preis­steigerungen[14].

Eine solche Vorsorge entlastet die Angehörigen emotional und finanziell. Sie müssen in der Trauer­phase keine schwierigen Entscheidungen treffen und werden von organisatorischen Aufgaben befreit[14].

Die Bedeutung der Seebestattung

Die Seebestattung bietet einen naturnahen und würdevollen Abschied. Für viele Menschen symbolisiert das Meer Freiheit, Unendlichkeit und ewigen Kreislauf - Elemente, die auch im Gedanken an den Tod und das Jenseits eine Rolle spielen können.

Die Ruhe und Kraft des Meeres können Angehörigen Trost spenden und bei der Trauer­bewältigung helfen[12]. Zudem entfallen die langfristigen Kosten und Verpflichtungen für Grabnutzung und Grab­pflege, die bei einer traditionellen Bestattung anfallen würden.

Durch ihre Verbindung mit der Natur und den ewigen Kreisläufen des Lebens bietet die Seebestattung eine Alternative zu herkömmlichen Bestattungs­formen, die immer mehr Menschen anspricht - nicht nur jene mit einer besonderen Verbindung zum Meer.