24-Stunden-Pflege: Ihre Möglich­keiten für eine bedarfs­gerechte Betreuung zu Hause

Zusammenfassung

Die 24-Stunden-Pflege ermöglicht pflegebedürftigen Menschen, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben, indem eine Betreuungskraft im Haushalt lebt und Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben sowie Grundpflege bietet. Diese Betreuungsform ist besonders geeignet für Personen mit Demenz, nach einem Schlaganfall oder bei altersbedingten Einschränkungen und kann durch Pflegegeld und andere Leistungen teilweise finanziert werden. Wichtig sind klare Absprachen, die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und die Auswahl eines seriösen Anbieters, um eine bedarfsgerechte und rechtlich abgesicherte Betreuung sicherzustellen.

Die 24-Stunden-Pflege bietet eine wertvolle Alternative zum Pflegeheim und ermöglicht es pflegebedürftigen Menschen, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben. Durch diese Betreuungsform zieht eine Pflegekraft in den Haushalt ein und steht bei Bedarf zur Verfügung. Entgegen der Bezeichnung arbeiten diese Betreuer:innen jedoch nicht tatsächlich rund um die Uhr, sondern nach einem festgelegten Zeitplan mit gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten. Die Kosten liegen typischerweise zwischen 2.200 und 3.200 Euro monatlich, können teilweise durch Pflegegeld und andere Leistungen gedeckt werden und sind oft günstiger als ein Pflegeheimplatz. Besonders für Menschen mit Demenz, nach einem Schlaganfall oder mit altersbedingten Einschränkungen bietet dieses Modell die Möglichkeit, selbstbestimmt im eigenen Zuhause zu leben.

 Pflegerin in blauer Uniform unterstützt ältere Frau mit Rollator in einem gemütlichen Wohnzimmer.

Was bedeutet 24-Stunden-Pflege wirklich?

Die Bezeichnung “24-Stunden-Pflege” hat sich vermutlich aus dem Umstand entwickelt, dass die Betreuungskräfte für die Dauer ihres Einsatzes in den Haushalt der pflegebedürftigen Person einziehen[3]. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie ständig arbeiten. In der Realität arbeiten diese Betreuungskräfte zwischen 35 und 40 Stunden pro Woche und übernehmen in dieser Zeit hauswirtschaftliche und betreuerische Aufgaben[3].

Für die pflegebedürftige Person und deren Angehörige bietet dieses Modell mehrere Vorteile. Der wohl größte Vorteil liegt darin, dass die zu pflegende Person in ihrer gewohnten Umgebung bleiben kann. Viele Menschen haben den tiefen Wunsch, in ihrem eigenen Zuhause alt zu werden - mit der 24-Stunden-Betreuung wird dies auch bei Pflegebedürftigkeit möglich[11][12].

Zudem ermöglicht diese Betreuungsform eine individuelle Versorgung, die sich an den persönlichen Gewohnheiten und Bedürfnissen der pflegebedürftigen Person orientiert. Anders als im Pflegeheim, wo feste Abläufe den Tag strukturieren, kann der Tagesablauf zu Hause flexibler gestaltet werden.

Rechtliche Rahmen­bedingungen der häuslichen Betreuung

Die rechtliche Gestaltung der 24-Stunden-Betreuung ist komplex und befindet sich teilweise in rechtlichen Grauzonen. In Deutschland wurde dieser Bereich - im Gegensatz zu Österreich, das 2007 eine umfassende Regulierung einführte - bisher nicht spezifisch politisch reguliert[1].

Arbeits­zeitliche Vorgaben

Auch wenn die meisten Betreuungskräfte aus dem EU-Ausland kommen, gelten für sie die deutschen arbeitsrechtlichen Bestimmungen. Nach dem Arbeits­zeitgesetz darf die wöchentliche Arbeitszeit einer Betreuungskraft 48 Stunden nicht überschreiten. In Ausnahmefällen kann die tägliche Arbeitszeit vorübergehend auf 10 Stunden verlängert werden, sofern innerhalb von sechs Monaten ein entsprechender Ausgleich erfolgt[3].

Wichtig ist auch die Einhaltung von Ruhezeiten. Nach dem Arbeitszeitgesetz steht den Betreuungskräften eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden nach Arbeitsende zu[3]. Diese Regelungen müssen auch bei der Gestaltung des Betreuungsalltags berücksichtigt werden.

Beschäftigungs­modelle

Es gibt verschiedene Modelle für die Anstellung einer 24-Stunden-Betreuungskraft:

Entsende­modell

Die meisten Betreuungskräfte werden über das Entsendemodell in deutschen Haushalten tätig. Hierbei bleibt die Pflegekraft bei einem Unternehmen in ihrem Heimatland angestellt und wird nach Deutschland entsandt. Für die rechtliche Absicherung ist eine Entsendebescheinigung A1 erforderlich, die belegt, dass die Betreuungskraft legal in Deutschland arbeiten darf[3].

Selbst­ständigkeit

Einige Betreuungskräfte arbeiten als Selbstständige. Hierbei besteht jedoch oft das Risiko der Scheinselbstständigkeit, wenn die Betreuungskraft in die Haushaltsstrukturen eingebunden ist und Weisungen der pflegebedürftigen Person oder deren Angehörigen befolgen muss[8].

Direkte Anstellung

Theoretisch können Betreuungskräfte auch direkt im Privathaushalt angestellt werden. Dies ist jedoch mit erheblichem bürokratischem Aufwand verbunden und finanziell meist deutlich teurer als andere Modelle.

Für wen eignet sich die 24-Stunden-Betreuung?

Die häusliche Rund-um-Betreuung kann für verschiedene Personengruppen eine passende Lösung sein[5]:

Menschen nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall und der anschließenden Rehabilitation benötigen viele Menschen weiterhin Unterstützung im Alltag. Häufig besteht eine halbseitige Lähmung, die die Mobilität einschränkt. Eine erfahrene Betreuungskraft kann hier bei der Körperpflege helfen, bei Übungen zur Mobilitätsförderung unterstützen und den Haushalt führen.

Personen mit Demenz

Menschen mit Demenz profitieren besonders von der vertrauten häuslichen Umgebung und festen Bezugspersonen. Die Betreuungskraft kann einen strukturierten Tagesablauf gestalten, Aktivierungsmaßnahmen durchführen und für Sicherheit sorgen. Hier sind gute Sprachkenntnisse und Erfahrung im Umgang mit dementiell veränderten Menschen besonders wichtig.

Ältere Menschen mit allgemeiner Schwäche

Bei allgemeiner Altersschwäche, wenn der Alltag nicht mehr selbstständig bewältigt werden kann, bietet die 24-Stunden-Betreuung eine gute Möglichkeit, weiterhin zu Hause zu leben. Die Betreuungskraft unterstützt bei alltäglichen Verrichtungen und sorgt für regelmäßige Mahlzeiten und einen strukturierten Tagesablauf.

Menschen mit chronischen Erkrankungen

Auch bei chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Parkinson oder nach längeren Krankenhausaufenthalten kann eine konstante Betreuung die Lebensqualität deutlich verbessern.

Die Aufgaben einer 24-Stunden-Betreuungskraft

Die Betreuungskräfte übernehmen typischerweise ein breites Spektrum an Aufgaben, die je nach individuellen Bedürfnissen variieren können:

Grundpflegerische Tätigkeiten

Die Betreuungskraft unterstützt bei der täglichen Körperpflege, beim An- und Auskleiden sowie bei Toilettengängen. Sie hilft bei der Nahrungsaufnahme und achtet auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Wichtig zu wissen: Medizinische Pflegeleistungen wie Injektionen, Wundversorgung oder die Verabreichung verschreibungspflichtiger Medikamente dürfen nur von entsprechend qualifizierten Pflegefachkräften durchgeführt werden[11].

Hauswirtschaftliche Unterstützung

Zu den hauswirtschaftlichen Aufgaben gehören die Zubereitung von Mahlzeiten nach individuellen Vorlieben und Bedürfnissen, Reinigungsarbeiten im Haushalt, Wäschepflege sowie Einkäufe und Besorgungen. Die Betreuungskraft sorgt für einen gepflegten Wohnraum und ein angenehmes Wohnumfeld.

Betreuung und Alltagsbegleitung

Ein wichtiger Aspekt ist die soziale Betreuung. Die Betreuungskraft gestaltet den Tag gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person, begleitet bei Arztbesuchen und Spaziergängen, liest vor oder spielt Gesellschaftsspiele. Sie fördert soziale Kontakte und sorgt für Beschäftigung und geistige Anregung.

Kosten und Finanzierung

Was kostet eine 24-Stunden-Betreuung?

Die Kosten für eine 24-Stunden-Betreuung variieren je nach Qualifikation der Betreuungskraft, Umfang der benötigten Unterstützung und gewähltem Vermittlungsmodell. Im Durchschnitt liegen die monatlichen Kosten zwischen 2.200 und 3.200 Euro bei einer Entsendung[11].

Ein konkretes Beispiel: Für einen Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 4 kostet die Betreuung durch eine osteuropäische Pflegekraft etwa 2.790 Euro pro Monat[12].

Zuschüsse und Unterstützungsmöglichkeiten

Pflegebedürftige können verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung zur Finanzierung nutzen:

  • Pflegegeld je nach Pflegegrad (zwischen 332 und 947 Euro monatlich)
  • Entlastungsbetrag (125 Euro monatlich)
  • Verhinderungspflege (bis zu 1.612 Euro jährlich)
  • Kurzzeitpflege (bis zu 1.612 Euro jährlich)

Diese Beträge können die Kosten für die 24-Stunden-Betreuung teilweise decken[7]. Reichen die eigenen finanziellen Mittel und die Leistungen der Pflegeversicherung nicht aus, kann unter Umständen auch Sozialhilfe in Form der “Hilfe zur Pflege” beantragt werden.

Vorbereitung auf die 24-Stunden-Betreuung

Eine sorgfältige Vorbereitung trägt wesentlich zum Gelingen der häuslichen Betreuung bei:

Wohnraum gestalten

Die Betreuungskraft benötigt ein eigenes Zimmer mit ausreichend Privatsphäre. Dieses sollte funktional und einladend gestaltet sein, mit einem komfortablen Bett, ausreichend Stauraum und Zugang zu Internet, um Kontakte zur Heimat pflegen zu können[2].

Ebenso wichtig ist die Barrierefreiheit des gesamten Wohnbereichs, um die Sicherheit und Zugänglichkeit für die pflegebedürftige Person zu gewährleisten. Überprüfen Sie Türschwellen, Badezimmer, Flure und Küche auf ihre Eignung und nehmen Sie wenn nötig Anpassungen vor[2].

Erwartungen und Aufgaben klären

Vor Beginn der Betreuung sollten Sie klare Absprachen über Aufgaben, Arbeitszeiten und Ruhephasen treffen. Ein detaillierter Tagesablaufplan kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Berücksichtigen Sie dabei die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten der Betreuungskraft[3].

Kommunikation sicherstellen

Da viele Betreuungskräfte aus dem Ausland kommen, können Sprachbarrieren auftreten. Klären Sie vorab, wie gut die Deutschkenntnisse sind und überlegen Sie, ob Hilfsmittel wie Übersetzungs-Apps sinnvoll sein könnten[4].

Häufige Herausforderungen und Lösungsansätze

Bei der 24-Stunden-Betreuung können verschiedene Probleme auftreten. Laut einer Studie berichten etwa 30% der Nutzer:innen von Schwierigkeiten mit der 24-Stunden-Pflege[4]:

Sprachbarrieren überwinden

Wenn die Betreuungskraft nur eingeschränkt Deutsch spricht, kann dies zu Missverständnissen führen. Hier können bildliche Darstellungen, einfache Satzstrukturen oder digitale Übersetzungshilfen unterstützen. Es kann auch hilfreich sein, einen kleinen Wortschatz mit wichtigen Begriffen in beiden Sprachen anzulegen[4].

Überforderung der Betreuungskräfte vermeiden

Die Arbeit als 24-Stunden-Betreuungskraft kann sehr anspruchsvoll sein. Achten Sie darauf, dass Ruhezeiten eingehalten werden und schaffen Sie klare Abgrenzungen zwischen Arbeits- und Freizeit. Stellen Sie sicher, dass die Betreuungskraft auch Zeit für sich hat und sich erholen kann[3][4].

Mit Qualifikationsdefiziten umgehen

Nicht alle Betreuungskräfte verfügen über eine pflegerische Ausbildung. Bei spezifischen pflegerischen Bedürfnissen sollte zusätzlich ein ambulanter Pflegedienst eingebunden werden. Besprechen Sie vorab genau, welche Aufgaben die Betreuungskraft übernehmen kann und welche von professionellen Pflegefachkräften durchgeführt werden müssen[4].

Wechsel der Betreuungskräfte gestalten

Häufig arbeiten die Betreuungskräfte im Wechselmodell, wobei sie nach einigen Wochen von einer anderen Person abgelöst werden[9]. Dies kann für pflegebedürftige Menschen, besonders mit kognitiven Einschränkungen, belastend sein. Eine gute Übergabe und Einarbeitung kann den Wechsel erleichtern. Sorgen Sie für eine Überlappungszeit, in der beide Betreuungskräfte anwesend sind, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen.

Vorteile und Nachteile der 24-Stunden-Betreuung

Vorteile

  • Die pflegebedürftige Person kann in ihrer vertrauten Umgebung bleiben
  • Individuelle Betreuung und flexible Anpassung an persönliche Bedürfnisse und Gewohnheiten
  • Konstante Ansprechperson im Alltag
  • Oft kostengünstiger als ein Pflegeheimplatz
  • Schnelle Verfügbarkeit: Nach Vertragsabschluss kann die Betreuungskraft meist innerhalb von 5-7 Tagen vor Ort sein[11]
  • Entlastung für Angehörige, die berufstätig sind oder nicht in der Nähe wohnen

Nachteile

  • Rechtliche Grauzonen und Unsicherheiten
  • Mögliche Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede
  • Abhängigkeit von einer einzelnen Betreuungsperson
  • Einschränkung der eigenen Privatsphäre durch die ständige Anwesenheit einer fremden Person
  • Bei schweren Pflegefällen oder spezifischen medizinischen Anforderungen nicht immer ausreichend[4][8]
  • Wechsel der Betreuungskräfte kann zu Unruhe führen, besonders bei Menschen mit Demenz

Qualitätssicherung und Auswahl eines seriösen Anbieters

Um eine gute Betreuungsqualität zu gewährleisten, sollten Sie bei der Auswahl eines Vermittlungsdienstes auf folgende Aspekte achten:

  • Transparente Kostenstruktur ohne versteckte Gebühren
  • Klare Vertragsbedingungen mit Detailangaben zu Leistungsumfang, Arbeitszeiten und Ruhephasen
  • Nachweis der rechtlichen Absicherung (Entsendebescheinigung A1)
  • Möglichkeit, die Betreuungskraft vorab kennenzulernen (z.B. per Videogespräch)
  • Notfallplan für den Fall von Krankheit oder vorzeitiger Abreise der Betreuungskraft
  • Ansprechperson beim Vermittlungsdienst für Fragen und Probleme während der Betreuungszeit

Auch Bewertungen anderer Kund:innen oder Empfehlungen von Pflegeberatungsstellen können bei der Auswahl helfen.

Fazit: Ist die 24-Stunden-Betreuung das Richtige für Sie?

Die 24-Stunden-Betreuung ermöglicht vielen pflegebedürftigen Menschen ein selbstbestimmtes Leben in ihrem eigenen Zuhause. Sie ist besonders geeignet für Personen, die regelmäßige Unterstützung im Alltag benötigen, aber keine intensive medizinische Pflege.

Die Entscheidung für diese Pflegeform sollte gut überlegt sein und die persönlichen Bedürfnisse, finanziellen Möglichkeiten und räumlichen Gegebenheiten berücksichtigen. Eine professionelle Pflegeberatung kann dabei helfen, die individuell beste Lösung zu finden.

Mit der richtigen Vorbereitung und einem seriösen Anbieter kann die 24-Stunden-Betreuung die Lebensqualität für pflegebedürftige Menschen deutlich verbessern und gleichzeitig Angehörige entlasten. Der Wunsch, im eigenen Zuhause alt zu werden, lässt sich so auch bei Pflegebedürftigkeit oft verwirklichen.