Patientenverfügung bei Krebs: Selbst­bestimmung für Betroffene sichern

Zusammenfassung

Eine Patienten­verfügung bei Krebs ermöglicht es Ihnen, Ihre Behand­lungs­wünsche für den Fall festzulegen, dass Sie selbst nicht mehr entscheiden können. Sie sorgt dafür, dass Ihre Selbst­bestimmung gewahrt bleibt, entlastet Ange­hörige und gibt dem medizinischen Personal klare Handlungs­anweisungen. Wichtig sind präzise Formulierungen, regelmäßige Überprüfungen und die Ergänzung durch eine Vorsorge­vollmacht.

Eine Krebs­diagnose verändert das Leben grundlegend. In dieser herausfordernden Zeit ist es besonders wertvoll, selbst über medizinische Behand­lungen entscheiden zu können. Was aber, wenn Sie diese Entschei­dungen eines Tages nicht mehr selbst treffen können? Eine Patienten­verfügung sichert Ihren Willen auch für solche Situationen. Der folgende Beitrag erklärt, worauf Sie bei einer Patienten­verfügung im Kontext einer Krebs­erkrankung achten sollten.

Arzt im weißen Kittel mit Stethoskop spricht in einem hellen Raum mit einer Patientin, hält Dokumente in der Hand.

Was ist eine Patienten­verfügung und warum ist sie bei Krebs besonders relevant?

Eine Patienten­verfügung ist eine schriftliche Willens­erklärung, in der Sie festlegen, welche medizinischen Maßnahmen Sie wünschen oder ablehnen, falls Sie nicht mehr selbst entscheiden können. Die gesetzliche Grundlage hierfür ist in § 1827 BGB verankert[2][3].

Bei einer Krebs­erkrankung gewinnt die Patienten­verfügung eine besondere Bedeutung. Der Verlauf einer Krebs­erkrankung kann unter­schiedliche Phasen durchlaufen - von intensiven Therapie­phasen bis hin zu palliativen Situationen. Mit einer Patienten­verfügung stellen Sie sicher, dass Ihre Behand­lungswünsche auch dann respektiert werden, wenn Sie sich selbst nicht mehr äußern können[11].

Eine gut formulierte Patienten­verfügung entlastet zudem Ihre Ange­hörigen und gibt dem ärztlichen Behand­lungsteam konkrete Handlungs­anweisungen für schwierige Entschei­dungs­situationen. Ihr schriftlich festgehaltener Wille ist für das Behand­lungsteam und für Ihre Ange­hörigen rechts­verbindlich[11].

Wirksamkeit sichern: So formulieren Sie Ihre Patienten­verfügung korrekt

Der Bundes­gerichtshof hat 2016 entschieden, dass pauschale Formulierungen wie “keine lebens­erhaltenden Maßnahmen” nicht ausreichen[2]. Für eine rechts­wirksame Patienten­verfügung müssen Sie konkrete Situationen und medizinische Maßnahmen beschreiben[5].

Folgende Punkte sind für die Wirksamkeit entscheidend:

Beschreiben Sie konkrete Situationen

Formulieren Sie genau, in welchen Situationen Ihre Patienten­verfügung gelten soll[5]. Beispiel: “Wenn ich mich offensichtlich im End­stadium einer unheil­baren, tödlich verlaufenden Krankheit befinde, selbst wenn der Todes­zeitpunkt noch nicht absehbar ist…”[4].

Benennen Sie konkrete medizinische Maßnahmen

Legen Sie fest, welche Behand­lungen Sie in den beschriebenen Situationen wünschen oder ablehnen. Nehmen Sie dabei Stellung zu:

Persönliche Wert­vorstellungen einbeziehen

Ergänzen Sie Ihre Patienten­verfügung mit Ihren persönlichen Wert­vorstellungen zum Leben und Sterben. Dies hilft Ärzt:innen und Pflege­fachkräften, Ihren Willen im Zweifel besser zu verstehen[4].

Besondere Aspekte für Menschen mit Krebs

Bei einer Krebs­erkrankung sollten Sie in Ihrer Patienten­verfügung auf folgende Punkte besonders achten:

Berücksichtigen Sie Ihre Krankheits­geschichte

Nehmen Sie Ihre konkrete Diagnose und Krankheits­geschichte in die Patienten­verfügung auf. Je mehr Informationen die Ärzt:innen über Sie haben, desto eher werden Sie im Ernstfall nach Ihren Wünschen behandelt.

Spezifische Behand­lungs­wünsche bei Krebs

Überlegen Sie, wie Sie zu folgenden Themen stehen:

  • Tumor­spezifische Therapien in fortgeschrittenen Krankheits­stadien
  • Palliative Maßnahmen zur Linderung von Schmerzen, Atemnot und anderen Symptomen
  • Bevorzugte Orte für die letzte Lebens­phase (zuhause, Hospiz, Palliativ­station)[11]

Weitere persönliche Wünsche festhalten

Denken Sie auch an weitere Aspekte wie:

  • Bevorzugtes Kranken­haus oder Pflege­einrichtung
  • Vertrauens­personen, die einbezogen werden sollen
  • Spirituelle oder religiöse Bedürfnisse

Formale Anforderungen: So wird Ihre Patienten­verfügung rechts­verbindlich

Folgende formale Kriterien müssen erfüllt sein, damit Ihre Patienten­verfügung rechtlich bindend ist:

Persönliche Daten und Unterschrift

Die Patienten­verfügung muss folgende Angaben enthalten:

  • Vor- und Nachname
  • Geburts­datum
  • Anschrift
  • Aktuelles Datum
  • Eigen­händige Unterschrift[4]

Wichtig: Eine notarielle Beglaubigung ist grundsätzlich nicht erforderlich. Die Patienten­verfügung wird mit Datum und Ihrer eigen­händigen Unterschrift wirksam[2]. Sollten Sie aufgrund Ihrer Erkrankung nicht mehr in der Lage sein, selbst zu unterschreiben, ist eine notarielle Beglaubigung jedoch notwendig[11].

Ärztliche Beratung empfehlenswert

Eine ärztliche Beratung vor dem Erstellen der Patienten­verfügung ist nicht vorgeschrieben, aber sehr empfehlenswert. Besonders bei einer Krebs­erkrankung kann eine fachkundige Beratung helfen, die medizinischen Aspekte korrekt einzuschätzen[3].

Aufbewahrung und Zugänglichkeit sicherstellen

Ihre Patienten­verfügung nutzt nur, wenn sie im Ernstfall auch gefunden wird:

Sicherer Aufbewahrungs­ort

Bewahren Sie Ihre Patienten­verfügung an einem Ort auf, der Ange­hörigen oder Vertrauens­personen bekannt ist. Informieren Sie diese Personen über den Aufbewahrungs­ort[5].

Hinweis­karte im Porte­monnaie

Tragen Sie eine Hinweis­karte in Ihrem Porte­monnaie mit sich, auf der vermerkt ist, dass Sie eine Patienten­verfügung haben und wo diese zu finden ist.

Digitale Hinterlegung

Je nach Kranken­kasse kann ein Hinweis auf Ihre Patienten­verfügung auf der Versicherten­karte eingetragen werden[11].

Regelmäßige Überprüfung - besonders wichtig bei Krebs

Bei einer Krebs­erkrankung kann sich Ihr Gesund­heits­zustand und damit Ihre Einstellung zu bestimmten Behand­lungen ändern. Überprüfen Sie Ihre Patienten­verfügung mindestens einmal jährlich. Fragen Sie sich:

  • Stehen Sie noch hinter allen Wünschen in der Verfügung?
  • Passen die Formulierungen noch zu Ihrer aktuellen Situation?

Bei Änderungen können Sie Ihre Patienten­verfügung jederzeit anpassen. Mit neuem Datum und Unterschrift wird die aktualisierte Version sofort wirksam.

Ergänzung durch Vorsorge­vollmacht

Eine Patienten­verfügung allein reicht oft nicht aus. Ergänzen Sie sie durch eine Vorsorge­vollmacht:

Warum eine Vorsorge­vollmacht sinnvoll ist

Mit einer Vorsorge­vollmacht benennen Sie eine Person Ihres Vertrauens, die Ihren in der Patienten­verfügung festgelegten Willen durchsetzen kann. Diese Person wird Ihr:e Für­sprecher:in gegenüber Ärzt:innen und Pflege­personal[2][3][5].

Befugnisse des:der Bevoll­mächtigten

Der:die Bevoll­mächtigte kann:

  • Mit Ärzt:innen über Ihre Behand­lung sprechen
  • In medizinische Maßnahmen einwilligen oder diese ablehnen
  • Einsicht in Ihre Kranken­unterlagen nehmen
  • Über Ihren Aufenthalt entscheiden[3]

Beratungs­angebote nutzen

Das Erstellen einer Patienten­verfügung bei Krebs ist komplex. Nutzen Sie folgende Beratungs­angebote:

Medizinische Beratung

Lassen Sie sich von Ihren behan­delnden Ärzt:innen beraten. Sie können die medizinischen Aspekte Ihrer Erkrankung am besten einschätzen und Ihnen helfen, realistische Behand­lungs­szenarien zu formulieren[3].

Juristische Beratung

Eine rechtliche Beratung stellt sicher, dass Ihre Patienten­verfügung juristisch einwand­frei formuliert ist. Diese bieten an:

  • Rechts­anwält:innen für Medizin­recht
  • Betreuungs­behörden
  • Betreuungs­vereine[2]

Spezielle Beratung für Krebs­patient:innen

Die Krebs­liga bietet spezielle Beratung für Menschen mit Krebs an. Sie unterstützt auch beim Ausfüllen der Patienten­verfügung[11].

Zudem bietet das Bundes­ministerium der Justiz eine kostenlose PDF-Broschüre “Patienten­verfügung” mit detaillierten rechtlichen und praktischen Tipps zum Verfassen an[2].

Fazit: Selbst­bestimmung auch in schwierigen Zeiten

Eine Patienten­verfügung bei Krebs ist ein wertvolles Instrument, um Ihre Selbst­bestimmung auch in schwierigen Krankheits­phasen zu wahren. Mit einer präzise formulierten Verfügung geben Sie Ihren Ange­hörigen und dem medizinischen Personal klare Handlungs­anweisungen und nehmen ihnen belastende Entschei­dungen ab.

Nehmen Sie sich Zeit für dieses wichtige Dokument, lassen Sie sich beraten und überprüfen Sie es regelmäßig. So stellen Sie sicher, dass Ihre Wünsche respektiert werden - auch wenn Sie diese eines Tages nicht mehr selbst äußern können.