Betreutes Wohnen: Selbstständig leben mit Sicherheitsnetz

Zusammenfassung

Betreutes Wohnen ermöglicht älteren Menschen ein selbstständiges Leben in barrierefreien Wohnungen mit einem Sicherheitsnetz aus Grundleistungen wie Hausnotruf und Betreuung sowie optionalen Zusatzleistungen wie Pflege und Haushaltshilfe. Es ist ideal für Personen, die Eigenständigkeit schätzen, aber bei Bedarf Unterstützung wünschen. Ein sorgfältiger Vergleich der Angebote und Kosten hilft, die passende Wohnanlage zu finden.

Betreutes Wohnen verbindet die Vorteile einer eigenen Wohnung mit der Sicherheit einer Pflegeein­richtung. In Deutschland existieren laut aktuellen Daten 7.795 betreute Wohn­anlagen mit mehr als 324.000 Wohnungen für Senior:innen[8]. Diese Wohnform gewinnt zunehmend an Bedeutung, da sie älteren Menschen ermöglicht, ihre Selbststän­digkeit zu bewahren und gleichzeitig bei Bedarf Unterstützung zu erhalten.

Zwei Pflegekräfte in blauer Arbeitskleidung unterhalten sich in einem hellen Flur einer Betreuungseinrichtung.

Was bedeutet betreutes Wohnen?

Betreutes Wohnen bezeichnet das Leben in einer barrie­refreien Wohnung mit zusätzlichen Dienst­leistungen[5]. Senior:innen mieten oder kaufen eine alters­gerechte Wohnung und erhalten eine Grund­versorgung, während sie weiterhin selbst­bestimmt ihren Alltag gestalten können. Diese Wohnform unterscheidet sich deutlich vom Pflege­heim, da die Bewohner:innen eigene Miet­verträge haben und selbst entscheiden, welche zusätzlichen Unter­stützungs­angebote sie in Anspruch nehmen möchten.

Die Wohnanlagen sind meistens auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausge­richtet. Sie befinden sich häufig in der Nähe von Ärzten, Apotheken und Einkaufs­möglich­keiten. Durch diese günstige Lage wird es den Bewohner:innen erleichtert, auch mit körper­lichen Einschrän­kungen selbstständig ihren Alltag zu bewältigen. Viele Einrichtungen bieten zudem Gemein­schafts­räume und organisierte Freizeit­aktivitäten an, wodurch soziale Kontakte gefördert werden.

Grundleistungen beim betreuten Wohnen

Die Grundleistungen variieren je nach Einrichtung, umfassen aber in der Regel:

  • Eine barrie­refreie Wohnung, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen zuge­schnitten ist[5]
  • Einen Hausmeister­dienst für kleinere Reparaturen und Instand­haltungs­arbeiten[5]
  • Eine Ansprech­person vor Ort, die bei Fragen und Problemen hilft[5]
  • Ein Haus­notruf­system, das rund um die Uhr Hilfe rufen kann[5]

Diese Grund­leistungen sind meist in einer monatlichen Service­pauschale ent­halten, die zusätzlich zur Miete gezahlt wird. Sie bilden das Sicherheits­netz, das älteren Menschen ein Gefühl der Geborgenheit gibt, ohne ihre Selb­ständigkeit einzu­schränken.

Individuelle Zusatzleistungen nach Bedarf

Neben den Grund­leistungen können die Bewohner:innen individuell Zusatz­leistungen in Anspruch nehmen. Zu diesen gehören:

  • Haushalts­hilfen für Reinigung und Wäsche­pflege
  • Essens­service mit Mahlzeiten­lieferung oder gemein­samem Essen
  • Ambulante Pflege­dienste für medizinische Versorgung
  • Einkaufs- und Fahr­dienste für Erledigungen und Arzt­besuche
  • Begleit­dienste für Aktivitäten außerhalb der Wohn­anlage

Je nach Konzept der Wohnanlage werden diese Leistungen von der Einrichtung selbst angeboten oder durch externe Dienst­leister erbracht. Die Bewohner:innen zahlen nur für die tatsächlich genutzten Dienste, was eine kosten­günstige und bedarfs­gerechte Versorgung ermöglicht.

Verschiedene Modelle des betreuten Wohnens

Es gibt unterschiedliche Konzepte des betreuten Wohnens, die sich in ihrem Leistungs­umfang und ihrer Ziel­gruppe unterscheiden.

Wohnen mit Betreuungs­kraft und externen Service­angeboten

Bei diesem Modell gibt es neben einem Haus­meister eine Betreuungs­kraft, die bei sozialen Fragen berät und not­wendige Hilfen und Dienst­leistungen vermittelt[2]. Diese Hilfen werden durch externe Anbieter erbracht. Die Betreuungs­kraft organisiert oft auch gemein­same Veranstaltungen und fördert Kontakte zwischen den Bewohner:innen.

Diese Wohn­form eignet sich besonders für rüstige Senior:innen, die in vielen Lebens­bereichen noch selbst­ständig sind[2]. Die Betreuungs­kraft sorgt dafür, dass bei Bedarf schnell die richtige Hilfe organisiert wird. Bei zu­nehmender und andauernder Pflege­bedürftig­keit kann jedoch ein Umzug in ein Pflege­heim notwendig werden.

Wohnen mit Betreuungs­kraft und Pflege­stützpunkt

Diese Wohn­anlagen verfügen über einen eigenen Pflege­dienst direkt im Haus[2]. Die Bewohner:innen erhalten so bei Bedarf schnell und problem­los pflegerische Hilfe. Außerdem haben sie in diesen Wohn­anlagen in der Regel rund um die Uhr einen Ansprech­partner vor Ort.

Diese Wohn­form eignet sich auch für Menschen, die bereits bei Einzug oder in absehbarer Zeit einen Unter­stützungs- und Pflege­bedarf haben[2]. Je nach Betreuungs­konzept kann es aber auch hier notwendig werden, bei Eintritt andauernder schwerer Pflege­bedürftigkeit in ein Pflege­heim umzuziehen.

Finanzierung und Kosten des betreuten Wohnens

Die Kosten für betreutes Wohnen setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen:

  1. Miet­kosten für die barrierefreie Wohnung
  2. Service­pauschale für die Grund­leistungen
  3. Kosten für Zusatz­leistungen, die individuell in Anspruch genommen werden

Betreutes Wohnen zählt zur häuslichen Pflege. Dadurch haben Bewohner:innen Anspruch auf Zuschüsse der Pflege­kasse, sofern ein Pflege­grad vorliegt[5]. Diese können unterstützend zur Finanzierung der in Anspruch genommenen Leistungen genutzt werden.

Mögliche Zuschüsse und Unter­stützungen

  • Pflege­geld: Steht Pflege­bedürftigen ab Pflege­grad 2 zu und steigt stufen­weise mit jedem Pflege­grad an. Es soll die ambulante Pflege ermöglichen und ist nicht zweck­gebunden[5].

  • Pflege­sach­leistungen: Dienen der Finanzierung von Pflege­aufwendungen durch ambulante Pflege­dienste. Voraussetzung ist mindestens Pflege­grad 2[5].

  • Betreuungs- und Entlastungs­leistungen: Stehen allen Pflege­bedürftigen mit Pflege­grad zu. Sie umfassen monatlich 125 Euro und werden bei Nicht­nutzung angesammelt, sodass pro Jahr 1.500 Euro zur Verfügung stehen[5].

Bei niedrigem Einkommen und Vermögen können unter Umständen auch Leistungen der Sozial­hilfe beantragt werden, wenn die eigenen Mittel und die Leistungen der Pflege­versicherung nicht ausreichen.

Vorsorge­dokumente im Kontext des betreuten Wohnens

Für Menschen, die sich für betreutes Wohnen entscheiden, ist es besonders wichtig, auch an die rechtliche Vorsorge zu denken. Hier spielen drei Dokumente eine zentrale Rolle:

Patienten­verfügung

Mit einer Patienten­verfügung legen Sie fest, welche medizinischen Maßnahmen Sie wünschen oder ablehnen, wenn Sie selbst nicht mehr entscheidungs­fähig sind[1]. Dies ist besonders wichtig, wenn es um lebens­erhaltende Maßnahmen geht.

In der Patienten­verfügung sollten Sie konkret beschreiben, in welchen Situationen diese gelten soll und welche Behandlungen Sie wünschen oder ablehnen[1]. Verwenden Sie keine allgemeinen Formulierungen, sondern beschreiben Sie sehr konkret Ihre Wünsche[1].

Die Patienten­verfügung richtet sich in erster Linie an die Ärzt:innen und das Behandlungs­team. Sie ist gleichzeitig eine Richt­schnur für Bevoll­mächtigte oder Betreuer:innen[1]. Alle Personen, die mit der medizinischen Behandlung befasst sind, müssen eine Patienten­verfügung beachten[1].

Vorsorge­vollmacht

Mit einer Vorsorge­vollmacht benennen Sie eine Person Ihres Vertrauens, die in Ihrem Namen handeln kann, wenn Sie selbst dazu nicht mehr in der Lage sind[10]. Diese Person kann dann in medizinischen, finanziellen und behördlichen Angelegen­heiten für Sie entscheiden.

Die Vorsorge­vollmacht ist besonders wichtig, wenn Sie in einer betreuten Wohn­anlage leben, da die bevoll­mächtigte Person Ihre Interessen gegenüber der Einrichtung und medizinischem Personal vertreten kann.

Betreuungs­verfügung

Wenn Sie keine Vertrauens­person haben, die im Notfall Ihre Angelegen­heiten regeln kann, ist eine Betreuungs­verfügung sinnvoll[9]. Mit diesem Dokument legen Sie fest, wer in einer Not­situation als rechtliche:r Betreuer:in für Sie eingesetzt werden soll.

In der Betreuungs­verfügung können Sie auch festlegen, welche Gewohn­heiten Ihnen wichtig sind und in welcher Umgebung (Wohnung, Pflege­heim) Sie leben möchten[9]. Dies kann besonders relevant werden, wenn ein Umzug aus der betreuten Wohn­anlage in ein Pflege­heim nötig wird.

Entscheidungs­hilfe: Ist betreutes Wohnen die richtige Wahl?

Betreutes Wohnen eignet sich für ältere Menschen, die weitest­gehend eigen­ständig und senioren­gerecht leben möchten[5]. Es ist eine gute Option für Personen, die:

  • ihren eigenen Haushalt noch größtenteils selbst­ständig führen können
  • ein barrierefreies Wohnumfeld benötigen
  • ein Sicherheits­netz für Notfälle wünschen
  • bei Bedarf Unter­stützung in Anspruch nehmen möchten
  • soziale Kontakte zu Gleich­altrigen suchen

Mit zunehmender Pflege­bedürftigkeit kann jedoch ein Umzug in ein Pflege­heim notwendig werden, besonders wenn eine intensive Pflege rund um die Uhr erforderlich ist. Dies sollten Sie bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen.

Fazit und Handlungs­empfehlungen

Betreutes Wohnen bietet eine attraktive Möglichkeit für ältere Menschen, selbst­bestimmt zu leben und gleichzeitig von einem Sicherheits­netz zu profitieren. Die über 7.700 betreuten Wohn­anlagen in Deutschland zeigen, dass diese Wohn­form zunehmend nachgefragt wird[8].

Bevor Sie sich für eine bestimmte Einrichtung entscheiden, sollten Sie folgende Aspekte prüfen:

  • Welche Grund­leistungen sind in der Service­pauschale enthalten?
  • Welche Zusatz­leistungen werden angeboten und zu welchen Preisen?
  • Wie ist die Lage der Wohn­anlage (Nähe zu Ärzten, Einkaufs­möglich­keiten, etc.)?
  • Gibt es einen Pflege­dienst im Haus oder wird mit externen Diensten kooperiert?
  • Wie ist das soziale Leben in der Wohn­anlage gestaltet?
  • Welche Kosten kommen insgesamt auf Sie zu?

Vergessen Sie nicht, neben der Wohnungs­frage auch Ihre rechtliche Vorsorge zu regeln. Eine Patienten­verfügung, Vorsorge­vollmacht und gegeben­enfalls eine Betreuungs­verfügung sind wichtige Dokumente, die Ihre Selbst­bestimmung auch dann sichern, wenn Sie selbst nicht mehr entscheiden können.

Mit der richtigen Vorbereitung und Auswahl kann betreutes Wohnen eine hervor­ragende Lösung sein, um den Lebens­abend selbst­bestimmt und gut versorgt zu verbringen.