Das barrierefreie Badezimmer: Planung, Gestaltung und Fördermöglichkeiten
Zusammenfassung
Ein barrierefreies Badezimmer bietet Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder im Alter mehr Selbstständigkeit und Sicherheit. Es zeichnet sich durch schwellenlose Zugänge, großzügige Bewegungsflächen, rutschhemmende Böden sowie Haltegriffe aus und kann individuell an die Bedürfnisse der Nutzenden angepasst werden. Fördermöglichkeiten wie Zuschüsse der Pflegekasse oder KfW-Kredite erleichtern die Finanzierung eines solchen Umbaus.
Ein barrierefreies Badezimmer ermöglicht Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder älteren Personen mehr Selbstständigkeit und erhöht die Lebensqualität. Durch durchdachte Planung und moderne Gestaltung entstehen Räume, die sowohl praktisch als auch ansprechend sind. Dieser Artikel gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über alles Wichtige zum Thema barrierefreies Bad.

Was macht ein Badezimmer barrierefrei?
Ein barrierefreies Bad - manchmal auch Komfortbad genannt - zeichnet sich durch bestimmte Merkmale aus, die den Alltag erleichtern. Laut der Grundnorm für barrierefreies Bauen und Planen (DIN 18040) muss ein solches Bad vor allem ausreichend Bewegungsfreiheit bieten und ohne Hindernisse nutzbar sein[9].
Wesentliche Merkmale sind:
- Großzügige Bewegungsflächen vor allen Sanitärobjekten (mindestens 120 x 120 cm, für Rollstuhlfahrende 150 x 150 cm)[8]
- Schwellenlose Zugänge, insbesondere bei der Dusche
- Leicht bedienbare Armaturen und Sanitärelemente
- Rutschhemmende Böden zur Unfallvermeidung
- Angemessene Beleuchtung für sicheres Bewegen
- Haltegriffe an strategisch wichtigen Stellen[6]
Ein barrierefreies Bad passt sich den Nutzenden an - nicht umgekehrt. Es unterstützt bei der selbstständigen Körperpflege und berücksichtigt individuelle Einschränkungen, ohne dabei auf ästhetische Aspekte zu verzichten.
Gesetzliche Grundlagen und Normen
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für barrierefreies Bauen sind in Deutschland in verschiedenen Regelwerken verankert. In der Musterbauordnung wird Barrierefreiheit definiert als bauliche Anlagen, die “für Menschen mit Behinderung in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe, zugänglich und nutzbar sind”[4].
Die DIN 18040-2 ist dabei die maßgebliche Norm für barrierefreies Bauen im Wohnungsbereich[4]. Sie gibt klare Vorgaben zu Mindestmaßen, Ausstattungsmerkmalen und technischen Anforderungen. Für geförderte Wohnungen ist die Einhaltung dieser Norm in der Regel verpflichtend.
Besonders wichtig: Die DIN 18040-2 fordert, dass Wände in Sanitärräumen so ausgebildet werden müssen, dass sie bei Bedarf mit Stütz- und Haltegriffen nachgerüstet werden können[4]. Dies unterstreicht das Konzept der Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Bedürfnisse.
Die Planung eines barrierefreien Badezimmers
Grundriss und Raummaße
Die Planung beginnt mit dem Grundriss. Entscheidend sind ausreichende Bewegungsflächen:
- Vor Sanitärobjekten wie WC, Waschbecken und Dusche sollten mindestens 120 x 120 cm Freiraum vorhanden sein[8]
- Für Rollstuhlfahrende sind 150 x 150 cm erforderlich[8]
- Die Badezimmertür sollte mindestens 80 cm breit und 205 cm hoch sein[9]
- Die Türklinke sollte sich in einer Höhe von etwa 85 cm befinden[9]
Wichtig bei kleinen Bädern: Die Tür sollte nach außen öffnen, damit der Zugang im Notfall, etwa bei einem Sturz, nicht blockiert wird[8].
Dusche und Badewanne
Die Dusche ist ein zentrales Element im barrierefreien Bad:
- Bodengleiche Dusche ohne Schwellen oder mit minimalem Einstieg (maximal 2 cm Höhe)
- Mindestens 120 x 120 cm Grundfläche, bei Rollstuhlnutzung mehr[8][9]
- Rutschhemmender Boden mit Rutschfestigkeitsklasse R10[6]
- Sitzgelegenheit (Duschhocker, Klappsitz oder gemauerte Sitzfläche)[2]
- Haltegriffe zur Unterstützung[2][6]
- Thermostatarmaturen mit Verbrühungsschutz[2]
- Handbrause mit ausreichend langem Schlauch, idealerweise höhenverstellbar[2]
Wenn eine Badewanne gewünscht wird, gibt es spezielle barrierearme Modelle mit Tür und integriertem Sitz. Alternativ kann eine tief in den Boden eingelassene Wanne mit breiter Umrandung und Haltegriffen gewählt werden[6].
WC und Waschtisch
Für WC und Waschtisch gelten folgende Empfehlungen:
WC:
- Höhe angepasst an die individuellen Bedürfnisse
- Abstand zu Wänden und anderen Objekten mindestens 20 cm[9]
- Halte- und Stützgriffe, idealerweise klappbar[6]
- Toilettenpapierhalter und Spülung aus sitzender Position erreichbar[2]
Waschtisch:
- Unterfahrbar für Rollstuhlfahrende[9]
- Frontale Benutzung gewährleistet[2]
- Ausreichend Ablageflächen im Greifbereich[2]
- Spiegel so angebracht, dass er auch im Sitzen nutzbar ist (mindestens 100 cm hoch)[9]
- Einhebelmischer oder berührungslose Armaturen[6]
Weitere Ausstattungsmerkmale
Für zusätzliche Sicherheit und Komfort sorgen:
Finanzierung und Fördermöglichkeiten
Die Kosten für ein barrierefreies Bad können erheblich sein - oft im Bereich von etwa 4.000 Euro oder mehr[3]. Glücklicherweise gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten:
Zuschüsse von Kranken- und Pflegekassen
Wenn eine Pflegebedürftigkeit vorliegt (Pflegegrad 1 bis 5), kann die Pflegekasse Zuschüsse gewähren. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass Personen mit unterschiedlichen Pflegegraden Förderungen für ihren Badumbau erhalten haben[3]:
- Eine Familie mit einem pflegebedürftigen Großvater (Pflegegrad 3) konnte eine bodengleiche Dusche mit rutschfesten Fliesen, Haltegriffen und Duschsitz sowie ein höhenverstellbares Waschbecken finanziell gefördert bekommen[3]
- Eine alleinstehende Seniorin mit Arthrose (Pflegegrad 2) erhielt Unterstützung für den Einbau einer barrierearmen Badewanne mit Tür und Sitzgelegenheit[3]
- Ein Ehepaar (beide mit Pflegegrad 1) bekam Zuschüsse für eine bodengleiche Dusche, rutschfeste Fliesen, Haltegriffe und eine erhöhte Toilette[3]
Weitere Finanzierungsmöglichkeiten
Neben den Zuschüssen der Pflegekasse gibt es weitere Optionen:
- KfW-Bank: Zinsgünstige Kredite für altersgerechtes Umbauen
- Förderungen der Bundesländer: Regional unterschiedliche Angebote
- Steuerliche Absetzbarkeit: Teilweise als außergewöhnliche Belastungen steuerlich absetzbar
Es lohnt sich, vor Beginn der Umbaumaßnahmen mehrere Kostenvoranschläge einzuholen und sich über alle möglichen Förderwege zu informieren[3].
Checkliste: Das barrierefreie Bad
Abschließend eine übersichtliche Checkliste, die Ihnen bei der Planung Ihres barrierefreien Bades hilft:
Grundlegende Planung:
- Bewegungsflächen von mindestens 120 x 120 cm vor allen Sanitärobjekten eingeplant?
- Tür mit mindestens 80 cm Breite, idealerweise nach außen öffnend?
- Vorwandinstallation in Leichtbauweise für spätere Anpassungen vorgesehen?
Duschbereich:
- Bodengleicher oder superflacher Einstieg?
- Rutschhemmender Boden?
- Sitzgelegenheit vorgesehen?
- Haltegriffe geplant?
- Thermostatarmatur mit Verbrühungsschutz?
WC-Bereich:
- Individuell angepasste Höhe?
- Ausreichend Bewegungsraum seitlich und davor?
- Haltegriffe (idealerweise klappbar) eingeplant?
- Spülung und Toilettenpapierhalter auch im Sitzen erreichbar?
Waschplatz:
- Unterfahrbares Waschbecken?
- Spiegel auch im Sitzen nutzbar?
- Einhebelmischer oder berührungslose Armaturen?
- Ausreichend Ablageflächen in Greifhöhe?
Sicherheit und Komfort:
- Rutschhemmende Bodenbeläge ausgewählt?
- Ausreichende Beleuchtung geplant?
- Kontrastreiche Farbgestaltung für bessere Orientierung?
- Stabile Möbel ohne scharfe Kanten und Ecken?
Ein barrierefreies Badezimmer ist eine Investition in die Zukunft und steigert die Lebensqualität aller Nutzer:innen. Mit sorgfältiger Planung und unter Berücksichtigung individueller Bedürfnisse entsteht ein Raum, der Selbstständigkeit, Sicherheit und Komfort vereint.
Nutzen Sie die dargestellten Fördermöglichkeiten und lassen Sie sich von erfahrenen Fachleuten beraten, um Ihr persönliches Komfortbad zu verwirklichen.