Grundpflege: Was Sie als pflegende Angehörige wissen sollten
Zusammenfassung
Die Grundpflege umfasst essenzielle Tätigkeiten wie Körperpflege, Ernährung, Hilfe bei Ausscheidungen und Mobilität, die Pflegebedürftige im Alltag unterstützen. Sie kann von Angehörigen oder professionellen Pflegekräften erbracht werden und ist eine wichtige Grundlage für die Lebensqualität und Selbstständigkeit der betroffenen Personen. Eine gute Vorbereitung sowie die Nutzung von Unterstützungsangeboten erleichtern die Pflege erheblich.
Die Grundpflege bildet einen wesentlichen Bestandteil der täglichen Unterstützung für Menschen, die Hilfe im Alltag benötigen. Dieser Artikel erklärt alle grundlegenden Aspekte, gibt praktische Tipps und unterstützt Sie als pflegende Angehörige oder Betreuungsperson.

Was genau bedeutet Grundpflege?
Grundpflege bezeichnet alle regelmäßigen Pflegemaßnahmen, die zur Bewältigung des Alltags nötig sind. Sie bezieht sich auf grundlegende Tätigkeiten, die ein Mensch regelmäßig ausführt - etwa Körperpflege, Essen oder Bewegung. Wenn jemand diese Tätigkeiten nicht mehr selbstständig ausführen kann, braucht er Unterstützung.
Die Grundpflege ist besonders wichtig, weil sie:
- Die grundlegenden Bedürfnisse abdeckt
- Die Lebensqualität erhält
- Ein selbstbestimmtes Leben in gewohnter Umgebung ermöglicht
- Krankheiten vorbeugt
- Soziale Kontakte fördert
Rund 4,13 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig, wobei etwa 80 Prozent zu Hause versorgt werden - die meisten von ihren Angehörigen[3].
Wo kann Grundpflege stattfinden?
Die Pflege kann in unterschiedlichen Umgebungen erfolgen:
Häusliche/ambulante Pflege: Die pflegebedürftige Person bleibt in ihrer gewohnten Umgebung. Diese Form wird von den meisten Menschen bevorzugt[10].
Teilstationäre Pflege: Die pflegebedürftige Person besucht tagsüber eine Pflegeeinrichtung und kehrt abends nach Hause zurück.
Vollstationäre Pflege: Die gesamte Pflege findet in einem Pflege- oder Seniorenheim statt.
Was gehört zur Grundpflege?
Die konkreten Leistungen richten sich nach den individuellen Bedürfnissen. Folgende Hauptbereiche umfasst die Grundpflege:
1. Körperpflege
Die Körperpflege stellt einen zentralen Teil der Grundpflege dar und beinhaltet:
- Haut- und Gesichtspflege[14]
- Haare waschen, föhnen, kämmen und bei Bedarf Haarersatz anbringen[14]
- Rasieren (nass oder trocken)[14]
- Zahnpflege und Reinigung von Zahnersatz[14]
- Teilwaschungen oder Ganzkörperwäsche - am Waschbecken, in der Dusche, Badewanne oder im Bett[14]
- Nagelpflege und spezielle Pflegemaßnahmen wie die Versorgung von Augenprothesen[15]
Ein praktischer Tipp für die Gesichtsreinigung:
- Bereiten Sie ein Waschbecken mit warmem Wasser vor
- Tragen Sie Gesichtsreiniger oder milde Seife auf
- Waschen Sie sanft Stirn, Wangen, Nase und Kinn
- Spülen Sie mit klarem Wasser nach
- Trocknen Sie das Gesicht ab
- Feuchten Sie einen Waschlappen an und reinigen Sie den Mund von möglichen Zahnpastaresten[8]
2. Ernährung
Bei der Ernährung geht es vor allem um Hilfe bei der Nahrungsaufnahme:
- Mahlzeiten mundgerecht vorbereiten
- Unterstützung beim Essen und Trinken
- Verabreichung von Sondennahrung, wenn eine Magensonde (PEG) nötig ist[14][15]
Hinweis: Einkauf, Kochen und die Planung von Mahlzeiten zählen zur hauswirtschaftlichen Versorgung, nicht zur Grundpflege[14].
3. Hilfe bei Ausscheidungen
Dieser sensible Bereich umfasst:
- Unterstützung bei Toilettengängen
- Umgang mit Inkontinenzmaterialien (Einlagen, Windeln)
- Pflege von Kathetern, Urostoma oder Enterostoma
- Kontinenztraining[15]
4. Mobilität
Die Förderung der Beweglichkeit ist ein wesentlicher Teil der Grundpflege:
Kleine und große Grundpflege - der Unterschied
Wenn Sie einen ambulanten Pflegedienst beauftragen, werden oft zwei Pflegevarianten angeboten:
Kleine Grundpflege:
- An- und Auskleiden
- Hilfe bei Toilettengängen
- Mund- und Zahnpflege
- Teilwäsche (Gesicht, Oberkörper, Intimbereich)
Große Grundpflege:
- Alle Leistungen der kleinen Grundpflege
- Ganzkörperwäsche
- Umfassendere Unterstützung bei allen Pflegetätigkeiten
- Hilfe bei der Nahrungsaufnahme[15]
Zeitaufwand für wichtige Pflegetätigkeiten
Der Zeitaufwand für Pflegetätigkeiten kann Ihnen als Orientierung dienen:
Pflegemaßnahme | Ungefährer Zeitaufwand |
---|---|
Ganzkörperwäsche | 20 Minuten |
Duschen | 25 Minuten |
Baden | 30 Minuten |
Oberkörper waschen | 10 Minuten |
Rasieren | 10 Minuten |
Hilfe bei der Nahrungsaufnahme | 15 Minuten |
Ankleiden komplett | 10 Minuten |
Bewegungsübungen | 20 Minuten |
Praktische Tipps für pflegende Angehörige
Als pflegende:r Angehörige:r stehen Sie vor besonderen Herausforderungen. Hier einige hilfreiche Tipps:
Alltagsstrukturen schaffen
Integrieren Sie die pflegebedürftige Person sinnvoll in den Alltag, etwa beim Abtrocknen des Geschirrs. Bleiben Sie gelassen, wenn nicht alles perfekt läuft - es geht um Teilhabe, nicht um perfekte Ergebnisse[5].
Bewegung fördern
Regelmäßige Spaziergänge verbessern den Gesundheitszustand und fördern einen besseren Schlaf. Achten Sie auf angemessenes Schuhwerk und ein angepasstes Tempo[5].
Erinnerungen pflegen
Schauen Sie gemeinsam Fotoalben an und sprechen Sie über positive Erinnerungen. Dies fördert das Gedächtnis und schafft schöne gemeinsame Momente[5].
Hausarbeit einbeziehen
Lassen Sie die pflegebedürftige Person bei einfachen Tätigkeiten mithelfen, etwa beim Wäschelegen oder Aufhängen. Zeigen Sie Wertschätzung für die Hilfe, auch wenn das Ergebnis nicht Ihren Vorstellungen entspricht[5].
Aktivierende Pflege betreiben
Ziel sollte immer sein, die Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Unterstützen Sie, wo nötig, übernehmen Sie aber nicht Tätigkeiten, die die Person noch selbst ausführen kann[16].
Rechtliches und finanzielles
Wenn Sie oder Ihre Angehörigen grundpflegerische Unterstützung benötigen, haben Sie unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung. Wichtig ist dafür die Einstufung in einen Pflegegrad durch den Medizinischen Dienst.
Die gesetzliche Grundlage für Pflegeleistungen findet sich im Sozialgesetzbuch (SGB XI). Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad können Pflegesachleistungen, Pflegegeld oder Kombileistungen beanspruchen.
Denken Sie auch an die Patientenverfügung als wichtiges Vorsorgeinstrument. Mit dieser können Sie für den Fall Ihrer Einwilligungsunfähigkeit in medizinischen Angelegenheiten vorsorglich festlegen, welche Maßnahmen durchzuführen oder zu unterlassen sind[1].
Zusammenfassung
Die Grundpflege bildet das Fundament der täglichen Unterstützung für pflegebedürftige Menschen. Sie umfasst die Bereiche Körperpflege, Ernährung, Ausscheidung und Mobilität und kann sowohl von Angehörigen als auch von professionellen Pflegekräften erbracht werden.
Wer als Angehörige:r pflegt, sollte sich gut informieren, auf die eigenen Kräfte achten und bei Bedarf Unterstützungsangebote nutzen. Mit der richtigen Vorbereitung, Geduld und einer wertschätzenden Haltung kann die Grundpflege für alle Beteiligten gut gestaltet werden.