Natur­bestattung in Deutschland: Möglichkeiten und rechtliche Vor­gaben

Zusammenfassung

Eine Natur­bestattung ermöglicht die Beisetzung der Asche eines Verstorbenen in der freien Natur, etwa bei einer Wald- oder See­bestattung, und bietet eine umwelt­freundliche Alternative zur klassischen Friedhofs­bestattung. In Deutschland sind aufgrund der Friedhofs­pflicht nur bestimmte Formen wie Baum- oder See­bestattungen erlaubt, während andere Varianten wie Luft- oder Almwiesen­bestattungen nur im Ausland möglich sind. Diese Bestattungsart ist besonders für naturverbundene Menschen attraktiv, da sie keine Grabpflege erfordert und oft kostengünstiger ist.

Eine Naturbestattung bietet eine alternative Form des letzten Abschieds für Menschen, die auch nach ihrem Tod mit der Natur verbunden sein möchten. Immer mehr Personen in Deutschland entscheiden sich für diese umweltfreundliche Bestattungsform. Dieser Artikel klärt Sie über die verschiedenen Arten der Naturbestattung auf, erläutert die rechtlichen Rahmenbedingungen und gibt praktische Hinweise für die Planung.

 Sonnenstrahlen durch einen Baum auf einer blühenden Wiese mit bunten Blumen in idyllischer Natur.

Was ist eine Natur­bestattung?

Bei einer Naturbestattung wird die Asche eines verstorbenen Menschen in einer natürlichen Umgebung beigesetzt. Voraussetzung für alle Arten der Naturbestattung ist die vorherige Ein­äscherung im Krematorium. Im Gegensatz zur klassischen Friedhofs­bestattung findet die Beisetzung in der freien Natur statt - sei es im Wald, auf See oder an anderen natür­lichen Orten[7][10].

Ein wichtiger Aspekt der Naturbestattung ist, dass die Grabpflege entfällt, da die Natur diesen Part übernimmt. Dies macht diese Bestattungsform besonders für Menschen attraktiv, die ihre Ange­hörigen nicht mit der Grabpflege belasten möchten oder keine Verwandten haben, die sich um ein Grab kümmern könnten[7].

Erlaubte Natur­bestattungs­formen in Deutschland

In Deutschland besteht grundsätzlich Friedhofs­pflicht. Dies bedeutet, dass die Asche Verstorbener nur an dafür ge­nehmigten Orten beigesetzt werden darf[13][14]. Folgende Natur­bestattungen sind in Deutschland erlaubt:

Wald- oder Baum­bestattung

Die Waldbestattung, auch Baumbestattung genannt, ist die bekannteste und am häufigsten gewählte Form der Naturbestattung in Deutschland. Hierbei wird die Urne mit der Asche des Verstorbenen im Wurzel­bereich eines Baumes beigesetzt[7].

Für Waldbestattungen stehen spezielle Bestattungs­wälder wie “FriedWald” oder “RuheForst” zur Verfügung. Diese sind offiziell als Begräbnis­orte ausgewiesen und erhalten durch das jeweilige Bundes­land eine entsprechende Genehmigung[14]. Bei einer Wald­bestattung kann ein Baum als individueller Gedenkort ausgewählt werden. Oft werden kleine Namens­schilder angebracht, die die Stelle kennzeichnen[10].

See­bestattung

Bei der Seebestattung wird die Asche des Verstorbenen in einer speziellen wasser­löslichen Urne im Meer beigesetzt. In Deutschland ist diese Bestattungs­form in der Nord- und Ostsee erlaubt, kann aber auf Wunsch auch in anderen Meeren wie dem Atlantik oder Pazifik durchgeführt werden[11][14].

Die Beisetzung erfolgt durch eine Reederei und findet meist außerhalb der Drei-Meilen-Zone statt[11]. Die See­bestattung ist eine Möglichkeit für Menschen, die sich mit dem Meer verbunden fühlen oder eine maritime Lebens­geschichte haben.

Nicht erlaubte Natur­bestattungen in Deutschland

Aufgrund der Friedhofs­pflicht sind bestimmte Formen der Naturbestattung in Deutschland nicht gestattet[13][14]:

  • Luft­bestattung: Das Verstreuen der Asche aus der Luft
  • Almwiesen­bestattung: Die Beisetzung der Asche auf Almwiesen
  • Fels­bestattung: Die Beisetzung der Asche an Felsen
  • Aufbewahrung im eigenen Garten: Mit Ausnahme von Bremen und Nordrhein-Westfalen, wo unter bestimmten Voraussetzungen eine Beisetzung auf Privat­grund möglich ist[17]
  • Aufbewahrung der Urne zu Hause: Dies stellt eine Ordnungs­widrigkeit dar und kann mit einem Bußgeld geahndet werden[17]

Rechtlicher Rahmen: Die Friedhofs­pflicht in Deutschland

Die Friedhofs­pflicht (auch Friedhofs­zwang genannt) ist in den Bestattungs­gesetzen der einzelnen Bundes­länder verankert und gilt seit 1934[15][17]. Sie hat ursprünglich hygienische Gründe, die vor allem bei Erd­bestattungen relevant waren[13].

Heute wird die Friedhofs­pflicht vor allem damit begründet, dass der Friedhof als öffentlicher Ort der Trauer, Abschieds­nahme und Erinnerung erhalten bleiben soll[13]. Die Kirche in Deutschland setzt sich besonders für den Erhalt dieser Regelung ein, da Friedhöfe für Hinter­bliebene wichtige Orte der Trauer­bewältigung darstellen können[13].

Ausnahmen und regionale Besonderheiten

In Bremen ist seit 2015 das Ausstreuen der Asche auf Privat­grund sowie auf eigens dafür ausge­wiesenen öffentlichen Flächen möglich. Diese Praxis ist allerdings an Vorgaben geknüpft:

  • Sie gilt nur für Bremer Bürger:innen
  • Verstorbene müssen zu Lebzeiten schriftlich verfügt haben, an welchem Ort das Ausstreuen der Asche gewünscht wird
  • Die Eigentümer:innen des Grundstücks müssen mit dem Verstreuen einverstanden sein[17]

Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es Möglichkeiten zur Beisetzung der Totenasche auf privaten Grund­stücken unter bestimmten Voraus­setzungen[17].

Ablauf einer Natur­bestattung

Der Ablauf einer Naturbestattung ähnelt in vielen Punkten dem einer konventionellen Bestattung, hat jedoch einige Besonder­heiten.

Vorbereitung

Nach dem Tod eines Menschen müssen zunächst die gleichen Formalitäten wie bei jeder anderen Bestattung erledigt werden:

  • Todesbescheinigung durch einen Arzt oder eine Ärztin
  • Anzeige des Sterbefalls beim Standesamt
  • Beauftragung eines Bestattungs­unternehmens[9][12]

Die Trauerfeier im Wald

Bei einer Waldbestattung gestaltet sich die Trauerfeier oft anders als auf einem konventionellen Friedhof. Oft wird ein Andachts­platz im Wald genutzt, von dem aus sich die Trauernden gemeinsam zur vorbereiteten Grabstätte am ausgewählten Baum begeben[8].

Der Ablauf kann frei gestaltet werden. Eine Beisetzung nach kirchlichem Ritus ist ebenso möglich wie eine weltliche Zeremonie. Bei Bedarf können auch Trauerredner:innen die Gestaltung übernehmen[8].

Besonderheiten bei Waldbestattungen:

  • Angemessene Kleidung und festes Schuhwerk sind empfehlenswert
  • Blumen können zur Beisetzung mitgebracht werden
  • Aus Sicherheits­gründen sind offene Kerzen meist nicht erlaubt, stattdessen stellen viele Bestattungs­wälder Laternen oder Windlichter zur Verfügung[8]

Die Seebestattung

Bei einer Seebestattung wird die Urne vom Schiff aus dem Meer übergeben. Die Zeremonie kann je nach Wunsch gestaltet werden. Häufig wird die Urne mit Blumen oder Blüten­blättern begleitet ins Meer gelassen. Die Angehörigen erhalten später eine Seekarte mit den genauen Koordinaten der Beisetzungs­stelle[11].

Vor- und Nachteile der Natur­bestattung

Vorteile

Naturverbundenheit
Menschen, die sich der Natur verbunden fühlen, empfinden Friedhöfe mit ihren geordneten Grabstellen manchmal als eng oder bedrückend. Eine Naturbestattung kann als befreiend empfunden werden[7].

Keine Grabpflege
Bei einer Naturbestattung entfällt die regelmäßige Grabpflege. Dies entlastet Angehörige sowohl finanziell als auch organisatorisch[7][10].

Kosten­ersparnis
Ein großer Teil der Bestattungs­kosten entfällt normaler­weise auf die Friedhofs­gebühren, die sich auf mehrere tausend Euro belaufen können. Bei Naturbestattungen sind diese Gebühren entweder niedriger (z.B. bei einer Waldbestattung) oder entfallen gänzlich (z.B. bei einer Seebestattung). Auch die Kosten für Grabstein und individuelle Grab­gestaltung entfallen[7].

Nachteile

Kein konkreter Gedenk­ort
Bei manchen Formen der Naturbestattung, besonders bei der Seebestattung, haben Angehörige keinen konkreten Ort für ihre Trauer. Bei Waldbestattungen ist der Baum zwar als Gedenkort vorhanden, jedoch fehlt die Möglichkeit, individuelle Grabgestaltung vorzunehmen[10].

Teilweise anonymer Charakter
Naturbestattungen haben oft einen anonymen Charakter, da das Grab in vielen Fällen keine namentliche Kennzeichnung erhält. Eine Ausnahme bildet hier die Waldbestattung, bei der kleine Namens­schilder angebracht werden können[10].

Kosten einer Natur­bestattung

Die Kosten einer Naturbestattung variieren je nach Art und Anbieter. Generell fallen folgende Posten an:

  1. Einäscherung: Diese ist Voraussetzung für jede Art der Naturbestattung
  2. Urne: Je nach Material und Anforderungen (z.B. wasser­lösliche Urnen bei Seebestattungen)
  3. Beisetzungs­gebühren: Bei Waldbestattungen für den Baum oder Platz, bei Seebestattungen für die Dienstleistung der Reederei

Im Vergleich zu traditionellen Bestattungen können Naturbestattungen kosten­günstiger sein, da keine Friedhofs­gebühren im herkömm­lichen Sinne anfallen und keine Ausgaben für Grabsteine oder Grab­pflege entstehen[7][10].

Alternativen im Ausland

Wer eine in Deutschland nicht erlaubte Form der Naturbestattung wünscht, kann diese in Ländern mit liberalerem Bestattungs­recht durchführen lassen. Dafür ist die Überführung des Leichnams oder der Asche ins Ausland notwendig[14][18].

Länder mit liberalem Bestattungs­recht, die alternative Bestattungs­formen ermöglichen, sind unter anderem:

  • Schweiz: Hier sind Almwiesen-, Fels- und Luftbestattungen möglich
  • Niederlande: Bieten ebenfalls freiere Bestattungs­möglichkeiten[14]

Checkliste für Ange­hörige

Wenn Sie eine Naturbestattung für sich selbst planen oder für eine:n verstorbene:n Angehörige:n organisieren, sollten Sie folgende Punkte beachten:

Unmittelbar nach dem Todesfall:

  • Todesbescheinigung durch Arzt oder Ärztin einholen
  • Sterbefall beim Standesamt anzeigen
  • Bestattungs­unternehmen kontaktieren[9][12]

Für die Naturbestattung spezifisch:

  • Art der Naturbestattung festlegen (Wald-, Seebestattung)
  • Bei Waldbestattungen: Bestattungs­wald auswählen und Baum reservieren
  • Bei Seebestattungen: Reederei kontaktieren und Termin vereinbaren
  • Trauerfeier planen (weltlich oder religiös)
  • Trauerredner:in oder Geistliche:n organisieren
  • Angehörige informieren[8][12]

Nach der Bestattung:

  • Verträge und Verpflichtungen des/der Verstorbenen klären
  • Benachrichtigung von Behörden und Versicherungen[9]

Fazit

Naturbestattungen bieten eine alternative und oft kosten­günstigere Möglichkeit des letzten Abschieds, die besonders für naturverbundene Menschen ansprechend sein kann. In Deutschland sind aufgrund der Friedhofs­pflicht hauptsächlich Wald- und Seebestattungen erlaubt, während andere Formen wie Almwiesen-, Fels- oder Luftbestattungen nur im Ausland möglich sind.

Die Entscheidung für eine Naturbestattung sollte wohlüberlegt sein und idealerweise bereits zu Lebzeiten getroffen und dokumentiert werden. So können Sie sicherstellen, dass Ihre Wünsche respektiert werden und Ihre Angehörigen in der Trauer­situation entlastet sind.

Wenn Sie eine Naturbestattung in Betracht ziehen, empfiehlt es sich, mit einem Bestattungs­unternehmen zu sprechen, das auf diese Bestattungs­form spezialisiert ist, um alle rechtlichen und praktischen Aspekte fachkundig abzuklären.