Bestattungspflicht in Deutschland: Ihre Rechte und Pflichten
Zusammenfassung
Die Bestattungspflicht in Deutschland verpflichtet nahe Angehörige, für eine würdevolle Bestattung Verstorbener zu sorgen, unabhängig vom Erbrecht. Die Organisation umfasst Aufgaben wie die Anzeige des Todes, Überführung und Wahl der Bestattungsart, während die Kosten in der Regel vom Erben getragen werden. Frühzeitige Vorsorge und klare Absprachen können Angehörige in dieser schwierigen Zeit entlasten.
In Deutschland ist die Bestattung Verstorbener nicht nur eine Frage der Pietät, sondern auch gesetzlich geregelt. Die Bestattungspflicht betrifft viele Menschen in einer emotional belastenden Zeit. Dieser Artikel erklärt Ihnen, was die Bestattungspflicht bedeutet, wer für die Organisation verantwortlich ist und wer die Kosten trägt.

Was bedeutet Bestattungspflicht?
Die Bestattungspflicht bezeichnet die gesetzliche Verpflichtung, nach dem Tod einer Person für deren würdevolle Bestattung zu sorgen. Diese Pflicht ist in den Bestattungsgesetzen der einzelnen Bundesländer verankert und hat in Deutschland eine lange Geschichte - sie besteht seit dem Mittelalter und wurzelt in der christlichen Tradition[9][11].
Die Bestattungspflicht umfasst mehr als nur die eigentliche Beisetzung. Sie beinhaltet die gesamte Organisation von der Leichenschau über die Ausstellung der Todesbescheinigung bis zur tatsächlichen Bestattung - all dies muss innerhalb gesetzlich festgelegter Fristen erfolgen[7][11].
Wichtig zu wissen: In Deutschland herrscht generell Friedhofszwang. Eine Ausnahme bildet die Seebestattung, bei der die Asche auf See beigesetzt wird[11].
Wer ist bestattungspflichtig?
Die Bestattungspflicht liegt grundsätzlich bei den nächsten Angehörigen der verstorbenen Person. Die genaue Reihenfolge kann je nach Bundesland leicht variieren, folgt aber meist diesem Muster[7][11]:
- Ehepartner:in oder eingetragene:r Lebenspartner:in
- Volljährige Kinder
- Eltern
- Volljährige Geschwister
- Partner:in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft (nur in einigen Bundesländern)
- Großeltern (nicht in allen Bundesländern, z.B. nicht in Brandenburg)
- Volljährige Enkelkinder
Gut zu wissen: Die Bestattungspflicht besteht unabhängig vom Erbrecht. Das heißt, auch wenn Sie das Erbe ausschlagen, bleiben Sie als nahe:r Angehörige:r bestattungspflichtig[7].
Was umfasst die Bestattungspflicht konkret?
Als bestattungspflichtige Person müssen Sie folgende Aufgaben erledigen oder veranlassen[7][8]:
Leichenschau und Todesbescheinigung: Nach dem Todesfall muss eine Leichenschau durch einen Arzt oder eine Ärztin veranlasst werden. Diese:r stellt dann die Todesbescheinigung aus.
Sterbefall anzeigen: Der Tod muss spätestens am dritten Werktag nach dem Todesfall beim zuständigen Standesamt angezeigt werden.
Überführung: Die verstorbene Person muss in den meisten Bundesländern innerhalb von 36 Stunden in eine Leichenhalle überführt werden.
Organisation der Bestattung: Sie müssen für die Wahl der Bestattungsart, des Friedhofs und der konkreten Grabstelle sorgen und die Beisetzung organisieren.
Viele dieser Aufgaben können Sie an ein Bestattungsunternehmen übertragen, das Sie bei allen Schritten unterstützt[8].
Bestattungspflicht ≠ Kostentragungspflicht
Ein häufiges Missverständnis: Die Bestattungspflicht (Organisation) und die Kostentragungspflicht (Bezahlung) sind nicht dasselbe[9][12].
Wer trägt die Kosten?
Nach § 1968 BGB trägt grundsätzlich der Erbe die Kosten der Bestattung[10][12]. Die Regelung im Detail:
- Ist die bestattungspflichtige Person gleichzeitig Erbe, muss sie die Kosten tragen.
- Ist die bestattungspflichtige Person nicht der Erbe, kann sie die Kosten vom Erben zurückfordern.
- Wurde das Erbe ausgeschlagen oder gibt es keinen Erben, müssen die Kosten von der Person getragen werden, die dem Verstorbenen gegenüber unterhaltspflichtig war (Ehepartner:in, Kinder, Eltern etc.)[12].
- Bei finanzieller Bedürftigkeit kann beim Sozialamt eine Kostenübernahme beantragt werden[7][9].
Praxistipp: Um späteren Streit zu vermeiden, sollten Sie vor Beauftragung eines Bestattungsunternehmens klären, wer die Kosten übernimmt. Eine Sterbeversicherung kann helfen, finanzielle Belastungen zu vermeiden[9].
Welche Bestattungsarten sind möglich?
In Deutschland sind verschiedene Bestattungsarten erlaubt, wobei die genauen Möglichkeiten je nach Bundesland variieren können[7][9][11]:
Erdbestattung
Die klassische Form ist die Beisetzung des Sarges im Erdgrab. Sie folgt der christlichen Tradition und ist auf allen Friedhöfen möglich.
Feuerbestattung
Bei der Feuerbestattung wird der Leichnam eingeäschert, und die Asche wird anschließend in einer Urne beigesetzt. Diese Bestattungsform wird immer beliebter.
Seebestattung
Eine besondere Form ist die Seebestattung, bei der die Asche auf See beigesetzt wird. Sie ist vom Friedhofszwang ausgenommen.
Anonyme Bestattung
Bei einer anonymen Bestattung wird die verstorbene Person ohne namentliche Kennzeichnung des Grabes beigesetzt. Dies kann als Erd- oder Feuerbestattung erfolgen.
Wichtiger Hinweis: Die Wahl der Bestattungsart richtet sich nach dem Willen der verstorbenen Person. Hat diese keine Wünsche hinterlassen, entscheiden die Angehörigen[8].
Praktische Hinweise für den Trauerfall
Dokumente, die Sie benötigen
Für die Bestattung sind folgende Dokumente erforderlich[8]:
- Todesbescheinigung (vom Arzt ausgestellt)
- Eintragung im Sterberegister (erhalten Sie vom Standesamt)
- Bei einem nicht natürlichen Tod: Genehmigung der Staatsanwaltschaft
- Gegebenenfalls ein Leichenpass für Überführungen in andere Bundesländer oder ins Ausland
Unterstützung durch Bestattungsunternehmen
Die meisten Bestattungsunternehmen bieten ein Komplettangebot an, das alle notwendigen Schritte umfasst. Dies kann in der emotionalen Ausnahmesituation eine große Entlastung bedeuten[8].
Vorsorge zu Lebzeiten
Um Ihre Angehörigen zu entlasten und Ihre eigenen Wünsche festzuhalten, können Sie bereits zu Lebzeiten Vorsorge treffen:
- Legen Sie Ihre Wünsche zur Bestattungsart schriftlich fest
- Klären Sie finanzielle Fragen, etwa durch eine Sterbeversicherung
- Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen über Ihre Wünsche
Besonders hilfreich: Ein Bestattungsvorsorgevertrag regelt nicht nur Ihre Wünsche, sondern sichert auch die Finanzierung Ihrer Bestattung[9].
Fazit
Die Bestattungspflicht stellt Angehörige in einer ohnehin schweren Zeit vor zusätzliche organisatorische und finanzielle Herausforderungen. Mit dem Wissen um Ihre Rechte und Pflichten können Sie jedoch angemessen handeln. Denken Sie auch an die Möglichkeit, durch frühzeitige Vorsorge Ihre eigenen Wünsche festzuhalten und Ihre Angehörigen zu entlasten.
Durch klare Absprachen innerhalb der Familie und gegebenenfalls die Unterstützung eines Bestattungsunternehmens lässt sich die Bestattung eines geliebten Menschen würdevoll gestalten - ganz im Sinne der verstorbenen Person.