Außergewöhnliche Bestattungsarten: Alternative Möglichkeiten des letzten Abschieds
Zusammenfassung
Neben den traditionellen Erd- und Feuerbestattungen gibt es zahlreiche außergewöhnliche Alternativen wie Baumbestattungen, Diamantbestattungen oder Reerdigungen, die individuelle Wünsche und Nachhaltigkeit berücksichtigen. Einige Varianten, wie Weltraumbestattungen oder die Ascheverstreuung in freier Natur, sind aufgrund der Friedhofspflicht in Deutschland nur eingeschränkt möglich, können jedoch im Ausland umgesetzt werden. Eine frühzeitige Planung und schriftliche Festlegung der Wünsche erleichtert Angehörigen die Umsetzung.
- Traditionelle und alternative Bestattungsarten in Deutschland
- Naturnahe außergewöhnliche Bestattungsarten
- Technologisch innovative Bestattungsarten
- Wasserbestattungen
- Personalisierte Bestattungsarten
- Körperspende als Alternative zur Bestattung
- Bestattungsarten, die in Deutschland nicht möglich sind
- Fazit: Vielfältige Möglichkeiten für den letzten Abschied
Die Art der Bestattung gehört zu den persönlichsten Entscheidungen im Leben. Mit zunehmendem Wandel der Trauerkultur sind neben traditionellen Formen zahlreiche außergewöhnliche Bestattungsarten entstanden. Diese bieten nicht nur neue Möglichkeiten der Erinnerung, sondern entsprechen oft auch dem Wunsch nach Individualität und Nachhaltigkeit. Der folgende Artikel gibt Ihnen einen Überblick über besondere Alternativen zur klassischen Erdbestattung und Feuerbestattung, ihre rechtlichen Rahmenbedingungen und praktische Umsetzung in Deutschland.

Traditionelle und alternative Bestattungsarten in Deutschland
In Deutschland dominieren nach wie vor zwei klassische Bestattungsformen: Die Erdbestattung im Sarg, für die sich etwa 30 bis 40 Prozent der Menschen entscheiden, sowie die Feuerbestattung mit anschließender Urnenbeisetzung, die mittlerweile rund 60 Prozent der Bestattungen ausmacht[3]. Daneben gewinnen jedoch alternative Formen zunehmend an Bedeutung.
Rechtliche Grundlage: Ein wichtiger Aspekt bei der Wahl der Bestattungsart ist die in Deutschland geltende Friedhofspflicht. Diese besagt, dass Verstorbene auf einem Friedhof beigesetzt werden müssen. Die genauen Regelungen sind in den Bestattungsgesetzen der einzelnen Bundesländer festgehalten[2]. Einige alternative Bestattungsarten sind deshalb in Deutschland nicht oder nur eingeschränkt möglich.
Naturnahe außergewöhnliche Bestattungsarten
Wald- und Baumbestattung
Eine zunehmend beliebte Alternative zur klassischen Bestattung ist die Waldbestattung oder Baumbestattung. Hierbei wird die Asche des Verstorbenen im Wurzelbereich eines Baumes beigesetzt[3]. Diese Bestattungsform verbindet den Gedanken des natürlichen Kreislaufs mit einer würdevollen Erinnerungskultur.
Eine besondere Variante ist die Lebensbaum-Bestattung, bei der die Asche mit Erde vermischt wird, in die anschließend ein Baum gepflanzt wird. Nach einigen Monaten kann dieser Baum - beispielsweise eine Roteiche, Rosskastanie oder Quitte - an einem geeigneten Ort eingepflanzt werden. Da dies in Deutschland aufgrund der Friedhofspflicht nicht unmittelbar möglich ist, erfolgt die Pflanzung zunächst in der Schweiz oder den Niederlanden[7].
Reerdigung: Beschleunigte Rückkehr zur Natur
Eine besonders innovative Form der ökologischen Bestattung ist die Reerdigung. Bei diesem vom Berliner Start-up “Meine Erde” entwickelten Verfahren wird der natürliche Zersetzungsprozess erheblich beschleunigt. Der Körper wird in einem speziellen Metallbehältnis, dem sogenannten “Kokon”, eingeschlossen und mit pflanzlichen Materialien wie Grünschnitt oder Stroh umgeben. Durch sanfte Bewegung und Belüftung wird der Prozess unterstützt, sodass der Körper innerhalb von etwa 40 Tagen fast vollständig zu Erde wird - ein Vorgang, der bei einer klassischen Erdbestattung bis zu zwei Jahre dauern kann[1].
Die Kosten für eine Reerdigung liegen bei ungefähr 3.000 Euro[1]. Nach Abschluss des Prozesses können die Angehörigen die entstandene Erde im Rahmen einer Beisetzung unter einer Schicht Friedhofserde in einer Grabstelle verstreuen.
Innovativer Pilzsarg
Eine weitere nachhaltige Alternative ist der Pilzsarg. Diese innovative Bestattungsvariante nutzt die natürlichen Eigenschaften von Pilzen, um den Zersetzungsprozess zu unterstützen und den Körper auf natürliche Weise in den Kreislauf des Lebens zurückzuführen[7].
Technologisch innovative Bestattungsarten
Diamantbestattung
Eine besonders persönliche Erinnerungsmöglichkeit bietet die Diamantbestattung. Hierbei wird ein Teil der Asche des Verstorbenen unter hohem Druck und großer Hitze in einen synthetischen Diamanten umgewandelt[8]. Jeder dieser Erinnerungsdiamanten ist einzigartig und kann in verschiedenen Farben, Formen und Schliffen gestaltet werden.
Die Diamantbestattung ermöglicht es Hinterbliebenen, ein greifbares und dauerhaftes Andenken zu bewahren, das sie beispielsweise als Schmuckstück bei sich tragen können[8]. Diese Form setzt eine vorherige Feuerbestattung voraus und gilt als außergewöhnliche Möglichkeit, die Erinnerung an einen geliebten Menschen auf besondere Weise zu bewahren.
Weltraumbestattung
Für Menschen mit Faszination für den Weltraum gibt es die Möglichkeit einer Weltraumbestattung. Hierbei wird eine kleine Menge der Asche des Verstorbenen in einer Mikrokapsel in eine Trägerrakete eingeschleust und ins All geschossen. Es stehen verschiedene Optionen zur Verfügung: von der Erdumlaufbahn über das tiefe All bis zur Mondbestattung[2].
Die Kosten für eine Weltraumbestattung beginnen bei etwa 4.995 Dollar für die Erdumlaufbahn und steigen auf 12.500 Dollar für eine Mondbestattung[2]. In Deutschland ist diese Bestattungsform aufgrund der Friedhofspflicht nicht direkt möglich, jedoch kann nach der Einäscherung die Asche ins Ausland überführt werden.
Wasserbestattungen
Seebestattung
Die Seebestattung gehört mit 5 bis 10 Prozent zu den etablierten alternativen Bestattungsformen in Deutschland[3]. Hierbei wird die Urne nach seemännischem Brauch der Nord- oder Ostsee übergeben. Diese Form der Bestattung bietet eine Alternative zum klassischen Friedhof und entspricht dem Wunsch nach Freiheit und Naturverbundenheit.
Luftbestattung
Bei der Luftbestattung, auch Flugbestattung genannt, wird die Asche des Verstorbenen aus einem Flugzeug, Hubschrauber oder Heißluftballon verstreut. Da diese Bestattungsart in Deutschland nicht erlaubt ist, muss eine Überführung ins Ausland vorgenommen werden. Nach der Einäscherung wird ein Termin für den Flug vereinbart, wobei bei Heißluftballons die Wetterbedingungen eine Rolle spielen. Die Angehörigen können eine kleine Trauerfeier abhalten und teilweise auch am Flug teilnehmen. Im Anschluss erhalten sie die Koordinaten des Beisetzungsgebietes[6].
Personalisierte Bestattungsarten
Fußball-Fanbestattung
Für leidenschaftliche Fußballfans gibt es die Möglichkeit einer Fanbestattung. Große Vereine wie Manchester United bieten verschiedene Optionen an, beispielsweise kann in Großbritannien die Asche auf dem Rasen im Stadion verteilt werden[4].
In Deutschland ist dies aufgrund des Friedhofszwangs nicht in dieser Form möglich. Allerdings bieten einige Vereine wie der Hamburger SV und der FC Schalke 04 spezielle Bereiche auf bestehenden Friedhöfen an, die mit den Vereinsfarben gestaltet sind - sogenannte “Fußballfriedhöfe”[4].
Außergewöhnliche Särge
In Ghana hat sich eine besondere Tradition entwickelt: Individuell gestaltete Särge, die das Leben oder die Leidenschaften des Verstorbenen widerspiegeln. Diese kunstvollen Särge können die Form von Autos, Flugzeugen, Fischen, Früchten oder zahlreichen anderen Objekten haben, die für den Verstorbenen bedeutsam waren[4].
Die Form des Sarges repräsentiert meist einen wichtigen Aspekt aus dem Leben des Verstorbenen, etwa seinen Beruf oder eine Leidenschaft. Die Kosten für einen solchen Sarg liegen bei mindestens 400 US-Dollar, was in Ghana etwa einem durchschnittlichen Jahreseinkommen entspricht[4].
Körperspende als Alternative zur Bestattung
Eine besondere Form des letzten Weges ist die Körperspende an ein anatomisches Institut oder eine medizinische Hochschule. Bei dieser zu Lebzeiten festgelegten Entscheidung dient der Körper nach dem Tod der medizinischen Forschung und Ausbildung[8].
Um als Körperspender anerkannt zu werden, müssen Sie zu Lebzeiten eine schriftliche Willenserklärung abgeben, die von der jeweiligen Institution akzeptiert wird. Nach Abschluss der Forschungsarbeiten wird der Körper in der Regel eingeäschert, und die Asche kann an die Angehörigen übergeben oder auf Wunsch beigesetzt werden[8].
Bestattungsarten, die in Deutschland nicht möglich sind
Aufgrund der Friedhofspflicht sind einige Bestattungsarten in Deutschland nicht oder nur eingeschränkt möglich:
- Ascheverstreuung in freier Natur: In Deutschland ist dies grundsätzlich nicht erlaubt, in einigen Bundesländern gibt es jedoch spezielle Streuwiesen auf Friedhöfen.
- Beisetzung im eigenen Garten: Dies ist in Deutschland nicht möglich, während es in anderen Ländern wie den Niederlanden erlaubt ist.
- Buddhistische Himmelsbestattung: Bei dieser in Tibet praktizierten Bestattungsform wird der Körper des Verstorbenen zerlegt und Greifvögeln zum Fraß überlassen - in Deutschland nicht erlaubt.
Wenn Sie eine in Deutschland nicht zugelassene Bestattungsform wünschen, ist häufig eine Überführung ins Ausland möglich. Sprechen Sie hierzu frühzeitig mit einem Bestattungsunternehmen, das sich auf alternative Bestattungsformen spezialisiert hat.
Fazit: Vielfältige Möglichkeiten für den letzten Abschied
Die Bestattungskultur befindet sich im Wandel. Neben den traditionellen Formen der Erd- und Feuerbestattung gibt es heute zahlreiche außergewöhnliche Alternativen, die individuellen Wünschen und Vorstellungen Rechnung tragen. Von naturnahen Varianten wie der Baumbestattung über technologisch innovative Formen wie die Diamantbestattung bis hin zu persönlichen Gestaltungsmöglichkeiten - die Bandbreite ist groß.
Wenn Sie sich für Ihre eigene Bestattung oder die eines Angehörigen für eine alternative Form interessieren, informieren Sie sich frühzeitig über die rechtlichen Rahmenbedingungen und praktischen Möglichkeiten in Ihrem Bundesland. Ein Gespräch mit spezialisierten Bestatter:innen kann Ihnen helfen, die passende Lösung zu finden, die sowohl Ihren persönlichen Wünschen als auch den gesetzlichen Vorgaben entspricht.
Denken Sie daran, dass Ihre Wünsche zur Bestattung idealerweise schriftlich festgehalten werden sollten, damit Ihre Angehörigen später in Ihrem Sinne handeln können. Eine vorausschauende Planung kann in der Trauersituation für alle Beteiligten eine große Entlastung darstellen.