Private Pflegezusatzversicherung: Sinnvoll für Ihre finanzielle Absicherung im Pflegefall

Zusammenfassung

Eine private Pflegezusatzversicherung schließt die finanzielle Lücke zwischen den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung und den tatsächlichen Pflegekosten, die im Pflegefall erheblich sein können. Sie bietet Schutz vor finanziellen Belastungen, sichert Ihre Unabhängigkeit vom Sozialamt und entlastet Angehörige. Ein frühzeitiger Abschluss ist empfehlenswert, da die Beiträge günstiger sind und gesundheitliche Einschränkungen später den Zugang erschweren können.

Die gesetzliche Pflegeversicherung in Deutschland deckt nur einen Teil der tatsächlichen Pflegekosten ab. Diese Lücke kann je nach Pflegegrad erheblich sein und viele Menschen finanziell überfordern. Eine private Pflegezusatzversicherung kann diese Kostenlücke schließen und Ihre finanzielle Unabhängigkeit im Pflegefall sichern. Besonders angesichts der aktuellen Leistungserhöhungen und gleichzeitigen Beitragssteigerungen in der Pflegeversicherung für 2025 ist es wichtig, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

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Die Pflegelücke verstehen

Die sogenannte “Pflegelücke” bezeichnet die Differenz zwischen den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung und den tatsächlich anfallenden Kosten bei Pflegebedürftigkeit. Diese finanzielle Lücke kann bei häuslicher Pflege durch professionelle Pflegekräfte in den niedrigeren Pflegegraden 2 oder 3 mehrere hundert Euro betragen. In den höheren Pflegegraden 4 und 5 kann diese Differenz sogar auf 2.000 bis 3.000 Euro monatlich ansteigen[4].

Zum 1. Januar 2025 wurden die Leistungen der Pflegeversicherung zwar um 4,5 Prozent erhöht[8][9], doch diese Anpassung reicht in der Regel nicht aus, um die gesamten Pflegekosten zu decken. Gleichzeitig sind auch die Beiträge zur Pflegeversicherung deutlich gestiegen[9]. Diese Entwicklung verschärft das grundlegende Problem: Die gesetzliche Pflegeversicherung wurde nie als Vollversicherung konzipiert, sondern nur als teilweise Absicherung.

Wenn Ihre eigenen finanziellen Mittel nicht ausreichen, um diese Lücke zu schließen, muss das Sozialamt einspringen. Dieses kann dann unter bestimmten Umständen auf das Einkommen Ihrer Kinder zurückgreifen, sofern diese über ausreichende finanzielle Mittel verfügen[2][4]. Eine solche Situation möchten die meisten Menschen verständlicherweise vermeiden.

Was ist eine private Pflegezusatzversicherung?

Eine private Pflegezusatzversicherung ergänzt die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung. Sie gehört zu den Versicherungen, die nicht unbedingt notwendig sind, über die Sie aber nachdenken sollten, wenn Sie es sich finanziell leisten können[2]. Besonders sinnvoll ist sie für Menschen, die ihr Vermögen schützen und anfallende Pflegekosten später nicht aus eigener Tasche bezahlen möchten[2].

Es gibt verschiedene Modelle der Pflegezusatzversicherung, die unterschiedliche Bedürfnisse abdecken. Bei der Pflegetagegeldversicherung vereinbaren Sie mit Ihrer Versicherung einen festen Tagessatz, der Ihnen bei Pflegebedürftigkeit in Abhängigkeit von Ihrem Pflegegrad ausgezahlt wird[2]. Diesen Betrag können Sie frei verwenden, unabhängig davon, wie hoch die tatsächlichen Pflegekosten ausfallen. Diese Form bietet Ihnen maximale Flexibilität bei der Verwendung der Leistungen.

Die Pflegekostenversicherung hingegen erstattet die tatsächlich anfallenden Pflegekosten, die über die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung hinausgehen[2]. Sie ist zwar weniger flexibel als die Pflegetagegeldversicherung, kann aber in bestimmten Situationen die passendere Wahl sein, etwa wenn Sie eine genaue Kostendeckung wünschen.

Der richtige Zeitpunkt für den Abschluss

Je früher Sie eine Pflegezusatzversicherung abschließen, desto günstiger sind die Beiträge. Mit 20 Jahren reichen je nach Konfiguration und Anbieter in der Regel noch rund 45 Euro monatlich. Bei einem Einstiegsalter von 50 Jahren steigen die Kosten für die gleiche Leistung bereits auf 125 Euro pro Monat[4].

Ein Beispiel verdeutlicht diesen Unterschied: Wenn Sie erst mit 50 statt mit 30 Jahren eine Pflegezusatzversicherung abschließen, haben Sie zwar 20 Jahre lang auf Schutz im Pflegefall verzichtet, zahlen über die gesamte Vertragslaufzeit aber dennoch 14.412 Euro mehr[4]. Diese deutliche Kostendifferenz spricht für einen frühzeitigen Abschluss.

Neben dem finanziellen Aspekt spielt auch die Gesundheit eine wichtige Rolle. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko von Vorerkrankungen, die zu Risikozuschlägen führen oder sogar einen Versicherungsabschluss unmöglich machen können. Gesundheitliche Einschränkungen werden bei einem frühzeitigen Abschluss oft noch nicht berücksichtigt.

Lohnt sich eine Pflegezusatzversicherung?

Ob sich eine Pflegezusatzversicherung “lohnt”, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wichtig ist zu verstehen, dass es dabei nicht primär um Rendite geht, sondern um die Absicherung eines existentiellen Risikos[4]. Die Pflegeversicherung ist ähnlich wie eine Haftpflichtversicherung zu betrachten - sie schützt vor finanziellen Folgen eines Ereignisses, das zwar nicht sicher eintritt, aber gravierende Auswirkungen haben kann.

Ein konkretes Rechenbeispiel veranschaulicht den möglichen finanziellen Nutzen: Bei einer mit 30 Jahren abgeschlossenen Pflegezusatzversicherung mit einer monatlichen Leistung von 2.000 Euro zahlen Sie bis zum Alter von 90 Jahren Beiträge in Höhe von insgesamt 54.864 Euro. Nach nur 2,5 Jahren Pflegebedürftigkeit in irgendeinem Pflegegrad hätten Sie bereits Leistungen in Höhe von 60.000 Euro erhalten - das “Investment” hätte sich also bereits amortisiert[4].

Auch Stiftung Warentest bewertet eine Pflegezusatzversicherung als sinnvoll, besonders wenn weder Familienangehörige noch das eigene Vermögen für Pflegekosten aufkommen sollen[4]. Die unabhängige Verbraucherorganisation empfiehlt jedoch, vor einem Abschluss zunächst die Berufsunfähigkeit und Altersvorsorge abzusichern.

Empfehlungen zur Höhe der Absicherung

Die optimale Höhe der Absicherung sollte individuell anhand Ihrer persönlichen Situation festgelegt werden, unter Berücksichtigung Ihres Bedarfs und Budgets[4]. Als allgemeine Orientierung können folgende Empfehlungen dienen:

Eine sinnvolle Absicherung könnte ein durchgängiges Pflegegeld von etwa 2.000 Euro monatlich sein. Auf den Tagesbedarf umgerechnet wird ein Betrag zwischen 60 und 100 Euro pro Tag empfohlen[4]. Diese Summe deckt in vielen Fällen die Differenz zwischen den gesetzlichen Leistungen und den tatsächlichen Pflegekosten.

Fachleute empfehlen zudem, nicht nur die stationäre Pflege im Blick zu haben, sondern auch die ambulante Versorgung angemessen abzusichern. Gerade die ambulanten Pflegegrade 1-3 werden häufiger erreicht und die Verweildauer ist länger. Eine ausreichende Absicherung in diesem Bereich kann dazu beitragen, dass Sie länger in Ihrem gewohnten Umfeld bleiben können[4].

Besonderheiten für Selbstständige und Freiberufler:innen

Selbstständige und Freiberufler:innen unterliegen in Deutschland ebenfalls der Pflicht zur Kranken- und Pflegeversicherung. Anders als Angestellte können sie jedoch frei entscheiden, ob sie eine gesetzliche oder private Krankenversicherung wählen möchten[6]. Die Pflegeversicherung wird in der Regel an diese Entscheidung gekoppelt, muss aber nicht zwingend mit der Krankenversicherung übereinstimmen.

Eine Besonderheit für privat Krankenversicherte besteht darin, dass ihr Beitrag zur Pflegepflichtversicherung mit durchschnittlich rund 30 Euro etwa 120 Euro niedriger ausfällt als in der gesetzlichen Krankenversicherung mit maximal 149,74 Euro (Stand 2023). Selbst nach Abzug eines eventuellen Arbeitgeberzuschusses verbleibt dem privat Versicherten ein Vorteil von etwa 66 Euro, der sinnvollerweise in eine Pflegezusatzversicherung investiert werden kann[4].

Für Selbstständige ist eine Pflegezusatzversicherung besonders empfehlenswert, da sie im Pflegefall nicht nur mit finanziellen Einbußen durch die Pflegekosten selbst, sondern möglicherweise auch mit Einkommensausfällen durch eingeschränkte Arbeitsfähigkeit rechnen müssen. Die dadurch entstehende doppelte Belastung kann durch eine Pflegezusatzversicherung zumindest teilweise abgefedert werden.

Aktuelle Änderungen in der Pflegeversicherung für 2025

Zum 1. Januar 2025 wurden die Leistungsbeträge der Pflegeversicherung um 4,5 Prozent erhöht[8][9]. Diese Anpassung betrifft verschiedene Bereiche der Pflegeleistungen, darunter das Pflegegeld, die Pflegesachleistungen sowie die Leistungen für die Kurzzeit- und Verhinderungspflege[8].

Gleichzeitig sind jedoch auch die Beiträge zur Pflegeversicherung deutlich gestiegen[7][9]. Bei den gesetzlichen Krankenkassen liegen die Beitragssätze nun jenseits der 17-Prozent-Schwelle[9]. Auch in der privaten Pflegeversicherung wurden die Leistungen um 4,5 Prozent erhöht[7], was die Attraktivität einer ergänzenden Absicherung unterstreicht.

Diese Entwicklung zeigt deutlich: Die gesetzliche Pflegeversicherung bemüht sich zwar um Anpassungen an steigende Kosten, kann aber weiterhin keine vollständige Absicherung bieten. Die Pflegelücke bleibt bestehen und wird durch steigende Pflegekosten tendenziell noch größer.

Häufige Einwände und ihre Bewertung

Ein häufiger Einwand gegen die Pflegezusatzversicherung lautet: “Eine Pflegeversicherung ist zu teuer und lohnt sich nicht.” Diese Aussage stimmt allerdings nur, wenn Sie absolut sicher sein können, niemals pflegebedürftig zu werden[4]. Betrachtet man jedoch die demografische Entwicklung und die steigende Lebenserwartung, wird das Risiko der Pflegebedürftigkeit für viele Menschen zur realen Möglichkeit.

Eine weitere Frage, die häufig gestellt wird: “Wer übernimmt die zusätzlichen Pflegekosten, wenn man sich keine private Pflegezusatzversicherung leisten kann?” In diesem Fall trägt das Sozialamt die Kosten, die von der Pflegeversicherung nicht abgedeckt werden. Oftmals werden dann auch die Kinder der pflegebedürftigen Person herangezogen, sofern sie über ausreichendes Einkommen verfügen[2]. Diese Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung und die mögliche finanzielle Belastung für Angehörige möchten viele Menschen vermeiden.

Der Einwand “Reicht es aus, wenn ich im Pflegefall Geld bekomme?” berührt einen wichtigen Aspekt. Derzeit bietet der Pflegemarkt in Deutschland noch ausreichend Möglichkeiten, Pflegeleistungen zu “kaufen”. Allerdings werden Pflegekräfte zunehmend knapper. Laut BARMER GEK Pflegereport 2016 führt der Anstieg der Pflegebedürftigen in Kombination mit der demografisch sinkenden Zahl von Erwerbstätigen bis 2030 zu einer Lücke von rund 350.000 Vollzeitäquivalenten im Pflegebereich[4]. Finanzielle Absicherung allein garantiert daher nicht unbedingt die Verfügbarkeit von Pflegeleistungen.

Fazit

Eine private Pflegezusatzversicherung stellt eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Pflegeversicherung dar, um die finanzielle Lücke im Pflegefall zu schließen. Sie bietet Schutz vor finanziellen Belastungen, sichert Ihre Unabhängigkeit vom Sozialamt und entlastet Ihre Angehörigen.

Die Entscheidung für oder gegen eine Pflegezusatzversicherung sollte individuell getroffen werden, unter Berücksichtigung Ihrer finanziellen Möglichkeiten, Ihrer familiären Situation und Ihrer persönlichen Risikobereitschaft. Empfehlenswert ist eine Beratung durch unabhängige Expert:innen, die Ihre persönliche Situation genau analysieren können.

Der beste Zeitpunkt für den Abschluss einer Pflegezusatzversicherung ist jetzt - je früher Sie einsteigen, desto günstiger sind die Beiträge und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, einen Vertrag ohne gesundheitliche Einschränkungen zu erhalten. Wenn Sie Ihr Vermögen schützen und im Pflegefall finanziell unabhängig bleiben möchten, sollten Sie über den Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung nachdenken, bevor gesundheitliche Probleme oder das fortgeschrittene Alter den Zugang erschweren oder verteuern.