Mit den Eltern über Vor­sorge spre­chen: Ein prak­ti­scher Rat­ge­ber

Zusammenfassung

Ein Gespräch mit den Eltern über Vorsorge wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht ist wichtig, um ihre Wünsche für den Ernstfall festzuhalten und rechtliche Unsicherheiten zu vermeiden. Es sollte frühzeitig, einfühlsam und gut vorbereitet geführt werden, um Selbstbestimmung zu gewährleisten und allen Beteiligten Sicherheit zu geben. Eine klare Kommunikation und schriftliche Dokumente erleichtern Entscheidungen in Krisensituationen erheblich.

Ein Gespräch mit den Eltern über Vor­sorge­maß­nah­men für den Ernst­fall zu führen, gehört zu den wich­tigs­ten und zu­gleich her­aus­for­derndsten Auf­ga­ben für er­wach­se­ne Kin­der. Die meis­ten Men­schen möch­ten sich über schwie­ri­ge Sze­na­ri­en wie Un­fäl­le oder schwe­re Krank­hei­ten keine Ge­dan­ken ma­chen. Be­son­ders dann nicht, wenn die eige­ne Sterb­lich­keit im Raum steht. Den­noch ist es für alle Be­tei­lig­ten hilf­reich, früh­zei­tig über The­men wie Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung und Vor­sor­ge­voll­macht zu spre­chen. Dieser Rat­ge­ber zeigt Ihnen, wie Sie sol­che Ge­sprä­che ein­fühl­sam und er­folg­reich führen können.

Drei Personen sitzen an einem Tisch in einem gemütlichen Raum und führen ein Gespräch, ein Notizbuch liegt vor ihnen.

Warum ein Gespräch über Vorsorge notwendig ist

Ohne schrift­li­che Vor­sor­ge­do­ku­men­te ste­hen Fa­mi­li­en­mit­glie­der im Ernst­fall oft rat­los und hilf­los da. Wenn Ihre Eltern einen schwe­ren Un­fall er­lei­den oder plötz­lich er­kran­ken und keine Vor­sor­ge­voll­macht exis­tiert, kön­nen Sie als Kind nicht auto­ma­tisch für Ihre Eltern ent­schei­den - denn Ange­hö­ri­ge sind nicht auto­ma­tisch ver­tre­tungs­be­fugt. In sol­chen Fäl­len muss oft ein ge­richt­li­cher Be­treu­er be­stellt wer­den, was mit zu­sätz­li­chem Auf­wand und emo­tio­na­ler Be­las­tung ver­bun­den ist.[9]

Eine Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung stellt sicher, dass der Wille Ihrer Eltern um­ge­setzt wird, auch wenn sie sich in der aktu­el­len Situ­a­ti­on nicht mehr selbst äu­ßern können. So können Pa­ti­ent:in­nen für den Fall ihrer Ein­wil­li­gungs­un­fä­hig­keit vor­sorg­lich fest­le­gen, dass in einer be­stimm­ten Situ­a­ti­on be­stimm­te me­di­zi­ni­sche Maß­nah­men durch­zu­füh­ren oder zu unter­las­sen sind[4]. Dies gibt allen Be­tei­lig­ten Si­cher­heit und ver­hin­dert Kon­flik­te in einer ohne­hin schon be­las­ten­den Zeit.

Ein früh­zei­ti­ges Ge­spräch über Vor­sor­ge gibt Ihren Eltern die Mög­lich­keit, selbst­be­stimmt zu ent­schei­den und ihre Wün­sche fest­zu­hal­ten. Es er­mög­licht klare Ver­hält­nis­se für alle Fa­mi­li­en­mit­glie­der und er­leich­tert Ihnen als Kind schwie­ri­ge Ent­schei­dun­gen, wenn Sie wis­sen, was Ihre Eltern sich wün­schen würden.

Der passende Zeitpunkt für das Vorsorge-Gespräch

Expert:innen raten, sich spä­tes­tens ab dem 60. Le­bens­jahr mit dem Thema Vor­sor­ge aus­ein­an­der­zu­set­zen[10]. Den­noch ist eine frühe Aus­ein­an­der­set­zung sinn­voll, denn Un­fäl­le oder schwe­re Er­kran­kun­gen kön­nen je­der­zeit ein­tre­ten. Warten Sie nicht, bis ko­gni­ti­ve Fähig­kei­ten nach­las­sen oder Mo­bi­li­täts­pro­ble­me auf­tre­ten. Je früher Sie sich mit Ihren Eltern um die Vor­sor­ge küm­mern, desto besser.

Das Ge­spräch selbst sollte in einer un­be­las­te­ten Situ­a­ti­on statt­fin­den, so dass keine ne­ga­ti­ven Ge­füh­le mit ein­flie­ßen[10]. Ver­mei­den Sie es, das Thema in einer Stress­si­tu­a­ti­on oder un­mit­tel­bar nach einem me­di­zi­ni­schen Zwi­schen­fall an­zu­spre­chen. Suchen Sie einen ru­hi­gen Mo­ment, in dem alle Be­tei­lig­ten ent­spannt und auf­nah­me­fä­hig sind.

Be­son­ders dring­lich wird das Thema, wenn Sie bei Ihren Eltern Ver­gess­lich­keit, Pro­ble­me bei all­täg­li­chen Auf­ga­ben oder ge­sund­heit­li­che Ein­schrän­kun­gen be­mer­ken. Auch vor ge­plan­ten Ope­ra­tio­nen oder län­ge­ren Kran­ken­haus­auf­ent­hal­ten ist ein Ge­spräch über Vor­sor­ge­maß­nah­men sinn­voll.

Vorbereitung auf das Gespräch mit den Eltern

Eine gute Vor­be­rei­tung ist der Schlüs­sel zu einem kon­struk­ti­ven Ge­spräch über Vor­sor­ge. In­for­mie­ren Sie sich vorab selbst über das Thema Vor­sor­ge. Ma­chen Sie sich mit den ver­schie­de­nen Vor­sor­ge­do­ku­men­ten ver­traut, wie Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung, Vor­sor­ge­voll­macht und Be­treu­ungs­ver­fü­gung. Ver­ste­hen Sie deren recht­li­che Be­deu­tung und die häu­fi­gen Fall­stri­cke bei der Er­stel­lung.

Über­le­gen Sie sich im Vor­feld, wel­che Aspek­te für Ihre Fa­mi­lie be­son­ders wich­tig sind. Es kann hilf­reich sein, sich kon­kre­te Sze­na­ri­en zu über­le­gen, an­hand derer Sie das Ge­spräch mit Ihren Eltern führen können. Machen Sie sich bewusst, dass es nicht darum geht, Ihren Eltern etwas auf­zu­zwin­gen, son­dern sie bei wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen zu un­ter­stüt­zen und ihnen zu hel­fen, ihre Wün­sche um­zu­set­zen.

Als Grund­la­ge für die Ent­schei­dun­gen soll­ten immer die in­di­vi­du­el­len Le­bens­um­stän­de und die per­sön­li­chen Wün­sche und Vor­stel­lun­gen der Eltern stehen[2]. Be­rei­ten Sie sich also darauf vor, gut zu­zu­hö­ren und die Be­dürf­nis­se Ihrer Eltern in den Mit­tel­punkt zu stel­len.

Einfühlsame Gesprächsführung für erfolgreiche Vorsorge-Gespräche

Der rich­ti­ge Blick­win­kel kann ent­schei­dend sein: Be­trach­ten Sie die Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung vor allem als Re­spekt vor dem Leben und nicht als Pla­nung des Todes. Es ist leicht, Pa­ti­en­ten­ver­fü­gun­gen als Zei­chen für den be­vor­ste­hen­den Tod zu be­trach­ten. Tat­säch­lich geht es je­doch vor allem darum, sich für be­stimm­te Sze­na­ri­en ab­zu­si­chern und selbst im Not­fall Selbst­be­stim­mung be­hal­ten zu können.

Stel­len Sie kon­kre­te Fra­gen, die ein tie­fe­res Ge­spräch er­öff­nen können: “Was wünscht du dir für das Ende dei­nes Le­bens?” So­bald Ihre Eltern die eige­nen Wün­sche und Über­zeu­gun­gen er­läu­tern, können Sie wei­te­re Fra­gen stel­len und das Ge­spräch in die ge­wünsch­te Rich­tung len­ken. Sie können auch Ihre eige­nen Wün­sche mit­tei­len, damit das Ge­spräch tat­säch­lich ein Aus­tausch ist und kein Ver­hör.

Die Ver­wen­dung kon­kre­ter Sze­na­ri­en kann hilf­reich sein: “Stell dir vor, du hast einen schwe­ren Un­fall und lan­dest im künst­li­chen Koma. Möch­test du unter jeden Um­stän­den und mög­lichst lange am Leben ge­hal­ten wer­den? Oder gibt es Sze­na­ri­en, wo du Pal­lia­tiv­me­di­zin oder den Tod vor­zie­hen wür­dest?” Sol­che Bei­spie­le brin­gen Ihre Eltern schnell dazu, sich Ge­dan­ken zu ma­chen und eige­ne Wün­sche zu for­mu­lie­ren.

Wich­tig: Den­ken Sie daran, dass Sie mit den Ent­schei­dun­gen Ihrer Eltern nicht über­ein­stim­men müs­sen. Die Ent­schei­dun­gen in einer Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung sind sehr per­sön­lich. Es geht um die Wün­sche Ihrer Eltern, nicht um Ihre eige­nen Vor­stel­lun­gen.

Wenn Sie Eltern mit voll­jäh­ri­gen Kin­dern sind und eine Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung ver­fas­sen, soll­ten Sie den In­halt mit Ihren Kin­dern be­spre­chen: “Wir wür­den gerne mit euch über un­se­re Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung spre­chen, damit ihr un­se­re Ent­schei­dun­gen bes­ser ver­ste­hen könnt. Es ist uns wich­tig, dass ihr über alle un­se­re Wün­sche in­for­miert seid.” Das macht es den Kin­dern ein­fa­cher, die Ent­schei­dun­gen nach­zu­voll­zie­hen und ge­mäß dem mut­maß­li­chen Wil­len zu ent­schei­den, falls ein Sze­na­rio ein­trifft, das in der Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung nicht be­schrie­ben wurde.

Wesentliche Vorsorge-Themen für das Elterngespräch

Ein um­fas­sen­des Vor­sor­ge­ge­spräch mit den Eltern sollte meh­re­re wich­ti­ge Be­rei­che ab­de­cken. Die Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung er­mög­licht es Ihren Eltern, für den Fall ihrer Ein­wil­li­gungs­un­fä­hig­keit me­di­zi­ni­sche Ent­schei­dun­gen vor­weg­zu­neh­men. So können etwa Wün­sche zu noch nicht un­mit­tel­bar be­vor­ste­hen­den Un­ter­su­chun­gen des Ge­sund­heits­zu­stands, Heil­be­hand­lun­gen oder ärzt­li­chen Ein­grif­fen fest­ge­legt wer­den[4]. Die recht­li­che Grund­la­ge dafür fin­det sich in § 1827 BGB.

Die Vor­sor­ge­voll­macht ist ein wei­te­res zen­tra­les Do­ku­ment. Mit dieser Voll­macht be­voll­mäch­ti­gen Ihre Eltern eine oder meh­re­re Per­so­nen, in ihrem Namen zu han­deln, falls sie selbst dazu nicht mehr in der Lage sind. Dies kann ver­schie­de­ne Be­rei­che um­fas­sen wie Ge­sund­heits­für­sor­ge, Ver­mö­gens­sor­ge oder Woh­nungs­an­ge­le­gen­hei­ten[2].

Falls keine Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung vor­liegt oder die Fest­le­gun­gen nicht auf die ak­tu­el­le Le­bens- oder Be­hand­lungs­si­tu­a­ti­on zu­tref­fen, ent­schei­det die Ver­tre­te­rin oder der Ver­tre­ter nach Er­ör­te­rung der in Frage kom­men­den ärzt­li­chen Maß­nah­men mit der Ärz­tin oder dem Arzt auf der Grund­la­ge des mut­maß­li­chen Pa­ti­en­ten­wil­lens über die an­ste­hen­de Be­hand­lung[4].

Neben die­sen for­ma­len Do­ku­men­ten ist es auch wich­tig zu be­spre­chen, wo diese Do­ku­men­te im Not­fall zu fin­den sind. In­for­mie­ren Sie Ihre Kin­der auch dar­über, wo die Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung im Ernst­fall zu fin­den ist. Ihre Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung nützt wenig, wenn sie nicht ge­fun­den oder den Ärz­t:in­nen zu spät über­ge­ben wird. Ein Not­fall­ord­ner bie­tet sich an.

Auch Wün­sche für Pfle­ge und Be­treu­ung soll­ten The­men sein. Wie stel­len sich Ihre Eltern ihre Ver­sor­gung im Alter vor? Möch­ten sie so lange wie mög­lich zu Hause blei­ben? Kön­nen oder wol­len Sie als Kind Pfle­ge­auf­ga­ben über­neh­men? Spre­chen Sie auch über die fi­nan­zi­el­le Situ­a­ti­on Ihrer Eltern und wie mög­li­che Pfle­ge­kos­ten ge­deckt wer­den können.

Jede ein­wil­li­gungs­fä­hi­ge voll­jäh­ri­ge Per­son kann eine Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung ver­fas­sen, die sie je­der­zeit form­los wi­der­ru­fen kann. Es ist sinn­voll, sich von einer Ärz­tin, einem Arzt oder einer an­de­ren fach­kun­di­gen Per­son be­ra­ten zu las­sen[4].

Strategien bei Widerstand gegen das Vorsorge-Gespräch

Nicht selten stoßen Kinder bei ihren Eltern auf Ablehnung, wenn sie das Thema Vorsorge ansprechen. Viele Eltern ängs­ti­gen sich vor dem Ge­dan­ken, dass etwas pas­sie­ren könn­te und ver­mei­den lie­ber jeg­li­che Aus­ein­an­der­set­zung damit[10]. Das ist ver­ständ­lich, denn nie­mand setzt sich gerne mit dem eige­nen Altern oder der eige­nen Sterb­lich­keit aus­ein­an­der.

Wenn Sie auf Wi­der­stand stoßen, ak­zep­tie­ren Sie zu­nächst die Ab­leh­nung und drän­gen Sie nicht. Ver­su­chen Sie, die Grün­de für den Wi­der­stand zu ver­ste­hen. Oft liegt es an Ängs­ten oder Miss­ver­ständ­nis­sen. Sie können vor­schla­gen, das Thema zu einem spä­te­ren Zeit­punkt wie­der auf­zu­grei­fen. Man­ch­mal ist es hilf­reich, ge­mein­sam zu einem Be­ra­tungs­ge­spräch zu gehen, bei­spiels­wei­se zu einer Ärz­tin, einem Arzt oder einer Rechts­an­wäl­t:in.

Tei­len Sie Ihre eige­nen Sor­gen mit: “Ich mache mir Ge­dan­ken, was pas­sie­ren würde, wenn du plötz­lich nicht mehr selbst ent­schei­den könn­test. Ich möch­te in einer sol­chen Situ­a­ti­on gerne nach dei­nem Wil­len han­deln können.” So zei­gen Sie, dass es Ihnen nicht darum geht, Kon­trol­le zu über­neh­men, son­dern den Wil­len Ihrer Eltern zu re­spek­tie­ren.

Er­klä­ren Sie Ihren Eltern, warum Vor­sor­ge so wich­tig ist. Vor allem zwei Punk­te sind hier wich­tig: Zum einen soll­ten Ihre Eltern ver­ste­hen, dass Vor­sor­ge nicht nur mit dem Alter zu tun hat, son­dern für jeden Men­schen wich­tig ist, weil Schick­sals­schlä­ge jeden tref­fen können. Zum an­de­ren soll­ten Sie er­klä­ren, wie hilf­los Sie ohne die rich­ti­ge Vor­sor­ge im Ernst­fall sein wür­den.

Be­son­ders über­zeu­gend kann es sein, wenn Sie selbst mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen. Er­stel­len Sie Vor­sor­ge­do­ku­men­te nicht nur für Ihre Eltern, son­dern auch für sich selbst. Das zeigt, dass Sie das Thema ernst neh­men und dass es nicht nur um Ihre Eltern geht.

Konkrete Schritte nach einem erfolgreichen Gespräch

Nach einem kon­struk­ti­ven Ge­spräch über Vor­sor­ge ist es wich­tig, dass kon­kre­te Schrit­te folgen. Ver­ges­sen Sie nicht, die Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung schrift­lich zu er­stel­len. Ohne schrift­li­che Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung können Sie im Ernst­fall nicht immer für Ihre Eltern ent­schei­den. Außer­dem kann es zu Miss­ver­ständ­nis­sen kom­men, wenn Sie sich nur münd­lich an das Ge­spräch er­in­nern. Eine Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung bie­tet Si­cher­heit und Prä­zi­si­on.

Bie­ten Sie an, Ihre Eltern bei der Er­stel­lung der Do­ku­men­te zu un­ter­stüt­zen. Sie können ge­mein­sam die nö­ti­gen For­mu­la­re be­sor­gen oder bei der For­mu­lie­rung der Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung hel­fen. Zur Er­stel­lung einer in­di­vi­du­el­len Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung können Text­bau­stei­ne des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Jus­tiz als An­re­gung und For­mu­lie­rungs­hil­fe die­nen[4].

Es kann auch sinn­voll sein, Ihre Eltern zu einem Be­ra­tungs­ge­spräch bei einer Ärz­tin oder einem Arzt zu be­glei­ten. Tref­fen die kon­kre­ten Fest­le­gun­gen in einer Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung auf die ak­tu­el­le Le­bens- und Be­hand­lungs­si­tu­a­ti­on der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten zu, sind die be­han­deln­de Ärz­tin oder der be­han­deln­de Arzt wie auch die Pfle­ge­fach­per­so­nen daran ge­bun­den[4].

Vor­sor­ge­do­ku­men­te soll­ten re­gel­mä­ßig über­prüft und bei Bedarf ak­tua­li­siert wer­den. Pla­nen Sie ein, etwa alle zwei Jahre oder bei we­sent­li­chen Än­de­run­gen der Le­bens­um­stän­de er­neut über das Thema zu spre­chen.

Sor­gen Sie dafür, dass alle re­le­van­ten Fa­mi­li­en­mit­glie­der über die ge­trof­fe­nen Ent­schei­dun­gen in­for­miert sind. Das hilft, spä­te­re Kon­flik­te zu ver­mei­den und stellt sicher, dass im Ernst­fall alle wis­sen, was zu tun ist.

Vorsorge-Gespräche bei beginnenden kognitiven Einschränkungen

Wenn die ko­gni­ti­ven Fä­hig­kei­ten Ihrer Eltern be­reits nach­las­sen, er­for­dert das Ge­spräch be­son­de­re Sen­si­bi­li­tät. Wich­tig ist zu wis­sen, dass Vor­sor­ge­do­ku­men­te nur er­stellt wer­den kön­nen, so­lan­ge die be­tref­fen­de Per­son ein­wil­li­gungs­fä­hig ist.

Wäh­len Sie für das Ge­spräch einen Zeit­punkt, an dem Ihre Eltern auf­nah­me­fä­hig und aus­ge­ruht sind. Spre­chen Sie lang­sam und in ein­fa­chen Sät­zen. Ver­mei­den Sie es, zu viele The­men auf ein­mal an­zu­spre­chen, und geben Sie Ihren Eltern Zeit zum Nach­den­ken. Wie­der­ho­len Sie wich­ti­ge Punk­te und ver­ge­wis­sern Sie sich, dass Ihre Eltern alles ver­stan­den haben.

Bei Un­si­cher­heit be­züg­lich der Ein­wil­li­gungs­fä­hig­keit soll­ten Sie ärzt­li­chen Rat ein­ho­len. Ein:e Ärz­t:in kann be­ur­tei­len, ob Ihre Eltern noch in der Lage sind, die Trag­wei­te ihrer Ent­schei­dun­gen zu ver­ste­hen und ent­spre­chend zu han­deln.

Bei der Ge­stal­tung der Pu­ber­tät als Ent­wick­lungs­auf­ga­be für den Ju­gend­li­chen und seine Eltern sowie seine Fa­mi­lie gibt es Par­al­le­len zum Thema Vor­sor­ge. Beide The­men be­tref­fen Über­gangs­pha­sen im Leben und er­for­dern eine An­pas­sung aller Be­tei­lig­ten[5]. So wie El­tern und Kin­der in der Pu­ber­tät neue Wege der Kom­mu­ni­ka­ti­on fin­den müs­sen, so müs­sen auch er­wach­se­ne Kin­der und ihre älter wer­den­den Eltern einen neuen Um­gang mit­ein­an­der fin­den.

Vorsorge schafft Sicherheit für alle Beteiligten

Mit Ihren Eltern über Vor­sor­ge zu spre­chen, ist kein Zei­chen von Pes­si­mis­mus, son­dern von Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein und Für­sor­ge. Es geht darum, Wün­sche und Vor­stel­lun­gen zu re­spek­tie­ren und für den Fall der Fälle vor­be­rei­tet zu sein.

Ein of­fe­nes Ge­spräch kann nicht nur prak­ti­sche Fra­gen klä­ren, son­dern auch die Be­zie­hung zu Ihren Eltern ver­tie­fen. Es zeigt, dass Sie sich Ge­dan­ken ma­chen und für sie da sein möch­ten - auch in schwie­ri­gen Zei­ten. Neh­men Sie sich die Zeit für die­ses wich­ti­ge Ge­spräch. Es kann an­fangs un­be­quem sein, wird lang­fris­tig aber allen Be­tei­lig­ten mehr Si­cher­heit geben.

Be­den­ken Sie: Grund­la­ge für die Vor­sor­ge­pla­nung soll­ten immer die in­di­vi­du­el­len Le­bens­um­stän­de und die per­sön­li­chen Wün­sche Ihrer Eltern sein[2]. Es gibt keine Vor­sor­ge­pla­nung “von der Stan­ge”. Jeder Fall ist an­ders, und jede Fa­mi­lie hat ihre ei­ge­nen Be­dürf­nis­se und Prio­ri­tä­ten.

Mit einer früh­zei­ti­gen und um­fas­sen­den Vor­sor­ge­pla­nung können Sie ge­mein­sam mit Ihren Eltern dafür sor­gen, dass in Kri­sen­zei­ten alle Ent­schei­dun­gen im Sinne Ihrer Eltern ge­trof­fen wer­den. Das gibt Allen Si­cher­heit und Frie­den - jetzt und in der Zu­kunft.