Die Bankvollmacht: Alles, was Sie wissen müssen
Zusammenfassung
Eine Bankvollmacht ermöglicht es einer Vertrauensperson, Bankgeschäfte im Namen des Vollmachtgebers zu erledigen - sei es zu Lebzeiten, über den Tod hinaus oder erst nach dem Tod. Sie ist besonders sinnvoll für Notfälle, längere Abwesenheiten oder als Teil der Vorsorgeplanung, da Ehepartner:innen oder Angehörige ohne Vollmacht keinen automatischen Kontozugriff haben. Wichtig sind eine klare Definition der Befugnisse, die sorgfältige Auswahl der bevollmächtigten Person und die Hinterlegung der Vollmacht bei der Bank.
Eine Bankvollmacht sorgt dafür, dass Ihre finanziellen Angelegenheiten auch dann geregelt werden können, wenn Sie selbst dazu nicht in der Lage sind. Dabei handelt es sich um eine formelle Vereinbarung, mit der Sie einer Vertrauensperson erlauben, in Ihrem Namen Bankgeschäfte zu tätigen. Diese Vollmacht kann besonders wertvoll sein, wenn Sie krankheitsbedingt, bei einem Unfall oder längerer Abwesenheit nicht selbst aktiv werden können. In diesem ausführlichen Artikel erfahren Sie alles Wesentliche rund um die Bankvollmacht.

Was genau ist eine Bankvollmacht?
Eine Bankvollmacht ist eine Vollmacht, die Sie als Kontoinhaber:in einem Dritten erteilen und ihn dazu ermächtigen, über Ihr Bankkonto im Umfang der Vollmacht zu verfügen[16]. Die Bankvollmacht ist - anders als beispielsweise die Patientenverfügung - nicht gesetzlich definiert. Es handelt sich um eine formfreie Vereinbarung zwischen Ihnen als Vollmachtgeber:in und der Bank[2].
Bei der Art der Vollmacht unterscheidet man:
Bankvollmacht vs. Kontovollmacht
Obwohl die Begriffe häufig synonym verwendet werden, gibt es technisch gesehen einen Unterschied:
- Eine Bankvollmacht bezieht sich auf alle Ihre Bankgeschäfte bei einer bestimmten Bank[6][18]
- Eine Kontovollmacht ist spezifischer und gilt nur für ein bestimmtes Konto oder Depot[6][18]
Die meisten Menschen entscheiden sich aus praktischen Gründen für eine umfassende Bankvollmacht, die alle Konten bei einem Kreditinstitut einschließt[15].
Warum ist eine Bankvollmacht sinnvoll?
Eine Bankvollmacht kann in verschiedenen Lebenssituationen hilfreich sein:
- Bei längerer Abwesenheit, etwa während eines Auslandsaufenthalts
- Im Krankheitsfall, wenn Sie vorübergehend oder länger nicht selbst handeln können
- Bei Unfällen oder anderen unvorhergesehenen Ereignissen
- Als Teil Ihrer finanziellen Vorsorge für den Fall der Geschäftsunfähigkeit[2]
Besonders wichtig: Ehepartner:innen sind entgegen einer weitverbreiteten Annahme nicht automatisch gesetzliche Vertreter:innen füreinander. Ohne eine Bankvollmacht haben Ehepartner:innen keinen Zugriff auf die Konten des anderen, selbst im Notfall nicht[19][17].
Eine Bankvollmacht sollte daher frühzeitig erteilt werden, bevor ein Notfall eintritt[3].
Welche Befugnisse umfasst eine Bankvollmacht?
Mit einer Bankvollmacht kann der oder die Bevollmächtigte je nach Umfang der Vollmacht folgende Handlungen vornehmen:
Kontozugriff und -verwaltung
- Einblick in Kontostände erhalten
- Kontoauszüge abrufen
- Konten eröffnen oder schließen
- Änderungen an den Kontoeinstellungen vornehmen[6]
Durchführung von Transaktionen
- Überweisungen im Inland und ins Ausland tätigen
- Geld abheben oder einzahlen
- Zahlungen für Rechnungen, Mieten oder andere Verpflichtungen leisten[2][6]
Kredit- und Anlagegeschäfte
- Kredite beantragen oder in Anspruch nehmen
- Wertpapiere kaufen oder verkaufen
- Sparpläne einrichten, ändern oder kündigen[6]
Weitere Befugnisse
- Kommunikation mit der Bank
- Zugang zu Schließfächern
- Verwaltung von Sicherheiten für Kredite[6]
Wichtig: Sie können den Umfang der Bankvollmacht individuell festlegen und einschränken, zum Beispiel durch:
- Budgetgrenzen für Transaktionen
- Zeitliche Begrenzungen
- Beschränkung auf bestimmte Transaktionsarten[3]
Arten von Bankvollmachten
Je nach Gültigkeitsdauer unterscheidet man verschiedene Arten von Bankvollmachten:
Vollmacht zu Lebzeiten
Diese Form der Vollmacht gilt nur zu Ihren Lebzeiten und erlischt automatisch mit Ihrem Tod. Sie eignet sich für alltägliche Bankgeschäfte und situative Unterstützung[3][18].
Transmortale Vollmacht (über den Tod hinaus)
Diese Vollmacht gilt sowohl zu Lebzeiten als auch nach Ihrem Tod. Sie ermöglicht es der bevollmächtigten Person, auch nach Ihrem Ableben auf Ihr Konto zuzugreifen und beispielsweise weiterlaufende Kosten zu decken oder wichtige Rechnungen zu begleichen. So müssen Ihre Erben nicht auf den Erbschein warten, was oft mehrere Wochen dauern kann[18].
Postmortale Vollmacht (erst nach dem Tod)
Diese Vollmacht tritt erst mit Ihrem Tod in Kraft. Die bevollmächtigte Person kann dann für die Erbengemeinschaft handeln, bis ein Erbschein vorliegt[18].
Die transmortale Vollmacht ist die am häufigsten genutzte Form, da sie die größte Flexibilität bietet[18].
So erstellen Sie eine Bankvollmacht
Für die Erstellung einer Bankvollmacht gibt es keine strikten gesetzlichen Vorgaben, jedoch einige praktische Empfehlungen:
Formale Anforderungen
Grundsätzlich ist keine spezielle Form vorgeschrieben. Aus Gründen der Rechtssicherheit und zum Schutz vor Missbrauch empfiehlt sich jedoch die Schriftform[19].
Praktische Hinweise
Verwenden Sie die Vordrucke Ihrer Bank: Dies stellt sicher, dass die Vollmacht von der Bank anerkannt wird[19][2].
Persönliches Erscheinen mit dem/der Bevollmächtigten: Die Bank ist gesetzlich verpflichtet, die Identität des/der Bevollmächtigten anhand eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses zu überprüfen[20].
Unterschrift beider Parteien: Sowohl Sie als Vollmachtgeber:in als auch die bevollmächtigte Person müssen die Vollmacht unterschriftlich bestätigen[6].
Hinterlegung bei der Bank: Stellen Sie sicher, dass die Vollmacht bei Ihrer Bank hinterlegt wird, damit sie im Bedarfsfall sofort wirksam werden kann.
Notwendige Angaben
Eine Bankvollmacht sollte folgende Informationen enthalten:
- Vollständige Daten des Vollmachtgebers/der Vollmachtgeberin (Name, Anschrift, Geburtsdatum)
- Vollständige Daten des/der Bevollmächtigten (Name, Anschrift, Geburtsdatum)
- Konkrete Aufzählung der Konten, auf die sich die Vollmacht bezieht (bei einer Kontovollmacht)
- Umfang der Vollmacht mit genauer Beschreibung der Befugnisse
- Gültigkeitsdauer der Vollmacht (zu Lebzeiten, über den Tod hinaus)
- Datum und Ort der Ausstellung
- Unterschriften[20]
Risiken und Sicherheitsaspekte
Eine Bankvollmacht basiert auf Vertrauen, birgt jedoch auch Risiken:
Missbrauchspotenzial
Eine Bankvollmacht kann leicht missbraucht werden. Hat der/die Bevollmächtigte vollen Zugriff auf Ihr Konto, kann er/sie theoretisch das gesamte Guthaben abheben oder überweisen[3][15].
Haftungsfragen
Als Vollmachtgeber:in haften Sie auch bei Missbrauch durch den/die Bevollmächtigte:n. Die Vollmacht ermächtigt nur zur Kontoverwaltung, überträgt aber nicht die Haftung[15].
Schutzmaßnahmen
Um Missbrauch vorzubeugen, sollten Sie:
Unterschied zur Vorsorgevollmacht
Eine Bankvollmacht unterscheidet sich in mehreren Punkten von einer allgemeinen Vorsorgevollmacht:
Umfang
- Die Bankvollmacht beschränkt sich auf Bankgeschäfte bei einem bestimmten Kreditinstitut
- Eine Vorsorgevollmacht ist umfassender und bezieht sich auf sämtliche Interessenbereiche wie Vertretung gegenüber Behörden, Arztgespräche oder Wohnangelegenheiten[17]
Anerkennung durch Banken
Obwohl eine Vorsorgevollmacht theoretisch auch die finanzielle Vertretung abdecken kann, wird sie in der Praxis von vielen Banken nicht ohne Weiteres akzeptiert. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, neben einer Vorsorgevollmacht auch eine spezifische Bankvollmacht zu erstellen[17].
Widerruf einer Bankvollmacht
Eine Bankvollmacht ist keine unwiderrufliche Verpflichtung. Sie können als Vollmachtgeber:in:
Aktiver Widerruf
Die Vollmacht jederzeit formlos widerrufen. Es genügt eine schriftliche Mitteilung an Ihre Bank. Für die Sicherheit empfiehlt sich die persönliche Vorsprache bei der Bank[3].
Automatisches Erlöschen
In bestimmten Fällen erlischt eine Bankvollmacht automatisch:
- Mit dem Tod des Vollmachtgebers (bei einer einfachen Vollmacht zu Lebzeiten)
- Bei Insolvenz des Vollmachtgebers
- Mit dem Tod des Bevollmächtigten
Ausnahme: Transmortale und postmortale Bankvollmachten erlöschen nicht mit dem Tod des Vollmachtgebers[3].
Wann sollten Sie eine Bankvollmacht erteilen?
Der beste Zeitpunkt für die Ertellung einer Bankvollmacht ist, bevor sie benötigt wird. Warten Sie nicht, bis ein Notfall eintritt. Ideal ist es, die Bankvollmacht im Rahmen Ihrer allgemeinen Vorsorgeplanung zu erstellen, wenn Sie auch andere Dokumente wie Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht vorbereiten.
Sinnvoll ist eine Bankvollmacht vor allem in folgenden Situationen:
- Wenn Sie häufig länger verreisen
- Bei zunehmendem Alter
- Bei Vorliegen einer chronischen Erkrankung
- Wenn Sie mit der Verwaltung Ihrer finanziellen Angelegenheiten überfordert sind
Fazit: Die Bankvollmacht als wichtiger Teil Ihrer Vorsorge
Eine Bankvollmacht ist ein nützliches Instrument, um Ihre finanziellen Angelegenheiten auch in Situationen geregelt zu wissen, in denen Sie selbst nicht handeln können. Sie schafft Rechtssicherheit für Ihre Angehörigen und ermöglicht es Vertrauenspersonen, Ihnen bei der Verwaltung Ihrer Finanzen zu helfen.
Achten Sie bei der Ausstellung einer Bankvollmacht auf die sorgfältige Auswahl der bevollmächtigten Person, die klare Definition des Vollmachtsumfangs und die Einhaltung der formalen Anforderungen Ihrer Bank. Kombinieren Sie die Bankvollmacht idealerweise mit einer allgemeinen Vorsorgevollmacht, um einen umfassenden Schutz zu gewährleisten.
Die Bankvollmacht bietet Ihnen die Gewissheit, dass Ihre Finanzen auch dann in guten Händen sind, wenn Sie selbst nicht mehr aktiv werden können - ein beruhigendes Gefühl, das zur Lebensqualität beiträgt.