Patientenverfügung für Studierende: Vorsorge für unerwartete Situationen
Zusammenfassung
Eine Patientenverfügung ist auch für Studierende wichtig, da sie im Falle von schweren Krankheiten oder Unfällen die Selbstbestimmung über medizinische Maßnahmen sichert. Sie sollte konkrete Anweisungen enthalten und regelmäßig an veränderte Lebensumstände angepasst werden. Ergänzend sind eine Vorsorgevollmacht und eine Betreuungsverfügung sinnvoll, um umfassend abgesichert zu sein.
Die Patientenverfügung gehört zu den wichtigsten Vorsorgedokumenten, die auch für junge Menschen und Studierende große Bedeutung haben können. Obwohl wir uns in jungen Jahren selten mit Krankheiten oder unserer Sterblichkeit auseinandersetzen, kann ein Unfall oder eine schwere Erkrankung jeden Menschen in jedem Alter treffen. Eine Patientenverfügung ermöglicht es Ihnen, Ihre Selbstbestimmung zu wahren, auch wenn Sie Ihren Willen nicht mehr äußern können. Dieser Artikel erklärt, warum eine Patientenverfügung gerade für Studierende sinnvoll ist, welche Inhalte sie umfassen sollte und wie Sie eine rechtssichere Verfügung erstellen können.

Warum ist eine Patientenverfügung auch für Studierende wichtig?
Die meisten Menschen verbinden das Thema Patientenverfügung mit älteren Personen. Doch unvorhersehbare Ereignisse können in jedem Lebensalter eintreten. Stellen Sie sich folgende Szenarien vor:
Nach einem schweren Sportunfall liegen Sie im Koma. Die Ärzt:innen stehen vor Entscheidungen über lebenserhaltende Maßnahmen. Oder: Bei einer Auslandsreise während des Semesters erleiden Sie einen Unfall und sind nicht ansprechbar. Wer trifft dann medizinische Entscheidungen für Sie?
Wichtig zu wissen: Eltern oder andere Angehörige sind nicht automatisch vertretungsbefugt, wenn Sie volljährig sind[3][11]. Ohne Vorsorgedokumente wird das Betreuungsgericht eine Person bestimmen, die Entscheidungen für Sie trifft - häufig jemand, den Sie nicht kennen. Mit einer Patientenverfügung können Sie bestimmen, welche medizinischen Maßnahmen Sie wünschen oder ablehnen.
Was ist eine Patientenverfügung und wie funktioniert sie?
Eine Patientenverfügung ist eine schriftliche Erklärung, in der Sie im Voraus festlegen, ob und wie Sie in bestimmten Situationen medizinisch behandelt werden möchten[2][4]. Sie wird wirksam, wenn Sie nicht mehr selbst entscheiden können - etwa weil Sie bewusstlos oder nicht einwilligungsfähig sind[2].
Die gesetzliche Grundlage der Patientenverfügung in Deutschland ist in § 1827 BGB verankert. Für medizinisches Personal ist die Patientenverfügung rechtlich bindend - die darin festgelegten Wünsche müssen beachtet werden.
Ihre Patientenverfügung gilt nur dann, wenn Sie Ihren Willen nicht mehr selbst äußern können. Solange Sie ansprechbar sind und Ihren Willen mitteilen können, hat Ihre aktuelle Entscheidung immer Vorrang vor dem, was in der Patientenverfügung steht.
Welche Inhalte sollte eine Patientenverfügung enthalten?
Der Bundesgerichtshof hat 2016 entschieden, dass pauschale Formulierungen wie “keine lebenserhaltenden Maßnahmen” nicht ausreichen[2][4]. Eine wirksame Patientenverfügung muss konkrete Anweisungen enthalten:
Grundlegende Angaben
- Ihre persönlichen Daten (vollständiger Name, Geburtsdatum, Anschrift)[11]
- Datum und Ort der Erstellung[6]
- Ihre eigenhändige Unterschrift[2][6]
Medizinische Festlegungen
Konkrete Anweisungen zu:
- Lebenserhaltenden Maßnahmen
- Künstlicher Ernährung und Flüssigkeitszufuhr
- Künstlicher Beatmung
- Schmerzbehandlung
- Wiederbelebungsmaßnahmen
- Organspende (falls gewünscht)[2][4][11]
Persönliche Wertvorstellungen
Ergänzen Sie Ihre Wünsche mit persönlichen Gedanken zu Ihren Wertvorstellungen. Das hilft Ärzt:innen und Betreuer:innen, Ihren Willen besser zu verstehen, wenn konkrete Situationen eintreten, die in der Patientenverfügung nicht explizit beschrieben sind[2][4].
Wie erstellen Sie eine rechtssichere Patientenverfügung?
Die Erstellung einer Patientenverfügung sollte sorgfältig durchdacht sein. Folgen Sie dabei idealerweise diesen Schritten:
1. Informieren und beraten lassen
Bevor Sie eine Patientenverfügung aufsetzen, sollten Sie sich gründlich informieren. Eine ärztliche Beratung ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber sehr empfehlenswert[6]. Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin kann Ihnen medizinische Zusammenhänge erklären und Sie bei Entscheidungen zu bestimmten Behandlungsoptionen unterstützen.
2. Den eigenen Willen reflektieren
Nehmen Sie sich Zeit, über Ihre persönlichen Wünsche und Werte nachzudenken. Überlegen Sie, welche medizinischen Maßnahmen Sie in verschiedenen Situationen wünschen würden und welche nicht[6].
3. Formulierung und Erstellung
Für die Erstellung können Sie:
- Formularvorlagen nutzen (z.B. vom Bundesministerium der Justiz)[2]
- Sich von speziellen Beratungsstellen helfen lassen[3]
- Bei komplexeren Fällen einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin konsultieren
- Den kostenlosen Service von Patientenverfügung.digital nutzen
Die Patientenverfügung muss schriftlich verfasst sein und Ihre eigenhändige Unterschrift tragen. Sie muss nicht handschriftlich geschrieben werden - ein am Computer erstelltes und ausgedrucktes Dokument ist ausreichend[6].
Eine notarielle Beglaubigung ist nicht erforderlich, kann aber bei komplexen Fällen oder zur Vermeidung von Zweifeln an der Echtheit sinnvoll sein[2][4].
Besondere Überlegungen für Studierende
Als Studierende befinden Sie sich in einer besonderen Lebensphase, die bei der Erstellung einer Patientenverfügung berücksichtigt werden sollte:
Mobilität und Auslandsaufenthalte
Wenn Sie ein Auslandssemester planen oder häufig reisen, sollten Sie sicherstellen, dass Ihre Patientenverfügung auch im Ausland zugänglich ist. Überlegen Sie, ob eine Übersetzung in relevante Sprachen sinnvoll sein könnte.
Sich ändernde Lebensumstände
Als Studierende durchlaufen Sie viele Veränderungen: neue Wohnorte, neue Beziehungen, neue Erfahrungen. Überprüfen Sie Ihre Patientenverfügung regelmäßig und passen Sie sie an veränderte Lebensumstände oder Einstellungen an[2][6].
Finanzielle Aspekte
Die Erstellung einer Patientenverfügung kann kostengünstig sein. Vorlagen sind oft kostenlos erhältlich, und eine grundlegende Beratung bei Verbraucherzentrale oder Hausarzt ist meist erschwinglich. Bei Patientenverfügung.digital können Sie Ihre Patientenverfügung komplett kostenlos erstellen.
Aufbewahrung und Zugänglichkeit der Patientenverfügung
Eine Patientenverfügung nutzt nur dann, wenn sie im Ernstfall auch gefunden wird. Für die Aufbewahrung gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Bewahren Sie das Original bei Ihren persönlichen Unterlagen auf
- Informieren Sie Vertrauenspersonen über den Aufbewahrungsort
- Geben Sie Kopien an nahestehende Personen, Ihre Hausarztpraxis oder Ihre:n Bevollmächtigte:n[6]
Praktischer Tipp: Tragen Sie einen Hinweis auf Ihre Patientenverfügung in der Brieftasche oder im Smartphone mit sich[6]. Es gibt auch die Möglichkeit, die Patientenverfügung beim Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registrieren zu lassen[3].
Ergänzung durch Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung
Eine Patientenverfügung sollte idealerweise mit zwei weiteren Dokumenten ergänzt werden:
Vorsorgevollmacht
Mit einer Vorsorgevollmacht bevollmächtigen Sie eine Person Ihres Vertrauens, in Ihrem Namen zu handeln, wenn Sie selbst nicht mehr dazu in der Lage sind. Dies betrifft nicht nur medizinische, sondern auch finanzielle, behördliche und andere persönliche Angelegenheiten[3][11].
Betreuungsverfügung
Falls keine Vorsorgevollmacht vorliegt oder diese nicht ausreicht, wird vom Gericht ein:e Betreuer:in bestellt. Mit einer Betreuungsverfügung können Sie Einfluss darauf nehmen, wer als Betreuer:in eingesetzt wird und welche Wünsche dabei berücksichtigt werden sollen[3].
Fazit: Frühe Vorsorge schafft Sicherheit
Eine Patientenverfügung ist kein Dokument, das nur für ältere Menschen relevant ist. Auch für Studierende bietet sie die Möglichkeit, selbstbestimmt zu bleiben - unabhängig davon, was die Zukunft bringt.
Die Beschäftigung mit einer Patientenverfügung mag zunächst unangenehm erscheinen, schenkt Ihnen aber die Gewissheit, dass Ihre Wünsche respektiert werden, falls Sie einmal nicht selbst entscheiden können. Zudem entlasten Sie Ihre Angehörigen, die sonst schwierige Entscheidungen ohne Kenntnis Ihres Willens treffen müssten.
Nehmen Sie sich die Zeit, sich zu informieren, Ihre persönlichen Wünsche zu reflektieren und eine rechtssichere Patientenverfügung zu erstellen. Vergessen Sie nicht, diese regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Die frühe Auseinandersetzung mit diesem Thema ist ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein - sich selbst und Ihren Nahestehenden gegenüber.