Digitales Erbe: Wie Sie Ihren digitalen Nachlass rechtzeitig regeln
Zusammenfassung
Der digitale Nachlass umfasst alle online gespeicherten Daten und Konten, die nach dem Tod einer Person bestehen bleiben. Um Probleme wie den Zugang für Angehörige oder laufende Kosten zu vermeiden, ist es wichtig, frühzeitig eine Übersicht zu erstellen, Wünsche festzuhalten und Vertrauenspersonen zu informieren. Mit rechtlicher Dokumentation und Vorsorgemaßnahmen können Sie sicherstellen, dass Ihre digitalen Spuren entsprechend Ihren Vorstellungen verwaltet werden.
Die Regelung des digitalen Nachlasses ist eine Aufgabe, die viele Menschen aufschieben. Eine Studie, gefördert vom Bundesseniorenministerium, zeigt: Jede dritte Person über 80 Jahren ist online unterwegs. Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten - vom Einkaufen bei Pflegebedürftigkeit über Bankgeschäfte bis hin zur Pflege von Kontakten. Doch was geschieht mit all diesen digitalen Spuren nach dem Tod? Dieser Artikel bietet Ihnen praktische Informationen und Hilfestellung, wie Sie Ihren digitalen Nachlass sinnvoll regeln können.

Was ist der digitale Nachlass?
Unter dem digitalen Nachlass verstehen wir alle digital gespeicherten Daten, die nach dem Tod hinterlassen werden. Hierzu zählen nicht nur Informationen auf physischen Geräten wie Computern, Smartphones, Tablets oder USB-Sticks, sondern auch alle Daten bei Online-Diensten[8].
Zum digitalen Nachlass gehören:
Online-Konten und -Dienste
- E-Mail-Konten
- Profile in sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram, TikTok etc.)
- Online-Shops und Bezahldienste
- Streaming-Dienste
- Cloud-Speicher mit persönlichen Daten
- Konten bei Google, Apple oder anderen Dienstleister:innen
- Online-Banking und andere Bezahlsysteme
- Softwarelizenzen, digital gekaufte Musik, Filme und Bücher[3]
Warum ist die Regelung des digitalen Nachlasses wichtig?
Die Regelung des digitalen Nachlasses ist aus mehreren Gründen von großer Bedeutung:
Komplexe Passwörter verhindern den Zugriff durch Dritte. Dies führt dazu, dass auch Angehörigen im Todesfall der Zugang zu möglicherweise wichtigen Informationen verwehrt bleibt[4]. Zudem verbleiben alle übermittelten und gespeicherten Daten auch nach dem Tod beim jeweiligen Anbieter. Dies kann zu Problemen führen, wenn laufende Verträge gekündigt werden müssen oder auf wichtige Daten zugegriffen werden soll[2].
Nicht zuletzt können Kosten entstehen, wenn kostenpflichtige Mitgliedschaften oder Abonnements weiterlaufen, ohne dass sie gekündigt werden können.
Rechtliche Grundlagen in Deutschland
Die rechtliche Situation beim digitalen Nachlass ist komplex und nicht durch ein einheitliches Gesetz geregelt. Grundsätzlich geht das Recht auf Zugriff auf digitale Daten auf die Erb:innen über - genau wie andere Rechte auch[3].
Wichtig zu wissen: Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs gehen auch digitale Verträge auf die Erb:innen über. Dies gilt, sofern im Nutzungsvertrag nicht explizit steht, dass die Rechte nicht vererblich sind[3].
Die rechtliche Lage wird durch folgende Faktoren erschwert:
Viele digitale Dienste werden von internationalen Unternehmen angeboten, bei denen unterschiedliche Rechtsgrundlagen gelten können.
Die Anbieter haben eigene Bestimmungen zum Datenschutz und zum Umgang mit den Daten nach dem Tod ihrer Nutzer:innen.
Das Fernmeldegeheimnis und Datenschutzbestimmungen können den Zugang zu manchen digitalen Inhalten erschweren.
Praktische Vorsorge für den digitalen Nachlass
Erstellen Sie eine Übersicht Ihrer digitalen Konten
Ein wichtiger erster Schritt ist, eine Liste mit allen Benutzerkonten, Zugangsdaten und Passwörtern zu erstellen. Diese Liste sollte folgende Informationen enthalten[2][3][4]:
- Name des Dienstes/der Plattform
- Benutzername/E-Mail-Adresse
- Passwort
- Ggf. Antworten auf Sicherheitsfragen
- Ihre Wünsche, was mit dem Konto geschehen soll (löschen, in Gedenkstatus versetzen etc.)
Achtung: Bewahren Sie diese Liste an einem sicheren Ort auf und informieren Sie eine Vertrauensperson über den Aufbewahrungsort[4].
Beauftragen Sie eine Vertrauensperson
Es ist sinnvoll, eine Person Ihres Vertrauens mit allen Aufgaben rund um die digitale Vorsorge zu betrauen. Halten Sie dies schriftlich in einer Vollmacht fest[2].
Wichtig: Die Vollmacht sollte ausdrücklich “über den Tod hinaus” gelten, damit die beauftragte Person auch nach Ihrem Tod handlungsfähig bleibt[2].
Legen Sie fest, was mit Ihren Konten geschehen soll
Definieren Sie genau, was mit Ihren einzelnen Konten passieren soll. Zum Beispiel können Sie für ein soziales Netzwerk festlegen, ob ein Gedenkstatus eingerichtet oder das Profil gelöscht werden soll[2].
Dokumentieren Sie Ihre Wünsche rechtlich
Hinweise zum digitalen Nachlass können Sie in verschiedenen Dokumenten festhalten:
- Im Testament
- In einer Vorsorgevollmacht
- In einer Betreuungsverfügung
- In einem separaten Hinweisblatt zur Vorsorgevollmacht[3]
Hilfestellung für Angehörige
Als Angehörige stehen Sie vor der Herausforderung, den digitalen Nachlass einer verstorbenen Person zu regeln. Hier einige Hilfestellungen:
Zugang zu Konten erlangen
Die Möglichkeiten für Angehörige richten sich nach den Anbietern der jeweiligen Dienste:
- Manche Anbieter akzeptieren die Vorlage des Erbscheins zusammen mit der Sterbeurkunde.
- Andere Plattformen bieten spezielle Optionen an, wie zum Beispiel den “Gedenkstatus” bei Facebook.
Unterstützung durch spezielle Anwendungen
Inzwischen gibt es auch digitale Lösungen, die Angehörige bei der Verwaltung des digitalen Nachlasses unterstützen können. Diese Apps helfen dabei, einen besseren Überblick zu behalten und die Abwicklung zu erleichtern[6].
Praktische Empfehlungen
Handeln Sie frühzeitig: Erstellen Sie schon heute eine Übersicht über Ihre digitalen Konten und aktualisieren Sie diese regelmäßig.
Sichern Sie wichtige Daten: Speichern Sie persönlich wichtige digitale Inhalte (Fotos, Dokumente) zusätzlich lokal auf einem Datenträger, auf den Angehörige leichter zugreifen können.
Informieren Sie Vertrauenspersonen: Teilen Sie mit mindestens einer Person, wo Sie Ihre Zugangsdaten hinterlegt haben - ohne die konkreten Daten preiszugeben.
Nutzen Sie Nachlassfunktionen: Einige Anbieter wie Google oder Facebook bieten bereits Funktionen an, mit denen Sie festlegen können, was mit Ihrem Konto im Todesfall geschehen soll.
Der digitale Nachlass ist ein Thema, das mit zunehmendem Alter des Internets an Bedeutung gewinnt. Durch rechtzeitige Vorsorge können Sie nicht nur sich selbst und Ihren Angehörigen viel Mühe ersparen, sondern auch sicherstellen, dass mit Ihren persönlichen Daten nach Ihrem Tod so umgegangen wird, wie Sie es sich wünschen.