Patientenverfügung für junge Menschen: Vorsorge kennt kein Alter
Zusammenfassung
Eine Patientenverfügung ist auch für junge Menschen wichtig, da Unfälle oder schwere Erkrankungen jeden treffen können. Sie ermöglicht es, medizinische Entscheidungen im Voraus festzulegen und entlastet Angehörige in kritischen Situationen. In Kombination mit einer Vorsorgevollmacht sorgt sie dafür, dass der eigene Wille respektiert wird und eine Vertrauensperson diesen durchsetzen kann.
Eine Patientenverfügung ist nicht nur etwas für ältere Menschen. Auch jüngere Personen können plötzlich in Situationen geraten, in denen sie ihre medizinischen Wünsche nicht mehr selbst äußern können. Mit einer frühzeitigen Vorsorge behalten Sie die Kontrolle über Ihre Behandlung - auch wenn Sie einmal nicht mehr selbst sprechen können.

Warum auch junge Menschen eine Patientenverfügung brauchen
Stellen Sie sich vor: Sie erleiden einen schweren Verkehrsunfall. Mit Blaulicht kommen Sie in die Notaufnahme. Ihr Zustand verschlechtert sich rasch. Die Ärzt:innen werden nervös, Sie noch mehr. Dann verlieren Sie das Bewusstsein. Um Ihr Leben zu retten, versetzen die medizinischen Fachkräfte Sie in ein künstliches Koma.
Wie soll es weitergehen? Sollen die Ärzt:innen eine Sondenernährung einleiten? Eine Dialyse oder künstliche Beatmung durchführen? Oder sollen die Geräte abgeschaltet werden, falls keine Heilungschancen bestehen?
Ohne eine Patientenverfügung müssen Ihre Angehörigen oder ein gerichtlich bestellter Betreuer diese schweren Entscheidungen treffen - eine enorme emotionale Belastung in einer ohnehin schon belastenden Situation.
Solche Notfälle können jeden Menschen treffen - unabhängig vom Alter. Ein Unfall, eine schwere Erkrankung oder andere unvorhersehbare Ereignisse können jedes Leben plötzlich verändern. Mit einer Patientenverfügung können Sie für solche Fälle vorsorgen[11].
Selbstbestimmung in jeder Lebensphase
Bei einer Patientenverfügung geht es um viel mehr als nur um Vorsorge - es geht um Ihre Selbstbestimmung. Mit diesem Dokument können Sie:
- Ihren Willen festhalten, wenn Sie sich selbst nicht mehr äußern können
- Über medizinische Maßnahmen entscheiden, auch wenn Sie im Moment der Entscheidung bewusstlos sind
- Ihren Angehörigen die Last abnehmen, schwierige Entscheidungen in emotional belastenden Situationen treffen zu müssen
Wer keine Patientenverfügung verfasst, überlässt anderen die Entscheidung über das eigene Leben oder sogar den eigenen Tod.
Was regelt eine Patientenverfügung?
In einer Patientenverfügung legen Sie fest, welche medizinischen und pflegerischen Maßnahmen Sie im Notfall wünschen oder ablehnen[2]. Dazu gehören unter anderem:
- Lebensverlängernde Maßnahmen
- Künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr
- Schmerz- und Symptombehandlung
- Wiederbelebungsmaßnahmen
- Künstliche Beatmung
- Dialyse
- Operationsentscheidungen
Sie können auch festhalten, ob Sie lebensverlängernde Maßnahmen um jeden Preis wünschen oder ob Ihnen die Lebensqualität wichtiger ist als ein möglichst langes Leben.
Rechtliche Grundlagen und formale Anforderungen
Die Patientenverfügung ist seit 2009 gesetzlich geregelt und in § 1827 BGB verankert[10]. Damit Ihre Patientenverfügung rechtswirksam ist, müssen Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Sie müssen volljährig und einwilligungsfähig sein (Geschäftsfähigkeit ist nicht erforderlich)[3]
- Die Verfügung muss schriftlich erstellt werden
- Sie muss mit Ihrer eigenhändigen Unterschrift oder einem notariell beglaubigten Handzeichen versehen sein[2]
- Sie können die Verfügung jederzeit formlos widerrufen[2]
Wichtig: Die Patientenverfügung sollte so konkret wie möglich formuliert sein. Vermeiden Sie allgemeine Aussagen wie “Ich möchte nicht an Schläuchen hängen” oder “Ich will nicht leiden müssen”[3]. Beschreiben Sie stattdessen genau, in welchen Situationen welche Maßnahmen ergriffen oder unterlassen werden sollen.
So erstellen Sie eine wirksame Patientenverfügung
Eine wirksame Patientenverfügung zu erstellen, ist nicht kompliziert, wenn Sie einige wichtige Punkte beachten:
1. Konkrete Situationen definieren
Beschreiben Sie genau, in welchen Situationen Ihre Patientenverfügung gelten soll, zum Beispiel:
- Bei einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit
- Bei schwerem Schädel-Hirn-Trauma ohne Aussicht auf Besserung
- Im Endstadium einer Demenzerkrankung
- Bei irreversiblem Koma
2. Gewünschte und abgelehnte Maßnahmen festlegen
Führen Sie konkret auf, welche medizinischen Maßnahmen Sie in den beschriebenen Situationen wünschen oder ablehnen[3].
3. Persönliche Wertvorstellungen ergänzen
Ergänzen Sie Ihre Ausführungen mit persönlichen Wertvorstellungen und Einstellungen zu Leben und Sterben. Dies hilft den behandelnden Ärzt:innen, Ihren Willen besser zu verstehen und umzusetzen[2].
4. Beratung in Anspruch nehmen
Lassen Sie sich von einer Ärztin oder einem Arzt oder einer anderen fachkundigen Person beraten[10]. So stellen Sie sicher, dass Ihre Patientenverfügung medizinisch sinnvoll formuliert ist.
5. Regelmäßige Aktualisierung
Überprüfen Sie Ihre Patientenverfügung regelmäßig und bestätigen Sie mit Datum und Unterschrift, dass sie weiterhin Ihrem Willen entspricht. Eine regelmäßige Aktualisierung ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, erhöht aber die Verbindlichkeit des Dokuments.
Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht: Ein perfektes Paar
Eine Patientenverfügung allein reicht oft nicht aus. Es muss auch jemand da sein, der Ihre Patientenverfügung bei den Ärzt:innen durchsetzt[11]. Dafür ist eine Vorsorgevollmacht das passende Instrument.
Mit einer Vorsorgevollmacht bestimmen Sie eine Person Ihres Vertrauens, die für Sie entscheiden kann, wenn Sie dazu nicht mehr in der Lage sind. Diese Person kann dann auch dafür sorgen, dass Ihre in der Patientenverfügung festgelegten Wünsche respektiert werden[11].
Ohne Vorsorgevollmacht bestimmt im Ernstfall ein Gericht, wer für Sie entscheidet, und bestellt einen gesetzlichen Betreuer oder eine gesetzliche Betreuerin[11].
Häufige Bedenken junger Menschen
Viele junge Menschen zögern, eine Patientenverfügung zu erstellen. Hier einige typische Bedenken:
“Ich bin noch jung und gesund, warum sollte ich jetzt schon vorsorgen?”
Niemand ist vor einem Unfall oder einer plötzlichen schweren Erkrankung geschützt. Gerade junge Menschen geraten häufig durch Unfälle in kritische gesundheitliche Situationen[11].
“Ist das nicht sehr kompliziert und teuer?”
Eine Patientenverfügung können Sie selbst erstellen. Das Bundesministerium der Justiz bietet kostenlose Textbausteine an[2]. Bei Bedarf können Sie sich auch fachkundigen Rat bei Ärzt:innen, Beratungsstellen oder Anwält:innen holen.
“Was ist, wenn ich meine Meinung ändere?”
Sie können Ihre Patientenverfügung jederzeit formlos widerrufen oder ändern[2]. Es empfiehlt sich, die Verfügung regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Besondere Bedeutung für junge Eltern
Gerade junge Eltern sollten frühzeitig an Vorsorge denken. Wer für Kinder verantwortlich ist, sollte nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Familie für Katastrophenfälle vorsorgen[11].
Mit einer Patientenverfügung, einer Vorsorgevollmacht und einer Sorgerechtsverfügung können Sie festlegen:
- Wer sich um Ihre Kinder kümmern soll, wenn Sie dazu nicht mehr in der Lage sind
- Welche Werte und Grundsätze bei der Erziehung Ihrer Kinder berücksichtigt werden sollen
- Wie Ihr Vermögen verwaltet werden soll, um die Zukunft Ihrer Kinder zu sichern
Fazit: Vorsorge ist in jedem Alter sinnvoll
Eine Patientenverfügung ist nicht nur etwas für ältere Menschen. Gerade für junge Menschen bietet sie die Möglichkeit, selbst über medizinische Behandlungen zu entscheiden, sollte man einmal nicht mehr selbst entscheidungsfähig sein[11].
Mit einer Patientenverfügung stellen Sie sicher, dass Ihr Wille respektiert wird, und nehmen Ihren Angehörigen schwere Entscheidungen ab. Kombiniert mit einer Vorsorgevollmacht haben Sie ein solides Fundament für alle Fälle geschaffen[5][11].
Denken Sie daran: Vorsorge bedeutet nicht, dass man mit dem Schlimmsten rechnet - sondern dass man für alle Fälle gut vorbereitet ist.