Das richtige Pflege­heim finden: Umfassende Kriterien und praktische Tipps für eine gute Wahl

Zusammenfassung

Die Wahl eines Pflege­heims erfordert eine sorgfältige Abwägung persönlicher Bedürfnisse, Standort­kriterien, Pflege­qualität und Kosten. Nutzen Sie Checklisten, professionelle Bewertungen und persönliche Besichtigungen, um die passende Ein­richtung zu finden. Bei Fragen oder Problemen können Pflege­stütz­punkte und externe Stellen beratend unterstützen.

Die Entscheidung für ein Pflege­heim ist eine der wichtigsten und schwierigsten Ent­scheidungen im Leben. Ob für sich selbst oder einen nahe­stehenden Menschen - die Suche nach einer passenden Ein­richtung sollte gut überlegt sein. Mit unseren um­fangreich re­cherchierten Kriterien und praktischen Tipps möchten wir Ihnen helfen, das für Sie oder Ihre An­gehörigen am besten ge­eignete Pflege­heim zu finden.

Ärztin spricht mit älterer Patientin im Bett in einem hellen, gemütlichen Raum

Ihre persönlichen Bedürfnisse klären: Erstellen Sie eine Checkliste

Bevor Sie mit der Suche beginnen, sollten Sie klar definieren, was Ihnen oder dem pflege­bedürftigen Menschen besonders wichtig ist. Eine individuelle Checkliste hilft, den Überblick zu behalten und verschiedene Ein­richtungen nach denselben Kriterien zu vergleichen[7].

Grundlegende Fragen für Ihre Checkliste:

Persönliche Bedürfnisse:

  • Welche täglichen Aktivitäten können noch selbst­ständig aus­geführt werden?
  • Welche Art von Unter­stützung wird benötigt (Körper­pflege, Ernährung, medizinische Versorgung)?
  • Welche Pflege­leistungen werden voraussichtlich zukünftig nötig sein?[8]

Standort und Erreichbarkeit:

  • Wie weit soll das Pflege­heim von der bisherigen Wohn­umgebung entfernt sein?
  • Ist eine gute Anbindung an den öffentlichen Nah­verkehr wichtig?
  • Können Freund:innen und Familie das Heim gut erreichen?[7][9]

Wohnsituation:

  • Ist ein Einzel­zimmer oder ein Mehr­bett­zimmer gewünscht?
  • Sollen eigene Möbel mit­gebracht werden können?
  • Wie wichtig sind bestimmte Service­angebote?[10]

Eine solche persönliche Checkliste macht die Entscheidung strukturierter und erleichtert später den Vergleich verschiedener Ein­richtungen[7].

Informations­quellen nutzen: So finden Sie passende Pflege­heime

Online-Suche gezielt einsetzen

Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Seriöse Anlauf­stellen sind beispiels­weise:

  • Das Heim­verzeichnis der Gesellschaft zur Förderung der Lebens­qualität im Alter und bei Behinderung mit über 1000 Ein­richtungen, die mit dem Qualitäts­siegel “Grüner Haken” aus­gezeichnet sind
  • Offizielle Verzeichnisse der Pflege­kassen und Sozial­verbände
  • Pflege­stütz­punkte in Ihrer Region (außer in Sachsen und Sachsen-Anhalt, die stattdessen eine “vernetzte Pflege­beratung” anbieten)

Vorsicht bei Online-Bewertungen

Bewertungen zu Pflege­heimen im Internet sollten Sie mit Vorsicht betrachten. Diese stammen oft von An­gehörigen, die sich häufig von einzelnen Aspekten wie schönen Ver­anstaltungen beeindrucken lassen, jedoch die eigentliche Pflege­qualität kaum beurteilen können.

Professionelle Bewertungen als Orientierung

Verlässlicher sind die Bewertungen der Medizinischen Dienste der Kranken­versicherung (MDK). In ihren Transparenz­berichten benoten sie wichtige Kriterien wie medizinische Versorgung, Umgang mit Bewohner:innen, soziale Betreuung und Freizeit­angebote. Besonders wertvoll: Auch die Bewohner:innen selbst werden befragt.

Wichtig: Schauen Sie nicht nur auf die Gesamt­note. Ein Pflege­heim kann trotz guter Gesamt­note in entscheidenden Pflege­bereichen schlecht abschneiden. Analysieren Sie die Detail­bewertungen der für Sie relevanten Bereiche.

Die persönliche Besichtigung: Auf diese Merkmale sollten Sie achten

Nach der Vorauswahl sollten Sie unbedingt mehrere Ein­richtungen persönlich besuchen. Erst der direkte Eindruck vor Ort ermöglicht ein wirksames Urteil[7][8].

Äußere Merkmale und erster Eindruck

Lage und Umgebung:

  • Ist die Umgebung angenehm ruhig oder grün?
  • Gibt es in der Nähe Einkaufs­möglichkeiten, Cafés, Post, Bank?
  • Ist das Heim gut an den öffentlichen Nah­verkehr angebunden?[8][9]

Atmosphäre:

  • Wie werden Sie begrüßt und empfangen?
  • Wie riecht es in der Ein­richtung?
  • Wie ist die Geräusch­kulisse?
  • Wie wirken die Gesichter der Bewohner:innen? Eher freundlich oder angespannt?
  • Wie sprechen die Mit­arbeitenden mit den Bewohner:innen? Wird ein respekt­voller Ton und die Sie-Form verwendet?[8]

Räumlichkeiten und Ausstattung

Gemeinschaftsbereiche:

  • Sind die Räume sauber, wohnlich und hell?
  • Gibt es einen Garten oder Park mit Sitz­gelegenheiten?
  • Sind Gemeinschafts­räume wie Café, Räume für private Feiern oder ein Andachts­raum vorhanden?[7][9]

Zimmer und Privatsphäre:

  • Gefallen Ihnen Größe, Helligkeit und Raum­aufteilung der Zimmer?
  • Ist eine Klingel oder Notruf­anlage am Bett vorhanden?
  • Ist das Zimmer mit Toilette und Dusche barriere­frei gestaltet?
  • Können eigene Möbel mitgebracht werden?[9][10]

Pflege­qualität und Betreuung beurteilen

Pflegerische Aspekte

Fachliche Betreuung:

  • Welche Qualifikationen hat das Personal?
  • Wie ist das Verhältnis zwischen Fach­kräften und Hilfs­kräften?
  • Wie viele Mit­arbeitende sind tagsüber und nachts anwesend?
  • Gibt es ein erkennbares Pflege­leitbild und wie wird es umgesetzt?[7][9]

Alltägliche Pflege:

  • Können individuelle Pflege­zeiten vereinbart werden?
  • Wird auf Wünsche bezüglich der Person, die die Pflege durchführt, Rücksicht genommen (z.B. hinsichtlich des Geschlechts)?
  • Wird aktivierend gepflegt, also die Selbst­ständigkeit gefördert?[7]

Medizinische Versorgung

  • Wie ist die medizinische Betreuung geregelt?
  • Besteht freie Arzt­wahl?
  • Gibt es Kooperationen mit Haus- und Fach­ärzt:innen?
  • Wie schnell sind Ärzt:innen erreichbar?
  • Ist eine palliativ­medizinische Versorgung möglich?[9][10]

Freizeit und soziale Betreuung

  • Welche Freizeit­angebote und kulturellen Ver­anstaltungen gibt es?
  • Gibt es einen Sozial­dienst und therapeutische Angebote?
  • Sind Service­leistungen wie Friseur oder Fuß­pflege in der Ein­richtung verfügbar?
  • Wie werden Feste und besondere Anlässe gefeiert?[7][9]

Besondere Anforderungen für Menschen mit Demenz

Für Menschen mit Demenz sind zusätzliche Kriterien wichtig:

  • Ist die Gebäude­struktur übersichtlich und bietet Orientierungs­hilfen?
  • Gibt es spezielle Wohn­gruppen mit einem angepassten Konzept?
  • Ist ein geschützter, sicherer Außen­bereich vorhanden?
  • Sind die Wege als Rundlauf angelegt?
  • Können die Bewohner:innen ihren Bewegungs­drang jederzeit ausleben?
  • Werden die Mit­arbeitenden regelmäßig speziell für den Umgang mit Menschen mit Demenz geschult?
  • Werden Fixierungen und freiheits­beschränkende Maßnahmen möglichst vermieden?[7]

Kosten und Finanzierung verstehen

Ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung sind die Kosten. Diese variieren je nach Bundes­land, Region und Leistungs­umfang erheblich.

Zu den wichtigsten finanziellen Fragen gehören:

  • Wie hoch sind die Gesamt­kosten?
  • Welche einzelnen Posten gibt es (Pflege, Unterkunft, Verpflegung, Investitions­kosten)?
  • Wie hoch ist der Zuschuss der Pflege­kasse je nach Pflege­grad?
  • Gibt es eine Pflege­satz­vereinbarung mit den Pflege­kassen und dem Sozial­amt?
  • Fallen zusätzliche Kosten an?
  • Was geschieht finanziell bei längerer Abwesenheit (Kranken­haus, Urlaub)?[7][8]

Der Pflege­heim­vertrag: Darauf müssen Sie achten

Gesetzlich geregelte Inhalte prüfen

Der Pflege­heim­vertrag unterliegt dem Wohn- und Betreuungs­vertrags­gesetz. Folgende Punkte müssen enthalten sein:

  • Detaillierte Auflistung aller Leistungen der Pflege­einrichtung
  • Klare Darstellung aller Kosten und Entgelte
  • Information zur Ein­beziehung vorvertraglicher Informationen
  • Regelungen zu Streit­beilegungs­verfahren

Weitere wichtige Vertrags­aspekte beachten

Sicherheits­leistungen: Die Ein­richtung kann eine Kaution verlangen, die jedoch höchstens das Doppelte des Monats­entgelts betragen darf und in Raten zahlbar sein muss. Wichtig: Personen, die Leistungen der Pflege­kasse oder Sozial­hilfe erhalten, müssen keine Sicherheits­leistung hinterlegen.

Schuld­beitritts­erklärungen vermeiden: Achten Sie darauf, dass keine Schuld­beitritts- oder Haftungs­übernahme­erklärungen im Vertrag enthalten sind. Diese könnten An­gehörige oder Betreuer:innen zur Zahlung verpflichten, wenn die pflegebedürftige Person nicht zahlen kann.

Vertrags­dauer: Die meisten Pflege­verträge sind unbefristet. Eine Befristung ist aber möglich, wenn Sie dies wünschen, etwa um eine Warte­zeit zu überbrücken.

Was tun bei Problemen im Pflege­heim?

Leider kann es vorkommen, dass die Leistungen des Pflege­heims nicht wie vereinbart erbracht werden. In solchen Fällen empfiehlt sich ein stufen­weises Vorgehen:

  1. Probleme dokumentieren: Halten Sie Mängel schriftlich fest, machen Sie wenn möglich Fotos oder bitten Sie andere Besuchende um Bestätigung.

  2. Beschwerde beim Pflege­personal: Sprechen Sie zunächst das direkt zuständige Personal an.

  3. Beschwerde bei der Heim­leitung: Bleibt das erfolglos, wenden Sie sich an die Heim­leitung. Bleiben Sie freundlich, aber bestimmt und vereinbaren Sie einen Nach­folge­termin zur Überprüfung.

  4. Externe Stellen einschalten: Wenn auch das keinen Erfolg bringt, können Sie sich an die Pflege­kasse, die Heim­aufsicht oder die Bundes­interessen­vertretung für alte und pflege­betroffene Menschen e.V. (BIVA) wenden.

Fazit: Eine gut überlegte Entscheidung treffen

Die Wahl eines Pflege­heims ist eine komplexe Entscheidung, die gut vorbereitet sein will. Nehmen Sie sich Zeit, mehrere Ein­richtungen zu besichtigen und zu vergleichen. Beziehen Sie nach Möglichkeit die pflege­bedürftige Person in die Entscheidung mit ein.

Mit Hilfe unserer Kriterien und Checklisten können Sie strukturiert vorgehen und die für Sie oder Ihre An­gehörigen am besten geeignete Ein­richtung finden. Denken Sie daran: Es gibt nicht das perfekte Pflege­heim, das alle Kriterien erfüllt[9]. Es geht darum, die Ein­richtung zu finden, die den individuellen Bedürfnissen am besten entspricht.

Pflege­stütz­punkte in Ihrer Region bieten übrigens kostenlose und unabhängige Beratung zu allen Fragen rund um die Pflege und können Sie auch bei der Suche nach einem geeigneten Pflege­heim unterstützen.