Digitale Pflegeberatung: Unterstützung für Pflegebedürftige und Angehörige
Zusammenfassung
Die digitale Pflegeberatung bietet Pflegebedürftigen und Angehörigen ortsunabhängige, flexible Unterstützung über Videosprechstunden, Chatbots und Online-Plattformen. Sie spart Zeit, erleichtert den Zugang zu Informationen und ist besonders hilfreich für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Mit der gesetzlichen Verlängerung bis 2027 bleibt sie eine wertvolle Ergänzung zur persönlichen Beratung vor Ort.
Die Pflege eines Angehörigen oder die Organisation der eigenen Pflege stellt viele Menschen vor große Herausforderungen. Zeit- und Ortsbeschränkungen können den Zugang zu Beratung erschweren. Hier bieten digitale Pflegeberater:innen Hilfe, die bequem von zu Hause aus erreichbar ist. Die Möglichkeiten der digitalen Beratung haben sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt und werden mittlerweile von Menschen aller Altersgruppen genutzt.

Was ist digitale Pflegeberatung?
Digitale Pflegeberatung nutzt moderne Kommunikationstechnologien, um Pflegebedürftige und deren Angehörige zu unterstützen. Diese Form der Beratung bietet hilfreiche Informationen und persönliche Beratung zu allen Fragen rund um das Thema Pflege, ohne dass die Ratsuchenden ihr Zuhause verlassen müssen[8][18].
Die Beratung kann über verschiedene Kanäle erfolgen:
- Videosprechstunden mit Pflegeberater:innen
- Interaktive Chatbots für schnelle Hilfe
- Online-Plattformen mit individuellen Informationen
- Digitale Formulare und Antragsstellungen
Der Bundestag hat die gesetzliche Regelung zur digitalen Durchführung der Pflegeberatung bis zum 31. März 2027 verlängert. Auf Wunsch kann jede zweite verpflichtende Beratung per Videokonferenz durchgeführt werden[19].
Vorteile der digitalen Pflegeberatung
Die digitale Pflegeberatung bietet zahlreiche Vorteile:
Ortsunabhängigkeit: Sie können die Beratung von überall in Anspruch nehmen - vom heimischen Sofa aus oder während eines Besuchs bei Ihren pflegebedürftigen Angehörigen[18].
Zeitersparnis: Keine Anfahrtswege oder Wartezeiten - die Beratung findet genau dann statt, wenn Sie Zeit haben[5].
Flexibilität: Viele digitale Dienste sind rund um die Uhr verfügbar, manche sogar 24/7[16].
Barrierefreiheit: Menschen mit eingeschränkter Mobilität profitieren besonders von der Möglichkeit, Beratung ohne Ortswechsel zu erhalten[18].
Entlastung für pflegende Angehörige: Die digitale Beratung lässt sich ohne großen organisatorischen Aufwand in den Pflegealltag aufnehmen[5].
Eine Untersuchung der compass Pflegeberatung zeigt, dass bereits 55 Prozent der Pflegebedürftigen die digitale Beratung bei Pflegegeldbezug nutzen. Bei unter 30-Jährigen liegt die Nutzungsrate sogar bei fast 80 Prozent. Interessanterweise ist auch bei Menschen über 70 Jahren eine überdurchschnittlich hohe Nutzung zu verzeichnen[19].
Rechtliche Rahmenbedingungen
Bei Pflegegeldbezug sind regelmäßige Beratungsgespräche Pflicht:
- Bei Pflegegrad 2 und 3: halbjährliche Beratung
- Bei Pflegegrad 4 und 5: vierteljährliche Beratung
Diese Beratungsgespräche müssen mit einer Pflegefachkraft geführt und nachgewiesen werden, damit die optimale Pflege zu Hause gewährleistet ist[19].
Der Bundestag hat am 25. April 2024 beschlossen, dass auf Wunsch der pflegebedürftigen Person bis einschließlich 31. März 2027 jede zweite Beratung per Videokonferenz durchgeführt werden kann. Diese Regelung war zuvor bis zum 30. Juni 2024 befristet[19].
Anbieter digitaler Pflegeberatung in Deutschland
In Deutschland bieten verschiedene Organisationen digitale Pflegeberatungsdienste an:
Krankenkassen und Pflegekassen:
- AOK bietet digitale Pflegeberatung mit interaktiven Chatbots und Videosprechstunden. Mit dem Chatbot “Eva” können Ratsuchende rund um die Uhr erste Informationen zur Pflege erhalten[5].
- BKK VerbundPlus stellt ein kostenloses Online-Tool für die Pflegeberatung zur Verfügung, das für alle Endgeräte konzipiert ist[16].
- R+V Versicherung hat einen digitalen PflegeBerater entwickelt, der nach wenigen Fragen erste individuelle Inhalte und Tipps bietet[20].
Unabhängige Beratungsdienste:
- compass private pflegeberatung GmbH bietet digitale Weiterbildungsmöglichkeiten und Beratungsleistungen an[17].
- AWO Pflegeberatung mit Online-Beratung per E-Mail, schriftlichem Chat oder Videoberatung - kostenlos und auf Wunsch anonym[8].
Diese Angebote unterscheiden sich in ihrem Umfang und ihrer Funktionalität, aber alle zielen darauf ab, den Zugang zu Pflegeberatung zu erleichtern[2][5].
So funktioniert die digitale Pflegeberatung
Die meisten digitalen Pflegeberatungsangebote funktionieren ähnlich:
Registrierung/Anmeldung: Für viele Dienste müssen Sie sich zunächst anmelden oder registrieren. Bei der AWO Pflegeberatung legen Sie beispielsweise einen Nutzer:innen-Namen und ein Passwort fest. Die Angabe einer E-Mail-Adresse ist nicht immer verpflichtend[8].
Auswahl des Beratungsformats: Je nach Anbieter können Sie zwischen verschiedenen Beratungsformaten wählen:
- Videosprechstunde mit Berater:innen
- Textchat mit Fachpersonal
- Interaktion mit einem Chatbot für schnelle Antworten
- E-Mail-Beratung für weniger dringende Fragen
Durchführung der Beratung: In der eigentlichen Beratung können Sie Ihre Fragen stellen und erhalten individuelle Antworten und Hilfestellungen. Bei Videosprechstunden sehen Sie Ihre:n Berater:in, was die Kommunikation persönlicher gestaltet[18].
Nachbereitung und Dokumentation: Viele Dienste bieten die Möglichkeit, die Beratungsinhalte zu dokumentieren oder zusammenzufassen, damit Sie später darauf zurückgreifen können[5].
Tipps für erfolgreiche digitale Pflegeberatungen
Damit Ihre digitale Pflegeberatung reibungslos verläuft:
Technik vorher testen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Internetverbindung stabil ist und Kamera sowie Mikrofon funktionieren. Nutzen Sie bei Bedarf die Hilfe technisch versierter Angehöriger.
Fragen vorbereiten: Notieren Sie sich vorab Ihre wichtigsten Fragen, um nichts zu vergessen. Sortieren Sie diese nach Dringlichkeit.
Unterlagen bereithalten: Haben Sie relevante Dokumente wie Pflegegrad-Bescheide oder Arztberichte griffbereit, um diese bei Bedarf direkt teilen zu können.
Ruhigen Ort wählen: Suchen Sie für die Beratung einen ruhigen Ort ohne Ablenkungen. Dies hilft Ihnen, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Vertraute Person einbeziehen: Wenn hilfreich, bitten Sie eine vertraute Person, an der Beratung teilzunehmen. Besonders für ältere Menschen kann dies eine wertvolle Unterstützung sein.
Zukunft der digitalen Pflegeberatung
Die digitale Pflegeberatung wird weiter an Bedeutung gewinnen. Schon heute können Pflegeberater:innen bei Hausbesuchen Tablet-Computer einsetzen, was Zeit und Papier spart und für eine schnellere Antragsbearbeitung sorgt[5]. Künftig könnten verstärkt KI-gestützte Systeme zum Einsatz kommen, die individuelle Fragen noch präziser beantworten.
Die Digitalisierung hilft dabei, die wachsenden Herausforderungen in der Pflege zu meistern. Die Anzahl der Pflegefälle steigt, die Pflegebürokratie wird komplexer, während der Ausbau der Pflegeberatung oft hinterherhinkt[2]. Digitale Lösungen können diese Lücke schließen und für eine bessere Versorgung sorgen.
Fazit
Digitale Pflegeberatung erleichtert den Zugang zu wichtigen Informationen und persönlicher Beratung für Pflegebedürftige und deren Angehörige. Sie spart Zeit, überwindet räumliche Barrieren und lässt sich flexibel in den Alltag integrieren.
Mit der Verlängerung der gesetzlichen Regelung bis 2027 wird die digitale Pflegeberatung auch in den kommenden Jahren eine wertvolle Ergänzung zur persönlichen Beratung vor Ort sein. Besonders in Zeiten zunehmender Pflegefälle und begrenzter Ressourcen bietet sie eine praktische Lösung, um dem wachsenden Beratungsbedarf gerecht zu werden.
Informieren Sie sich bei Ihrer Kranken- oder Pflegekasse über die verfügbaren digitalen Beratungsangebote und nutzen Sie diese Möglichkeit, um Unterstützung und Entlastung im Pflegealltag zu erhalten.