Patientenverfügung für Risikosportler:innen: selbstbestimmt vorsorgen
Zusammenfassung
Eine Patientenverfügung ist für Risikosportler:innen besonders wichtig, da sie im Falle schwerer Verletzungen sicherstellt, dass medizinische Behandlungswünsche respektiert werden, auch wenn man selbst nicht mehr ansprechbar ist. Sie sollte konkrete Anweisungen zu lebenserhaltenden Maßnahmen, Schmerztherapie und Organspende enthalten und regelmäßig aktualisiert werden. So können Sie Ihre Selbstbestimmung auch in kritischen Situationen wahren und Ihre Angehörigen entlasten.
Eine schwere Verletzung beim Sport kann jeden treffen - bei Extremsportarten steigt dieses Risiko. Sollten Sie nach einem Unfall nicht mehr ansprechbar sein, gibt eine Patientenverfügung Ihren medizinischen Wünschen eine Stimme. Dieser Artikel erklärt, warum eine solche Vorsorge für Sporttreibende mit erhöhtem Verletzungsrisiko besonders sinnvoll ist und wie Sie eine rechtssichere Patientenverfügung erstellen.

Was eine Patientenverfügung ist und wer sie braucht
Eine Patientenverfügung ist eine vorsorgliche schriftliche Erklärung, mit der Sie festlegen, welche medizinischen Behandlungen Sie wünschen oder ablehnen, falls Sie sich nicht mehr selbst äußern können[2][4]. Sie kommt zum Tragen, wenn Sie durch Unfall oder Krankheit nicht mehr entscheidungsfähig sind[4].
Rechtliche Grundlage: Die Patientenverfügung ist in § 1827 BGB gesetzlich verankert und basiert auf dem Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen. Dieses Recht leitet sich aus Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes ab - der Würde des Menschen und dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit[2].
Voraussetzungen: Um eine Patientenverfügung zu erstellen, müssen Sie volljährig und einwilligungsfähig sein[2][9]. Sie dürfen also nicht durch Krankheit oder andere Umstände in Ihrer Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt sein.
Warum Risikosportler:innen besonders von einer Patientenverfügung profitieren
Wenn Sie Klettersport, Freestyle-Skifahren, Downhill-Mountainbiking, Fallschirmspringen oder andere Risikosportarten ausüben, ist die Wahrscheinlichkeit von schweren Verletzungen höher als bei anderen Sportarten. Eine Patientenverfügung kann in folgenden Situationen wichtig sein:
- Bei Komplikationen während einer Operation nach einem Sportunfall
- Bei schweren Verletzungen, die eine langfristige Beatmung oder künstliche Ernährung erfordern
- Bei Hirnverletzungen, die zu eingeschränkter Entscheidungsfähigkeit führen
Selbstbestimmung wahren: Die Patientenverfügung ist die einzige Möglichkeit, Ihre Selbstbestimmung in jeder Lebenslage zu erhalten. Ohne sie entscheiden Ärzt:innen, Angehörige oder vom Gericht bestellte Betreuer:innen über Ihre medizinische Versorgung[4].
Praxisbeispiele aus dem Sportalltag
Beispiel: Verletzung beim Klettern
Markus erlitt während einer anspruchsvollen Klettertour einen schweren Sturz mit Kopfverletzung. Im Krankenhaus war er nicht mehr ansprechbar. Da er eine Patientenverfügung hatte, wussten die Ärzt:innen, welche lebenserhaltenden Maßnahmen er wünschte und welche er ablehnte. Das medizinische Personal konnte so gemäß seinen persönlichen Vorstellungen handeln.
Beispiel: Organspende nach Skiunfall
Sophie verunglückte bei einem Freestyle-Skiunfall tödlich. In ihrer Patientenverfügung hatte sie festgehalten, dass sie im Todesfall Organspenderin sein möchte. Dank dieser klaren Willensäußerung konnten ihre Organe rechtzeitig entnommen werden und das Leben anderer Menschen retten.
Wesentliche Inhalte einer Patientenverfügung für Sportler:innen
Ihre Patientenverfügung sollte möglichst konkrete Anweisungen enthalten. Der Bundesgerichtshof hat 2016 festgestellt, dass pauschale Formulierungen wie “keine lebenserhaltenden Maßnahmen” nicht ausreichen[10][11]. Berücksichtigen Sie daher besonders:
Lebenserhaltende Maßnahmen: Legen Sie genau fest, welche Maßnahmen Sie in welcher Situation wünschen oder ablehnen - etwa künstliche Beatmung, Reanimation oder Dialyse.
Schmerztherapie: Geben Sie an, welche Art von Schmerzbehandlung Sie bevorzugen und welche Schmerzmittel vermieden werden sollen.
Organspende: Halten Sie fest, ob Sie im Todesfall Ihre Organe spenden möchten und ob es hierfür Einschränkungen gibt.
Bevollmächtigte Person: Benennen Sie eine Vertrauensperson, die bei Zweifeln oder Problemen mit der Patientenverfügung für Sie einspringen kann. Diese Person sollte Ihre Wünsche genau kennen.
Persönliche Wertvorstellungen: Ergänzen Sie Ihre konkreten Anweisungen durch einige Zeilen zu Ihren persönlichen Wertvorstellungen, um Ihre Wünsche nachvollziehbarer zu machen[10][11].
Rechtliche Anforderungen an eine wirksame Patientenverfügung
Damit Ihre Patientenverfügung rechtswirksam ist, müssen Sie folgende Punkte beachten:
Schriftliche Form: Die Patientenverfügung muss schriftlich vorliegen und von Ihnen eigenhändig mit Datum unterschrieben sein[10][11].
Konkrete Formulierungen: Die Anweisungen müssen klar und eindeutig formuliert sein - vermeiden Sie vage Aussagen[10].
Keine notarielle Beglaubigung nötig: Eine Patientenverfügung muss nicht notariell beglaubigt werden, um gültig zu sein[10][11]. Dennoch kann eine fachliche Beratung bei der Erstellung sinnvoll sein.
Verbindlichkeit: Behandelnde Ärzt:innen, Pflegekräfte und andere am Behandlungsgeschehen beteiligte Personen sind an Ihre Patientenverfügung gebunden[9]. Sie dürfen sich nicht einfach darüber hinwegsetzen.
Wie Sie Ihre Patientenverfügung erstellen und aktuell halten
Ärztliche Beratung: Eine Beratung durch medizinisches Fachpersonal kann bei der Erstellung einer Patientenverfügung sehr hilfreich sein. Die Ärzt:innen können die medizinischen Aspekte verständlich erklären und auf typische Folgen von Sportverletzungen eingehen.
Regelmäßige Überprüfung: Prüfen Sie Ihre Patientenverfügung mindestens alle drei Jahre oder bei großen Veränderungen in Ihrem Leben. Bestätigen Sie mit Datum und Unterschrift, dass der Inhalt weiterhin Ihrem Willen entspricht.
Aufbewahrung: Bewahren Sie das Original an einem leicht zugänglichen Ort auf und informieren Sie Vertrauenspersonen darüber. Geben Sie Kopien an nahestehende Personen, Ihre Hausärzt:in und ggf. Ihren Sportverein.
Patientenverfügung bei Auslandsaufenthalten
Wenn Sie Ihre Sportart regelmäßig im Ausland ausüben, sollten Sie wissen:
Keine automatische internationale Gültigkeit: Patientenverfügungen sind kein international gültiges Dokument. Im Ausland sind sie grundsätzlich nicht rechtlich bindend - weder in der EU noch in Nicht-EU-Ländern.
Dennoch sinnvoll: Auch im Ausland können Ärzt:innen sich durch Ihre Patientenverfügung über Ihre Wünsche informieren. Bei längeren Auslandsaufenthalten kann eine beglaubigte Übersetzung in der Landessprache hilfreich sein.
Was Sportvereine und -organisationen tun können
Sportvereine können eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung für das Thema Patientenverfügung spielen:
Informationsmaterial: Vereine können Informationsbroschüren oder Online-Ressourcen bereitstellen und ihre Mitglieder über die Bedeutung von Patientenverfügungen für Risikosportler:innen aufklären.
Workshops und Vorträge: Durch Veranstaltungen mit Fachleuten können Vereinsmitglieder sich ausführlich über das Thema informieren und Fragen stellen.
Regelmäßige Erinnerungen: Vereine können ihre Mitglieder regelmäßig an die Überprüfung und Aktualisierung ihrer Patientenverfügungen erinnern.
Fazit
Als Risikosportler:in können Sie durch eine Patientenverfügung selbst festlegen, wie Sie medizinisch behandelt werden möchten, falls Sie nach einem Unfall nicht mehr entscheidungsfähig sind. Dies sichert Ihre Selbstbestimmung auch in kritischen Gesundheitssituationen. Eine sorgfältig erstellte, regelmäßig aktualisierte Patientenverfügung mit konkreten Anweisungen ist ein zuverlässiges Instrument, um Ihre persönlichen Wünsche in jeder Lebenslage zu schützen.
Nehmen Sie sich Zeit für dieses wichtige Vorsorgedokument und lassen Sie sich bei Bedarf medizinisch beraten. So können Sie trotz der Risiken, die mit Ihrem Sport verbunden sind, für den Notfall optimal vorbereitet sein.